Sprachräume, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Maturatraining

SprAChrAuM 3 Unterwegs und zuhause 26 Um die Sprache eines (literarischen) Textes zu untersuchen , beschreibt man am besten zunächst Auffälligkeiten auf der Wort- und Satzebene: ƒƒ Auf der Wortebene lassen sich folgende Fragen stellen: - Werden bestimmte Wortarten (vor allem Nomen und Adjektive) auffällig häufig verwendet? - Gibt es auffällige Verbformen (Partizipien, Konjunktiv, Imperativ, Passiv, Tempuswechsel)? -  Lässt sich der Wortschatz bestimmten Bedeutungsbereichen zuordnen (Wortfamilien, Wortfelder, Bildbereiche)? -  Gibt es auffällige Wortbeziehungen (Wortwiederholungen, Synonyme, Antonyme/Gegensatzbegriffe, Ober- bzw. Unterbegriffe)? -  Ist die Wortwahl charakteristisch für eine bestimmte Sprachvarietät (Alltagssprache, Jugendsprache, Dialekte, Werbesprache usw.)? -  Welche anderen Besonderheiten gibt es (z. B. Neologismen/Wortneuschöpfungen, häufige Nominalisierungen, viele Komposita, typische Wortbildungsmuster, Sprachspiele usw.)? ƒƒ Auf der Satzebene lassen sich folgende Fragen stellen: - Ist der Satzbau eher komplex (und lang) oder eher reihend (und kurz)? - Gibt es auffällig viele Attribute und/oder adverbiale Bestimmungen? - Ist die Anordnung der Satzglieder und Gliedsätze ungewöhnlich? - Wiederholen sich bestimmte Satzbaumuster auffällig oft? - Gibt es auffällige rhetorische Figuren (z. B. Inversion, Parallelismus oder Ellipse)? Aus der sprachlichen Untersuchung eines Textes lassen sich oft bereits stilistische Auffälligkeiten („Stil“ leitet sich vom lateinischen Wort stilus „Schreibstift“ ab und bedeutet heute „die Art zu schreiben bzw. zu sprechen“) benennen. Man spricht auch von Stilvarianten: ƒƒ Auf der Wortebene unterscheidet man verschiedene Stilebenen : - stilistisch gehoben: Antlitz, entschlafen, Haupt, ruhen - stilistisch neutral: Gesicht, sterben, Kopf, schlafen - umgangssprachlich bis vulgär: Fresse/Gfrieß, abkratzen/verrecken, Birne/Rübe, pennen ƒƒ Auf der Ebene von Wortgruppen unterscheidet man: -  Nominalstil: häufige Nominalisierungen (z. B. „Die Zustimmung der Beteiligten vorausgesetzt …“ statt: „Wenn die Beteiligten zustimmen …“); mehrteilige Komposita („Schlichtungsdurchführungsverordnung“); mehrteilige Attribute („Beschluss über die Durchführung der Abfindung der Beteiligten einer Schlichtung“) – Gegenteil: Verbalstil -  metaphorischer Stil: häufige Verwendung von Metaphern („Zugang zur Welt“, „Lebenskampf“) und Vergleichen („er zitterte wie Espenlaub“) sowie allgemein von treffenden und anschaulichen Formulierungen – Gegenteil: begrifflicher oder sachlicher Stil ƒƒ Auf der Satzebene unterscheidet man: - parataktischer (reihender) Stil: überwiegend und meist kurze Hauptsätze -  hypotaktischer Stil: überwiegend komplexe Satzstrukturen mit vielen Gliedsätzen, Einschüben, Nachstellungen und Parenthesen Achtung: Diese Stilvarianten schließen sich untereinander nicht aus, so kann ein Text z. B. im Nominalstil auch hypotaktische Elemente aufweisen. Neben den Stilvarianten lassen sich außerdem so genannte Funktionalstile unterscheiden. Unter einem Funktionalstil versteht man eine spezielle Sprachverwendung, wie sie in einem bestimmten Funktionsbereich der Sprache vorkommt. Man unterscheidet: ƒƒ alltagssprachlicher Stil, wie er in alltäglichen Kommunikationssituationen verwendet wird; wichtige Kennzeichen sind: Vermeidung gehobener Ausdrücke, Verwendung umgangssprachlicher Ausdrücke, häufige Satzreihen, dialektale Einflüsse, elliptische Sätze (= Sätze, denen ein Satzglied fehlt), sprachliche Verschleifungen bzw. Kürzungen (z. B. „nen“ statt „einen“) ƒƒ publizistischer Stil, wie er in den Medien und der Politik verwendet wird; wichtigstes Kennzeichen ist: Verwendung der Standardsprache (keine umgangssprachlichen Ausdrücke, keine dialektalen Einflüsse) ƒƒ fachsprachlicher Stil, wie er in der Wissenschaft, der Wirtschaft, Verwaltung usw. verwendet wird; Verwendung von Fachwortschatz, eher komplexer Satzbau, Attributhäufungen (z. B. „die angestrebte Verordnung über die Neugestaltung der Buchausleihe“), Verwendung von Nominalisierungen und Komposita (= Wortzusammensetzungen) Schriftliche Kompetenz Textkompetenz Sprachreflexion Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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