Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

87 Textkompetenz Schriftliche Kompetenz Als ich 17 Jahre alt war, habe ich ein Zitat gelesen, das so oder ähnlich lautete: „Wenn du jeden Tag so lebst, als wäre es dein letzter Tag, wirst du irgendwann recht behalten.“ Dieser Satz hat mich ziemlich beeindruckt. Und seither, während der vergangenen 33 Jahre, be- trachte ich mich jeden Morgen im Spiegel und frage mich: „Wenn das heute der letzte Tag meines Lebens wäre, würde ich das mögen, was ich heute tun werde?“ Und wenn die Antwort über einen längeren Zeitraum „Nein“ war, dann war mir klar: Ich musste etwas ändern. Die Vorstellung, eines Tages tot zu sein, ist das wich- tigste Werkzeug, um mir bei großen Entscheidungen des Lebens zu helfen. Alles, beinahe alles, jede äußere Erwartung, jeder Stolz, jede Furcht vor Versagen oder Enttäuschung, all das ist angesichts des Todes bedeu- tungslos. Es bleibt nur das, was wirklich zählt. Der Ge- danke an den Tod ist das beste Mittel, einer Falle zu ent- kommen: der Angst, etwas verlieren zu können. […] Es gibt keinen Grund, nicht seinem Herzen zu folgen. Vor rund einem Jahr wurde bei mir Bauchspeicheldrü- senkrebs diagnostiziert. […] Die Ärzte gaben mir noch drei bis sechs Monate zu leben. Sie empfahlen mir, nach Hause zu gehen und meine Angelegenheiten zu regeln. Das bedeutet, Abschied zu nehmen. Ich habe mit dieser Diagnose den ganzen Tag gelebt. AmAbend wurde eine Gewebeprobe entnommen und dabei stell- ten die Ärzte fest, dass ich eine ganz seltene Form des Bauchspeicheldrüsenkrebses hatte, die durch eine Operation heilbar sein könnte. Ich wurde operiert. Und es geht mir heute gut. […] Und dennoch, der Tod ist die Endstation für uns alle. Niemand ist ihm bisher entkommen. […] Eure Zeit ist begrenzt, vergeudet die Zeit nicht, indem ihr das Leben anderer lebt. Tappt nicht in die Falle von Dogmen, das wäre ein Leben nach dem Denken anderer Leute. Lasst den Lärm der anderen Meinungen nicht eure innere Stimme übertö- nen. Und ganz wichtig: Habt den Mut, eurem eigenen Herzen und Eingebungen zu folgen. Sie wissen irgend- wie bereits, was ihr wirklich werden möchtet. Alles andere ist zweitrangig. Bleibt hungrig, bleibt unangepasst. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 TEXt 4: Steve Jobs: Bleibt hungrig! Vor 1800 Studenten der Stanford University, einer der weltweit führenden Universitäten, die eben ihre Ausbildung beendet hatten, und 23.000 Freunden und Verwandten hielt Steve Jobs (1955–2011), Gründer und langjähriger Chef von Apple Computer, auf dem Campus der Uni folgende Rede: TEXt 5: 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 Aufbau, Form und Inhalt von Texten erfassen und stichwortartig notieren Erläutern Sie das Thema der Rede von Steve Jobs. Aus welchem Anlass, vor welchem Publikum wurde die Rede gehalten? Untersuchen Sie den Aufbau der Rede; markieren Sie dafür jeweils Einleitung, Hauptteil und Schluss. Redetrainer halten den Einstieg in eine Rede für besonders wichtig, um den Hörerinnen und Hörern „Appetit“ auf das Weitere zu machen. Womit gelingt dies Steve Jobs? Eine gelungene Rede soll auch eine „spannende Mitte“ haben, da nach einiger Zeit die Aufmerksamkeit des Publikums nachlässt, und einen packenden, die Zustimmung anfeuernden Schluss. Mit welchen Inhalten versucht Jobs diese Spannung zu erreichen? Welche Teile der Rede sind rein informativ, welche verbinden Information mit emotionalen Elementen, welcher Teil der Rede ist als Appell zu verstehen? Erklären Sie, was Jobs mit dem Begriff „hungrig“ meint. Sie möchten einem Freund/einer Freundin die Gedanken dieser Rede als „Aufmunterung für aktive Lebensge- staltung“ übermitteln. Fassen Sie dazu die Rede auf Basis der Fragenbeantwortungen in 270 bis 330 Wörtern zusammen. a b 6.7 Ernst Jandl: My own song ich will nicht sein so wie ihr mich wollt ich will nicht ihr sein so wie ihr mich wollt ich will nicht sein wie ihr so wie ihr mich wollt ich will nicht sein wie ihr seid so wie ihr mich wollt ich will nicht sein wie ihr sein wollt so wie ihr mich wollt nicht wie ihr mich wollt wie ich sein will will ich sein nicht wie ihr mich wollt wie ich bin will ich sein nicht wie ihr mich wollt wie ich will ich sein nicht wie ihr mich wollt ich will ich sein nicht wie ihr mich wollt will ich sein ich will sein 2 4 6 8 10 12 14 16 18 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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