Sprachräume, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Übungsband

LÖSUNGEN Grammatik I Verstöße gegen den richtigen Kasus S. 80: Ü1 a. Der Bote brachte ihm etwas. b. Ich gebe ihm etwas. c. Ich beschaffe ihm etwas. d. Er überträgt ihr etwas. S. 81: Ü2 a. vor wem?/vor ihnen; b. wohin?/dorthin; c. wo?/dort; d. wo?/dort; e. wann?/dann, wo?/dort; f. an was?/an etwas, an wem?/an ihm, wann?/dann Ü3 sich anschmiegen (4.), sich mit dem Gedanken tragen (4.), sich einreden (3.), sich bemitleiden (4.), sich nichts antun (3.), sich anfreunden (4.), sich merken (3.), sich polstern (4.), sich anzünden (4.), sich immer wieder sagen (3.) Ü4 Verb 3. 4. Verb 3. 4. Reflexiva 3. 4. schicken x x ablenken x sich vorkämpfen x tragen x x verursachen x x sich schämen x bekommen x beeinflussen x sich wundern x überreichen x x entnehmen x x sich verzeihen x notieren x beachten x sich schminken x schreiben x x absprechen x x sich gönnen x operieren x vernachlässigen x sich zufügen x erzählen x x besitzen x sich wundern x anbieten x x wünschen x x sich beweisen x bedrängen x aufwecken x sich besehen x anbieten x x beibringen x x sich berufen x S. 82: Ü5 Sigrid Ackermann – Draußen im Feld (3.) gingen wir und am Waldrand (3.), mein Verlobter und ich. Die Welt war schön. Wir hatten eben davon gesprochen, wie die Bauern in gewissen Gegenden (3.) die Statue eines Heiligen bestrafen, wenn er ihnen (3.) den erbetenen Regen oder Sonnenschein nicht schickt. Und wie die Holzfäller den Baum, den sie fällen mussten, vorher um sein Einverständnis baten. Sie müssen die Todesangst des Baumes gespürt haben, dieses Zittern im Stamm. Man hat es später wissenschaftlich festgestellt, man hat es registriert und gemessen. Sie erklärten dem Baum (3.), wie wichtig sein Holz sei für den Fortgang der Welt. Mein Verlobter und ich unterhielten uns darüber, wie einfach es gewesen sein muss, einen schönen Baum zu überreden, sein Leben und Holz für eine Wiege hinzugeben. Und wie schwer oder gar unmöglich, wenn er die Bretter zu einem Sarg liefern sollte. Wir kamen darauf, dass die Holzfäller die Bäume wahrscheinlich zwei Mal um Verzeihung und Verständnis baten. Erstens im Stillen wegen der Lüge, mit der sie ihnen (3.) kommen mussten. Zweitens mit lauter Stimme, nämlich die Geschichte von der Wiege erzählend, die fromme Lüge. Mein Verlobter und ich hatten, ohne es bemerkt zu haben, ohne Wissen und ohne Willen, keimende Saat zertreten. Da kam der Grundeigentümer, der Bauer. Ich weiß, dass er Joseph Stoß hieß. Es war der Hügelhofbauer Joseph Stoß. Er ereiferte sich sehr. Wir zogen uns zurück in unseren Wagen und wollten wegfahren Es ging aber nicht sogleich, nicht schnell genug. Die Reifen fassten nicht im weichen Grund. (3.) Mein Verlobter war zu nervös. Da kam von vorn ein brauner Ackerstein geflogen. Ich sah viele gebrochen-weißliche Glassplitter. Es wurde mir (3.) schwarz. Schwarz rundum und ich sehe und höre nichts und spüre nichts mehr seither. Vierundzwanzig Jahre sind vergangen oder mehr. Wir hätten sicher Kinder, vielleicht schon Enkel. – (3.) = Dativ, alle anderen Akkusativ. Angela Sutter – Ich bin jetzt 17, bald 18. Ich habe keine Lust, meinen Senf plattzustreichen. Da heißt es höchstens, er sei noch grün. Ich stelle nur fest: Wir Jungen haben je länger je weniger eine wirkliche Chance. Die Chancen der Jungen waren noch nie so gering, entgegen allem Anschein. Es heißt: Die Welt steht euch (3.) offen! Man bildet euch aus, man fördert euch, man hat tausenderlei Gesetze zu eurem Wohl erkämpft, noch nie hat es eine Jugend so leicht gehabt, noch nie ist eine Jugend so verwöhnt worden, noch nie war die Welt so jung! Was man nicht alles sagen kann! Ich sehe die Zukunft so zugemauert, wie die Landschaft hier zugemauert worden ist. Es ist alles durchorganisiert. Die Wände sind zwar nicht mehr kerkerfeucht, sie sind augenfreundlich. Eingesperrt und isoliert bist du aber mehr denn je. Wie zum Hohn heißt es noch, man werde uns (3.) dereinst eine Welt übergeben, die besser sei als damals, als man sie seinerzeit von den Alten übernommen habe. Popanz mit Windloch! Erstens übergibt man uns (3.) rein gar nichts, wir müssen kriechen, sonst sind wir out. Und zweitens ist das keine Welt mehr, sondern ein Berufssklavengewimmel. Und drittens wollen die uns einreden, diese von ihnen (3.) angerichtete Sauerei sei unsere Welt. Sorry, Sir! Ich brauche mir (3.) nur meine Schule in ihrer verheerenden Leerlauf- freudigkeit (3.) anzusehen. Die