Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPrACHrAuM 6  Interpretation epischer Texte – „Lebenspläne“ 90 Kompetenztest 6 Hauptkompetenz und Teilkompetenz Textkompetenz, Schriftliche Kompetenz: Textsorten überarbeiten; ihre strukturellen Merkmale erkennen und hinsichtlich ihrer Inhalte und Aussage analysieren und Texte adressatengerecht gestalten Weitere geforderte Kompetenzen Literarische Bildung Methodisch-didaktische Hinweise Teil 1: Partner- oder Gruppenarbeit; Teil 2: Einzelarbeit; Teil 3: Einzelarbeit Hilfsmittel keine Zeitbedarf Teil 1: 50 Minuten; Teil 2: 20 Minuten Teil 3: 5 Minuten Max Bolliger: Sonntag „Was möchtest du?“, fragte der Vater. Daniela studierte die Karte und entschied sich für Riz colonial. „Gern!“, sagte der Kellner. Er behandelte Daniela wie eine Dame. Das Restaurant war bis auf den letz- ten Platz besetzt. Am Nebentisch saß ein Ehepaar mit zwei Kindern. Die beiden stritten sich wegen einer kleinen Puppe aus Plastik. Die Mutter ver- suchte den Streit zu schlichten. Daniela sah, wie der Junge seine Schwester unter dem Tisch dauernd mit den Füßen stieß. Das Dessert machte dem Ge- zank ein Ende. Daniela erinnerte sich, wie sehnlichst sie sich ein- mal ein Schwesterchen gewünscht hatte. „Wie geht es in der Schule?“, fragte der Vater. „Wie immer“, antwortete Daniela. 2 4 6 8 16 10 12 14 verfassen Sie, auf Basis der in diesem Kapitel erläuterten Tipps zur Kurzgeschichte, der Tipps zur Interpretation epischer Texte und zu Einleitung und Schluss eine Interpretation des folgenden Textes in der Länge von 540 bis 660 wörtern. Das Thema des Textes: Ein Mädchen und ein Junge wollen ein anderes Leben führen als die Elterngeneration. nehmen Sie für Ihre Interpretation auch die Schüler-Interpretation und die Einleitungs- und Schlussvorschläge zu „Augenblicke“ zu Hilfe. Textkompetenz Schriftliche Kompetenz Literarische Bildung KT 2 Ihre Regionalzeitung veröffentlicht monatlich Literaturempfehlungen ihrer Leserinnen und Leser. Ein Schüler, der sich im Unterricht gerade mit dem Abschnitt Epik zu beschäftigen hatte, nimmt die Gelegenheit wahr und verfasst eine Empfehlung der Kurzgeschichte „Augenblicke“ (S. 80 f.) Überarbeiten Sie diese Empfehlung in Bezug auf Rechtschreibung, Grammatik, zeichensetzung und Stil (z. B. Abweichungen von der Standardsprache, Satzbaufragen, falsche oder unpräzise wortwahl, dem Schreibanlass/den Adressaten nicht angepasste Formulierungen …). An „Die Ganze Woche“, Redaktion Meine Damen und Herren, Eine Mitschülerin von mir hat mich aufmerksam gemacht, dass ihre Zeitung in der Abteilung „Gehört gelesen“ Leseempfehlungen veröffentlicht. Ich möchte den Lesern Ihres Blattes die Kurzgeschichte „Augenblicke“ von Walter Helmut Fritz ans Herz legen. Der Grund dafür ist, dass ich das in der Geschichte beschriebene Problem selbst gut kenne, nämlich das schwierige Zusammenleben zwischen jung und alt. In diesem Fall geht es um eine alte Frau, die keinen Namen trägt und Elsa, ihre Tochter, zwanzig Jahre alt die mit der Mutter in der gleichen Wohnung lebt. Die Mutter, deren Mann gestorben ist, sucht den Kontakt mit ihrer Tochter. Der Ort der Kontaktsuche ist das Badezimmer. „Wie immer“ kommt auch an diesem 22. Dezember die Mutter unter einem Vorwand Früh am Morgen ins Bad, wo sich Elsa herrichtet. Doch „wie immer“ geht die Mutter Elsa auf die Nerven. Diese entflieht der ihr unangenehmen Begegnung, indem sie das Badezimmer verlässt und in ihr Zimmer geht. Trotzdem Elsa aus Angst, dass ihre Mutter direkt hinterher kommen könnte, die Türklinke festhält, dauert es nicht lange, bis es soweit ist. Doch Elsa verweigert auch hier das Gespräch. Doch sie will nun endgültig eine Entscheidung fassen. Schon lange hat sie sich, als bestmöglichste Lösung, vorgenommen sich einfach in der Stadt ein Zimmer zu nehmen. Sie fährt in die Stadt, aber sie findet die Wohnungsvermittlung, von der sie gehört hat nicht. So fährt sie total enttäuscht zurück, im Kopf den Plan, „nach Weihnachten“ von daheim auszuziehen. Ob sie es tatsächlich tun wird – man weiß es nicht. Dramatisch ist der Schluss der Erzählung. Die beiden letzten Sätze zeigen die Ausweglosigkeit sowohl für die Tochter und die auf sie angewiesene Mutter: Elsa denkt daran, „dass ihre Mutter alt und oft krank war. Sie kauerte sich in ihren Sessel, und sie hätte unartikuliert schreien mögen, in die Nacht mit ihrer entsetzlichen Gelassenheit.“ Die Situation, besonders Elsas Dillemma, bleibt ungelöst, was Elsa tun wird, bleibt offen. Die Kurzgeschichte hat durchschnittliche Menschen gewählt und einen alltäglichen Ort. Die Situation lässt sich auf den normalen Bürger übertragen und man kann diese Problematik in vielen Familien beobachten. Darin liegt ihre Aktualität und ihre Bedeutung – ich würde mich über die Veröffentlichung meines Beitrags jedenfalls freuen. KT 1 Nur zu Prüfzwecken – Eig ntum des Verlags öbv

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