Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

vOrrAuM  Das Portfolio 8 Schritt für Schritt erproben am Beispiel: Lese-Portfolio zu Schnitzlers Erzählung „Leutnant Gustl“ Die folgende Schritt-für-Schritt-Anleitung gilt grundsätzlich für alle Formen von Portfolios. 1. Schritt: Arbeitsaufgaben und Ziele (zur Orientierung für die Selbstbeurteilung, zur Klärung der Fortschritte notwendig) sowie Beurteilungskriterien gemeinsam mit dem Lehrer bzw. der Lehrerin festlegen. 2. Schritt: Arbeitsphase 3. Schritt: Ordnung und Präsentation 4. Schritt: Selbstbeurteilung 5. Schritt: Fremdbeurteilung 6. Schritt: Redigieren (überarbeiten, verbessern) und erneute Selbst-/Fremdbeurteilung Arthur Schnitzler: Leutnant Gustl Der k.u.k-Leutnant Gustl langweilt sich in einem Konzert und denkt an ein Duell, das er am nächsten Tag mit einem Doktor hat . Beim Ausgang wird er im Zuge der Hektik von einem Bäckermeister beleidigt. Gustl fühlt sich in seiner Offiziersehre gekränkt und fürchtet, der Bäcker werde den Vorfall herumerzählen. Da der Handwerker als Nicht-Adeliger und Nicht-Offizier nicht ‚satisfaktionsfähig’ ist, er sich also nicht duellieren kann, bleibt Gustl scheinbar nichts anderes übrig, als sich zu erschießen. Eine Nacht irrt er im Prater umher, in einem inneren Monolog sein bisheriges Dasein überdenkend. In der Früh, bereit sich zu erschießen, erfährt er … Hier der Beginn der Erzählung (in originaler Rechtschreibung), erschienen 1901. SCHRITTE 1 UND 2: ARBEITSAUFGABEN UND ARBEITSPHASEN Die Arbeitsaufträge sind hier als Orientierungsmöglichkeit vorgegeben, bei anderen Texten wären sie in Zusammenarbeit mit Ihrem Deutschlehrer bzw. Ihrer Deutschlehrerin zu erstellen. a) Arbeitsaufträge zum literaturgeschichtlichen-kulturellen Hintergrund des Textes Pflichtaufgabe Recherchieren Sie zum Autor (Leben, Werke, literarische Anerkennung/Bewertung). Alternativaufgaben nach freier Wahl (mindestens eine): ƒƒ Geben Sie eine kurze Beschreibung des historischen Umfelds (Kultur, Kunst, literarische Strömungen). ƒƒ Schreiben Sie zu „Leutnant Gustl“ einen fiktiven Brief an den Autor. Stellen Sie ihm auch Fragen, die beim Lesen des Textes aufgetaucht sind. ƒƒ Legen Sie ein Glossar (Wörterverzeichnis) für schwierige oder nicht mehr gebräuchliche Wörter/Begriffe an. ƒƒ Beschreiben Sie die von Schnitzler gewählte Form der Erzähltechnik. Wie lang’ wird denn das noch dauern? Ich muß auf die Uhr schauen … schickt sich wahrscheinlich nicht in einem so ernsten Konzert. Aber wer sieht’s denn? Wenn’s einer sieht, so paßt er gerade so wenig auf, wie ich, und vor dem brauch’ ich mich nicht zu genieren … Erst viertel auf zehn? …Mir kommt vor, ich sitz’ schon drei Stunden in dem Konzert. Ich bin’s halt nicht ge- wohnt …Was ist es denn eigentlich? Ich muß das Pro- gramm anschauen … Ja, richtig: Oratorium! Ich hab’ gemeint: Messe. Solche Sachen gehören doch nur in die Kirche! Die Kirche hat auch das Gute, daß man je- den Augenblick fortgehen kann. – Wenn ich wenigs- tens einen Ecksitz hätt’! – Also Geduld, Geduld! Auch Oratorien nehmen ein End’! Vielleicht ist es sehr schön, und ich bin nur nicht in der Laune. Woher sollt’ mir auch die Laune kommen? Wenn ich denke, daß ich hergekommen bin, um mich zu zerstreuen …Hätt’ ich die Karte lieber dem Benedek geschenkt, dem machen solche Sachen Spaß; er spielt ja selber Violine. Aber da wär’ der Kopetzky beleidigt gewesen. Es war ja sehr lieb von ihm, wenigstens gut gemeint. Ein braver Kerl, der Kopetzky! Der einzige, auf den man sich verlassen kann … Seine Schwester singt ja mit unter denen da oben. Mindestens hundert Jungfrauen, alle schwarz gekleidet; wie soll ich sie da herausfinden? Weil sie mitsingt, hat er auch das Billett gehabt, der Kopetzky …Warum ist er denn nicht selber gegangen? – Sie sin- gen übrigens sehr schön. Es ist sehr erhebend – sicher! Bravo! Bravo! … Ja, applaudieren wir mit. Der neben mir klatscht wie verrückt. Ob’s ihm wirklich so gut ge- fällt? – Das Mädel drüben in der Loge ist sehr hübsch. Sieht sie mich an oder den Herrn dort mit dem blon- den Vollbart? … Ah, ein Solo! Wer ist das? Alt: Fräu- lein Walker, Sopran: Fräulein Michalek … das ist wahrscheinlich Sopran … Lang’ war ich schon nicht in der Oper. In der Oper unterhalt’ ich mich immer, auch wenn’s langweilig ist. Übermorgen könnt’ ich eigent- lich wieder hineingeh’n, zur ›Traviata‹. Ja, übermorgen bin ich vielleicht schon eine tote Leiche! Ah, Unsinn, das glaub’ ich selber nicht! Warten S’ nur, Herr Doktor, Ihnen wird’s vergeh’n, solche Bemerkungen zu ma- chen! Das Nasenspitzel hau’ ich Ihnen herunter … 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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