Reportagen über Jugendliche in New York oder über die Sauereien mit dem Wal, mit dem Erdöl, mit Südamerika und so weiter brauche ich gar nicht. Ich muss nur den Lehrern (3.) ins Gesicht sehen, wenn sie uns (3.), weil sie dafür bezahlt werden, den Unflat verkaufen, an dem (3.) sie selbst ersticken, diese gekauften Feiglinge. Was ist „die Welt“? Diese kontinuierlich von Flachkopftechnokraten und perversen Hoch- leistungsfetischisten im Kreis herumgejagte Irrwitzgesellschaft? Ich will Jugendanwältin werden, sofern ich es aushalte. Falls ich nicht durchhalte, bin ich zur Auswanderung in hoffentlich lange noch nicht „entwickelte“ Gebiete entschlossen. Ich werde den Grad der mir angetanen persönlichen Vergewaltigung durch die herrschende Industriegesellschaft und ihre Zivilisation zurückdrehen. Ich bin mir (3.) trotz aller Zwänge und des idiotischen Drucks zu schade für den Schuss, für die totale Verweigerung, noch zu schade und hoffentlich lange noch. – (3.) = Dativ, alle anderen Akkusativ. Nikolaus Ott – Wem und wie soll ich erklären, weshalb ich unterschlagen habe? Ich kann nur immer wieder darauf hinweisen, dass meine drei hochintelligenten Söhne unbedingt die best- mögliche Schulung haben mussten. Soll ich in dieser Situation (3.) darauf hinweisen, dass es in diesem Land (3.) mit der derzeitigen Schul- und Hochschulpolitik nicht möglich ist, als kleiner Angestellter seine hoch begabten Kinder anständig schulen zu lassen, dass dies aber im Osten (3.) bei den Kommunisten ohne weiteres möglich wäre? So ein Hinweis wäre glatter Selbstmord gewesen und würde erst recht keinen Cent an Stipendien einbringen. Bei uns räumen die Scheiche, die es nicht nötig hätten, die Stipendien ab. Jeder bessere Trottel schickt seine Brut auf die Uni, wo diese geistig Unter- belichteten aus lauter Familientradition den wirklich Begabten (3.) die Plätze wegnehmen. Nachher treten sie bei Papa oder über Vitamin B in die Wirtschaft ein und blockieren dort auch wieder. Wer aber sagt, dieses System sei eine Sauerei und eine Hure und außerdem ein schleichendes Gift, fällt sofort hinaus. Es ist also besser und klüger, wenn man unterschlägt, das heißt, das Geld stiehlt. Die Bonzen stehlen auch, nur legal, und das ist die so genannte freie Marktwirtschaft. Ich sage also: Ich habe jahrelang unterschlagen, um meinen Söhnen (3.) das Studium zu ermöglichen. Der älteste ist Physiker und Mathematiker. Der zweite Chemiker. Der jüngste Biochemiker und Agronom. Sie sind jetzt alle im Ausland (USA und Cuba). Ich habe milde Richter gehabt und ein so genanntes mildes Urteil mit Bewährung erhalten. Dem Gericht (3.) habe ich nicht gesagt, dass ich mit Haut und Haar und gottverdammt gern unterschlagen habe. Erstens war es ein geistiger Geniestreich, denn sie sind elf Jahre lang nicht draufgekommen und haben erst noch nie alles herausgefunden, und zweitens kann man in diesem Land (3.) nur hintenherum und im Stillen dafür sorgen, dass die allgemeine Bilanz wenigstens ein klein Quäntchen ausgeglichener wird. Heute bin ich der kleine, bescheidene Bürolist in Pension (3.), der seinerzeit aus sehr ehrenhaften Gründen unterschlagen hat und Vater von drei studierten Söhnen ist. Dr. Dr. Dr. Ott-Unterschlag. Mit Stolz, meine sehr Verunehrten, mit nicht wenig dickem Stolz! – (3.) = Dativ, alle anderen Akkusativ. S. 83: Ü6 a. Heidi Blöchinger – Ich habe einmal folgende Geschichte gehört: Ein junger Seemann fiel wegen eines Seilrisses unbemerkt über Bord. Während der nächsten Stunden versuchte er sich schwimmend über Wasser zu halten. Erst nach ungefähr sechs Stunden entdeckte man das Fehlen des Seemannes und der Kapitän ließ ungeachtet des großen Zeitraumes das Schiff wenden und auf demselben Kurs zurückfahren. Der junge Seemann hatte diesseits und jenseits des Ozeans Verwandte, und während des langen und ruhigen Schwimmens versuchte er, sich deren Gesichter vorzustellen. Trotz zunehmender Angstgefühle habe er statt des Gesichts seiner Frau immer stärker das Gesicht seiner Mutter vor sich gesehen, was ihn beruhigt habe, erzählte er später. Nach etwa zwölf Stunden habe er das Schiff auftauchen und auf ihn zufahren sehen, gerade, als er zufolge eines Krampfs (einem Krampf zufolge) nicht mehr an sein Überleben geglaubt habe. Am schlimmsten aber sei – ungeachtet des Durstes und der Kälte – die Angst vor der Angst gewesen. 110 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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