Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

99 Textkompetenz Schriftliche Kompetenz Literarische Bildung Interpretationsschritte überprüfen, bewerten und fortsetzen Bewerten Sie, nach genauem Lesen des Gedichtes „Ich liebe dich“ von Heinz Kahlau, die folgenden von Schülerinnen und Schülern formulierten Schritte für eine Interpretation des Textes. Fügen Sie diesen Schritten Ihre persönlichen Ideen an. Interpretationshypothese: Liebeserklärung eines lyrischen Ich an jemanden, der geliebt wird; in diesem Fall kann man das „Ich“ auch mit dem Autor gleichsetzen, der sich an eine/seine Geliebte wendet; ist aber nicht zwingend; auch eine Frau könnte als lyrisches Ich angenommen werden; Titel: lässt erwarten, dass Gründe, Beispiele, Formen, oder auch Fragen, Probleme des Liebhabens thematisiert werden; der Verlauf des Textes lässt schnell diese letzteren Möglichkeiten ausschließen Ausgedrückt werden Begründungen, was Lieben für das Ich bedeutet, jede Strophe bringt dazu neue Beispiele; Form: 4 Strophen zu je 6 Versen, kein bestimmter Rhythmus, kein erkennbares Reimschema: Reime Str. 1: Vers 2 und 5 und Vers 4 und 6; Str. 2: unreiner Reim Vers 3 und 6; Str. 3 und 4: ohne Reim Sprache: Einfache Sätze, Standardsprache, der erste Satz endet jeweils mit Doppelpunkt, was eine Zäsur beim Lesen nach sich zieht und auf die Erläuterungen, was „Ich liebe dich“ heißt, mit Spannung warten lässt; diese Doppelpunktkonstruktion „verdoppelt“ sich in Strophe 5; keine Dominanz eines bestimmten Wortfelds, kein Fachvokabular; einzig auffallende Wendung: Str. 3, Vers 3: jemanden „sehnen“ statt entweder „sich nach jemandem sehnen“ oder „jemanden ersehnen/herbeisehnen“ Stilmittel: Anapher jeweils am Strophenbeginn, Häufung/Wiederholung der Personalpronomina ich und du in den verschiedenen Fällen; „Überraschung“ in Str. 5: neues Perspron. „wir“ als „Sinn“ der Liebe des Ich zum Du. Ergänzen Sie diese vier Schritte durch die Erarbeitung der Schritte fünf (Thema und lyrisches Ich) und sechs (Deutung). Verfassen Sie auf Basis der erarbeiteten Schritte eine Interpretation des Gedichtes (540-660 Wörter). Beschreiben Sie das Gedicht, analysieren Sie es formal und inhaltlich und kommentieren Sie es. Sie können dazu den hier vorgegeben Beginn fortsetzen oder selbst ganz von vorne beginnen. Das Gedicht „Ich liebe dich“ von Heinz Kahlau ist im Jahr 1970 entstanden. Sein nüchterner Titel ist ohne jede Romantik, wie sie bei Liebesgedichten oft zu finden ist, und auch ohne jeden Kitsch, wie ihn zahlreiche „Schlager“ zeigen, wenn sie von der Liebe singen, aber auch ohne jede Andeutung auf eine eventuell problematische Situation in der Liebe. Das Gedicht beschreibt sachlich das, was das lyrische Ich sich unter der Liebe vorstellt und sich für diese Liebe wünscht, die es für jemanden fühlt. In diesem Fall wird man das „Ich“ auch mit dem Autor gleichsetzen können, der sich an eine/seine Geliebte wendet; dies ist aber nicht zwingend; auch eine Frau könnte als lyrisches Ich angenommen werden, denn der Autor und das lyrische Ich sind nicht automatisch gleichzusetzen. „Gefühlsmäßig“ sind aber in diesem Gedicht Autor und Ich identisch. Der Sachlichkeit, die sich im Titel zeigt, entspricht auch die Form des Gedichts. … Bewerten Sie in einem Gruppengespräch die im Lösungsteil angeführte Musterlösung: Besprechen Sie Teile/ Sätze/Ausdrücke, die Sie inhaltlich und/oder stilistisch für (besonders) gut halten, und solche, die Sie anders und „besser“ gestalten würden. Erläutern Sie, welcher Art von den im Wissenskasten auf Seite 84 präsentierten Einleitungs- und Schluss- varianten die jeweils drei an die Gesamtinterpretation des Gedichts im Lösungsteil angeschlossenen Einleitungen und Schlüsse zuzuordnen sind. Besprechen Sie in der Gruppe, welche Einleitung und welchen Schluss Sie für sehr gut/gut/weniger gut halten, und begründen Sie Ihre Meinung. Selbstverständlich können Sie diese Einleitungen und Schlussvarianten auch sachlich kritisieren. a b c d e 7.6 Eine Gedichtinterpretation verfassen Wählen Sie nun ein Gedicht oder mehrere, thematisch zusammenhängende Gedichte dieses Abschnitts oder des gesamten Sprachraums „Lyrik“ für eine Interpretation aus. Erarbeiten Sie die im W-Kasten vorgeschlagenen Fragen und benützen Sie auch gegebenenfalls die Antworten, die sich aus den bereits beantworteten Arbeitsaufgaben zu den einzelnen Gedichten ergeben. Notieren Sie Ihre Ergebnisse. Verfassen Sie anschließend auf Basis Ihrer Notizen eine Interpretation in der Länge von 540 bis 660 Wörtern. Stellen Sie das Thema des Gedichts/der Gedichte dar, untersuchen Sie Sprache und Stil, beurteilen Sie, ob im Gedicht/in den Gedichten auch für Sie wichtige Aussagen enthalten sind. a b 7.7 Nur zu Prü zwecken – Eigentum des Verlags öbv

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