Sprachräume, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Maturatraining

SprAChrAuM 7 Ich und die anderen 60 Haben Sie die Aufgabenstellung untersucht und die Ausgangsmaterialien erschlossen bzw. analysiert (interpretiert), sollten Sie nicht einfach anfangen zu schreiben, sondern einen Schreibplan erstellen . Schreibpläne unterscheiden sich natürlich je nach der von Ihnen verlangten Textsorte, in allgemeiner Form lässt sich ein Schreibplan z. B. für einen Interpretationsaufsatz folgendermaßen darstellen: Die Einleitung führt zum Spezifischen des Textes und zur eigenen Deutung hin, z. B.: Thema des Textes, zentrale Motive, auffällige Textmerkmale, Bezug zur eigenen Lebenswelt … Der Hauptteil enthält eine schlüssige Interpretation ƒƒ klare These zur Deutung des Textes ƒƒ Stützung der Deutung durch die - sachlich richtige Beschreibung des Textes (d. h. die Aspekte der Textanalyse: Achten Sie dabei auf eine korrekte Verwendung der Fachbegriffe.) - nachvollziehbare Darstellung des Zusammenhangs zwischen der Deutung und den Erschließungsaspekten (Achten Sie darauf, dass Sie die Erschließungsergebnisse angemessen gewichten und durch den Text, d. h. durch Belege und Zitate, stützen.) - die nachvollziehbare und sachlich richtige Darstellung möglicher Zusammenhänge zwischen Ihren Untersuchungsergebnissen und dem Kontext (z. B. der Biografie des Autors/der Autorin oder der Epoche). Der Schluss greift die Deutung des Textes auf, z. B. in Form einer Zusammenfassung, der persönlichen Bewertung, der Hervorhebung einzelner Untersuchungsaspekte. Beachten Sie, dass Sie Ihren Text so planen, dass sich ein roter Faden ergibt. Insbesondere sollte zwischen der Einleitung und dem Schlussteil eine (gedankliche) Verbindung stehen. Machen Sie sich deshalb stets zuerst klar, worauf Sie mit Ihrem Text hinauswollen (d. h. wie der Schluss aussehen soll). Sie können dann vom Schluss ausgehend Ihren Text gewissermaßen rückwärts planen. Lassen Sie sich Zeit für Ihre Schreibplanung: Für alle Argumentationskompetenz Schriftliche Kompetenz Interpretationskompetenz Einleitung ƒƒ Heinrich Heines Gedicht von 1828 als Kritik an der Oberflächlichkeit und Heuchelei seiner Zeit ƒƒ Überleitung zur Inhaltszusammenfassung Hauptteil ƒƒ fünf Strophen (mit je vier Versen) ƒƒ Strophe 1: als Einleitung, Handlungssituation wird geschildert: sitzen am Teetisch, zwanglose Konversation („und sprachen von Liebe viel“), die Herren werden ausdrücklich als „ästhetisch“ gekennzeichnet ƒƒ Strophen 2 bis 4: die Dialoge entlarven die Beteiligten: ƒƒ - den dürren Hofrat (also eher wenig „ästhetisch“) , für den offenbar nur noch platonische Liebe möglich ist, und die Hofrätin, die die Haltung ihres Mannes offiziell bedauert; ƒƒ - den großsprecherischen Domherrn (und, ebenfalls wenig „ästhetisch“, mit weit offenem Mund), der offenbar eine Liaison mit dem lispelnden, wenig intelligenten Fräulein hat; ƒƒ - die Gräfin, die nur noch wehmütig von der Liebe als Passion spricht und ansonsten ihren Mann bemuttert. ƒƒ Gedichtaussage ironisch gebrochen, was besonders in Strophe 5 deutlich wird durch die drei Diminutive „Plätzchen“, „Liebchen“ und „Schätzchen“: Weder hat das „Liebchen“ tatsächlich gefehlt noch wäre seine Erzählung von den übrigen Beteiligten der Teetischrunde als „hübsch“ empfunden worden. Vielmehr darf das Gegenteil angenommen werden: Indem das „Liebchen“ von den Freuden der Liebe erzählt hätte, hätte sie die Beteiligten brüskiert (damit ist auch klar, was der Sprecher im Gedicht unter Liebe versteht, nämlich einen sinnlich-erotischen Genuss) Schluss ƒƒ Kritik Heines zielt erkennbar auf die Oberschicht, die er mit seiner pointierten und ironisch gebrochenen Darstellung entlarvt ƒƒ Text passt in die Zeit: Europa nach dem Wiener Kongress am Vorabend der Juli- Revolution in Frankreich Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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