Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPrACHrAuM 6  Interpretation epischer Texte – „Lebenspläne“ 84 Textkompetenz Schriftliche Kompetenz Literarische Bildung Einleitung und Schluss von Textinterpretationen beurteilen Beurteilen Sie in der Gruppe die für eine Interpretation des Textes „Augenblicke“ von Schülerinnen und Schülern zur Hausübung gewählten Formulierungen für Einleitung und Schluss. Ordnen Sie die gewählten Möglichkeiten den Vorschlägen in den Wissensboxen „Einleitung“ und „Schluss“ zu. Einleitungsvarianten: a) „Der Rang von Literatur erweist sich daran, ob man mit ihr nachdenken und sich wundern, ob man mit ihr Starres in Bewegung bringen kann.“ Mit dieser Aussage, zitiert nach dem „Kritischen Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“, beschreibt Walter Helmut Fritz vielleicht auch sein eigenes Schreiben. Seine Kurzgeschichte „Augenblicke“ jedenfalls gehört zu den Texten, die nachdenklich machen können. b) Walter Helmut Fritz wurde am 26. 8. 1929 in Karlsruhe als Sohn eines Architekten geboren. Er ist im Nordschwarzwald aufgewachsen (Waldprechtsweiler) und in Rastatt. Seit 1940 lebte er in Karlsruhe. Er studierte Literatur und Philosophie in Heidelberg, arbeitete im Fischer-Verlag und unternahm zahlreiche Reisen. Fritz starb am 20. November 2010 in Heidelberg. Die Kurzgeschichte „Augenblicke“ handelt von … c) „Walter Helmut Fritz ist ein Meister in der Beobachtung des selbstverständlich Scheinenden, des Alltäglichen.“ Seine Themen sind „Verlust, Enttäuschung – und vor allem das Schweigen“. So charakterisiert ein Kritiker die Texte des Autors. Auch in der Kurzgeschichte „Augenblicke“ spielen Enttäuschung, Schweigen, das Alltägliche eine große Rolle. d) Was lässt sich erwarten, wenn ein Autor seinem Text den Titel „Augenblicke“ gibt? Entscheidende Szenen aus einem Leben, und wenn, schöne oder hässliche, angenehme oder unangenehme? Der Autor Walter Helmut Fritz berichtet in seiner Kurzgeschichte von Augenblicken aus dem Leben von Mutter und Tochter. Diese Augenblicke sind gar nicht angenehm. e) „Sie hätte unartikuliert schreien mögen, in die Nacht mit ihrer entsetzlichen Gelassenheit“, so lautet der letzte Satz der Kurzgeschichte „Augenblicke“ von Walter Helmut Fritz. Der Grund dieser Verzweiflung: Eine Tochter hält das Leben mit ihrer alten Mutter nicht mehr aus, sie fühlt sich beengt und bevormundet, aber sie weiß, dass sie ihre Mutter nicht allein lassen kann. Diese Ausweglosigkeit bestimmt die ganze Kurzgeschichte. f) Endlich keinen Ärger mehr mit den Eltern und keine nervigen Geschwister: In die eigene Wohnung zu ziehen und selber über sein Leben bestimmen zu können, das ist der große Traum vieler Jugendlicher. Auch der Text „Augenblicke“ befasst sich mit dem Thema, dass sich ein junger Mensch vom Zuhause lösen will. Schlussvarianten: a) Ich finde diese Kurzgeschichte nicht gelungen. Die Mutter sollte lieber einmal eine Beratungsstelle für Senioren aufsuchen und die Tochter sollte endlich ausziehen. b) Die Alten werden immer mehr und immer älter, die Jungen immer früher selbständig, oder zumindest wollen sie das sein. Es ist schon möglich, dass das Tipps für die Einleitung einer Interpretation ƒƒ Biografische Angaben zu Autor/Autorin: besonders dann wichtig, wenn das Werk deutliche Bezüge zum Leben des Autors/der Autorin hat. ƒƒ Literaturgeschichtliche Angaben: Entstehungszeit/-jahr, Epoche, in die das Werk gehört; besonders wichtig, wenn sich bestimmte politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche Ereignisse im Werk spiegeln. ƒƒ Gedanken zum Titel des Werks ƒƒ Kurze Hinweise zu Thema, Gegenstand, Inhalt des Textes ƒƒ Äußerungen des Autors/der Autorin zum Werk, welche zum Beispiel auf die Intention des Textes oder auf dessen Entstehungsbedingungen hinweisen. (Literaturgeschichten und Literaturlexika benützen – für moderne Autoren zum Beispiel das „Kritische Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“ – siehe Sprachraum 1 „VWA“, Seite 15 f. – in ständig aktualisierter Lose-Blatt-Ausgabe oder im Internet). ƒƒ Zitate aus Kommentaren zum Werk aus Zeitungen, Zeitschriften oder aus der Literaturwissenschaft ƒƒ Überraschender Einstieg: Zitieren einer auffälligen Einzelheit aus dem Text ƒƒ Persönlicher Bezug, eigene Erfahrungen zum Thema Tipps für den Schluss einer Interpretation ƒƒ Darstellung der Wirkung des Textes auf Sie ƒƒ Vergleich mit Ihren Kenntnissen, Erfahrungen, Gefühlen ƒƒ Ihre persönliche Wertung, die Sie stets begründen sollen ƒƒ Kurzzusammenfassung der im Text angesprochenen Problematik ƒƒ Gedanken darüber, wie die im Text gestaltete Konfliktsituation oder Problematik sich zurzeit darstellen oder in der Zukunft darstellen könnten ƒƒ Gedanken, was der Text bei den Lesern/Leserinnen erreichen will (die Absicht/Intention des Textes) ƒƒ Hinweise auf andere Werke ähnlicher Thematik 6.4 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verl gs öbv

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