Sprachräume, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Maturatraining

29 Sprachliche Bilder Alliteration Wiederholung des Anfangslautes auf Biegen und Brechen, Fischers Fritze fischt frische Fische Anapher Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe am Vers- oder Satzanfang „Dieses Suchen und dies Finden, / Dieses Denken und Empfinden“ Onomatopoesie Lautmalerei, schallnachahmende Wörter oder Fügungen Kuckuck, quaken, wauwau, quietschen Die sprachliche und stilistische Beschreibung eines Textes ist in der Regel natürlich kein Selbstzweck. Vielmehr geht es darum, einen Zusammenhang zwischen dem Inhalt und der sprachlichen Gestaltung eines Textes herzustellen. Dazu gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder fragen Sie sich bei auffälligen sprachlichen Mitteln, welche Funktion sie für den ganzen Text und seine Aussageabsicht bzw. Wirkung haben. Oder Sie suchen ausgehend von einer Interpretationshypothese nach sprachlichen Auffälligkeiten im Text, die diese Hypothese stützen können. Bei der Arbeit an einem bestimmten Text kommt es dabei oft zu einer Verschränkung dieser beiden grundsätzlichen Möglichkeiten. Wichtig für den Inhalt eines Textes sind häufig: ƒƒ sprachliche Merkmale bzw. Eigenheiten, die sich im ganzen Text zeigen bzw. den ganzen Text prägen; ƒƒ zentrale Textstellen, die sowohl für den Inhalt wichtig als auch sprachlich besonders markiert sind (z. B. durch zentrale Metaphern, Antithesen, Stil- oder Perspektivenwechsel oder andere Zäsuren). 3.8 3.9 Eine Textanalyse schreiben 3.10 Schriftliche Kompetenz Textkompetenz Sprachreflexion Lesen Sie gegebenenfalls noch einmal den Text „Der verlorene Sohn“ von Robert Walser. Erläutern Sie, welche Funktion die Verwendung der zahlreichen Antonyme bzw. der antonymen Wortfelder (vgl. Aufgabe 3.2) hat. Erschließen Sie weitere sprachliche Merkmale, durch welche die negative Einschätzung des Erzählers über den angeblichen Wert der Geschichte vom verlorenen Sohn gestützt wird. a b Untersuchen Sie auch die stilistischen Merkmale der beiden Gedichte (vgl. Aufgabe 3.7) auf ihre Funktion. Lesen Sie noch einmal den Text „Der verlorene Sohn“ von Robert Walser sowie das folgende Bibelgleichnis. Welche Aspekte des biblischen Gleichnisses berücksichtigt Walser nicht in seiner Erzählung, welche hebt er besonders hervor? Leiten Sie aus dieser Untersuchung die Aussageabsicht von Walsers Text ab. Tauschen Sie sich hierzu mit Ihren Mitschülerinnen und Mitschülern aus und formulieren Sie abschließend die Aussageabsicht schriftlich. a b Gleichnis vom verlorenen Sohn, Lukas 15 Und er sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne. 12 Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie. 13 Und nicht lange danach sammelte der jünge- re Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land; und dort brachte er sein Erbteil durch mit Prassen. 14 Als er nun all das Seine verbraucht hatte, kam eine große Hun- gersnot über jenes Land und er fing an zu darben 15 und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. 16 Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Scho- ten, die die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm. 17 Da ging er in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe hier im Hunger! 18 Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. 19 Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner! 20 Und er machte sich auf und kam zu sei- nem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. 21 Der Sohn aber sprach zu 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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