Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPrACHrAuM 5  Dichten von der Klassik bis zum Vormärz 64 Textkompetenz Literarische Bildung Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch, du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, Dann will ich gern zugrunde gehn! 2 4 Faust ist verzweifelt, will Selbstmord begehen, nur der Klang der Osterglocken hält ihn noch davon ab. Um Erkenntnis zu erlangen, geht Faust sogar einen Pakt mit dem Teufel Mephistopheles ein. Der hat sich in Gestalt eines Pudels bei Und dann geht Mephisto ans Werk; dessen Etappen hier im Telegrammstil: Mephisto führt Faust ins Wirtshaus, ohne Erfolg – Mephisto verjüngt Faust in der Hexenküche – Beginn der „Gretchentragödie“: Faust begegnet Gretchen auf der Straße − Wechselseitige Zuneigung − Das Zusammensein soll durch einen Schlaftrunk für Gretchens Mutter ermöglicht werden − Die Mutter stirbt am vergifteten Trunk − Gretchens Bruder Valentin wird von Faust mit Hilfe Mephistos erstochen – Gretchen tötet ihr von Faust empfangenes neugeborenes Kind – Faust will sie aus dem Gefängnis befreien – Gretchen weigert sich mitzukommen – Sie wird wegen ihrer Tat zwar bestraft, aber ihre Seele ist gerettet: Mephistopheles: „Sie ist gerichtet! − Stimme von oben: Ist gerettet!“ Aber der Pakt ist noch nicht erfüllt, Faust hat den entscheidenden Satz noch nicht gesagt. Er fällt am Schluss des zweiten Teils der Tragödie. „Faust, Zweiter Teil“: Vom Suchen nach Erkenntnis zum Wirken für die Gemeinschaft Damit ist der Pakt erfüllt, Faust sinkt leblos zu Boden, Mephisto will triumphierend dessen Seele ergreifen, doch in diesem Augenblick entführen Engel Fausts Seele zu Maria, der „Mater Gloriosa“, in den Himmel. Denn, so formuliert es ein Engel, „Wer immer strebend sich bemüht, / Den können wir erlösen.“ Im Himmel befindet sich auch Gretchen, die als reuige Büßerin dort Gnade gefunden hat. ZWEI DICHTER, DIE ZU AUSSENSEITERN (GEMACHT) WERDEN: HÖLDERLIN UND KLEIST So unbestritten Goethes Größe als Dichter ist, so umstritten sind manche Bereiche seiner Persönlichkeit. Insbesondere wurden von ihm – aber auch von Schiller – Dichter, die nach Anerkennung oder zumindest Beurteilung suchten, oft ignoriert, abgekanzelt oder in ihrer Eigenart nicht erkannt. Zu ihnen gehören auch Friedrich Hölderlin und Heinrich von Kleist. Beider Leben verlief tragisch. Hölderlin wird als geistig unheilbar krank abgeschoben, Kleist tötet sich selbst. Hölderlins Liebe, Scheitern und eines der berühmtesten Gedichte der Weltliteratur Nach dem Wunsch seiner verwitweten Mutter hatte der Pfarrerssohn Hölderlin Theologie studiert, Pfarrer zu werden, lehnt er allerdings ab. So kommt er als „Hofmeister“ – Hauslehrer bei begüterten Familien – 1795 nach Frankfurt zur Bankiersfamilie Gontard. Die Frau des Bankiers, Susette Gontard, ist eine begeisterte Leserin von Hölderlins Romanfragment „Hyperion“. Hölderlin wird gut aufgenommen. Doch während seine Familie nur eine Schilderung seiner ausgezeichneten persönlichen Stimmung bekommt, schreibt er einem Freund gegenüber deutlicher: „Ich bin in einer neuen Welt. […] Es gibt ein Wesen auf der Welt, woran mein Geist Jahrtausende verweilen kann.“ Die Liebes- Faust eingeschlichen und bietet sich an, Fausts Sehnsucht zu erfüllen. Die vom Teufel geforderte Gegenleistung: Er bekommt Fausts Seele. Faust ist einverstanden, unterschreibt mit seinem Blut den Pakt, den er unter folgender Bedingung als erfüllt ansieht: Faust hat sich gewandelt, wird, nach vielen Irrwegen, für die Gemeinschaft tätig, will Millionen Menschen Grund und Boden verschaffen, indem er dem Meer Land abgewinnt. Doch wieder wird er, so wie in der „Gretchentragödie“, schuldig. Er lässt das an der Küste lebende, seinen Plänen im Weg stehende alte Paar Philemon und Baucis vertreiben und nimmt deren Tod in Kauf. Doch als er das gewonnene Land betrachtet und vorhersieht, wie es Lebensraum für immer mehr Menschen werden wird, und er begriffen hat, dass es nicht darum geht, „zu erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält“ , sondern für die Gemeinschaft zu wirken, damit die Menschen frei und sicher leben können, da spricht er den Satz aus: Textinhalte wiedergeben Welchen akademischen Bildungsgang hat Faust absolviert? Was hält er von dieser Bildung? Welche anderen Erkenntnismöglichkeiten sieht er? Was hält er von seiner sozialen Stellung? Was ist Fausts großes Anliegen? Führen Sie dazu das entsprechende Zitat aus dem Text an und geben Sie dieses Anliegen mit Ihren eigenen Worten wieder. 5.5 Und hier verbringet, umrungen von Gefahr, Hier Kindheit, Mann und Greis sein tüchtig Jahr, Solch ein Gewimmel möchte ich sehn, Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn. Zum Augenblicke dürft ich sagen: Verweile doch, du bist so schön! Es kann die Spur von meinen Erdetagen Nicht in Äonen untergehn. – Im Vorgefühl von solchem hohen Glück, Genieß ich jetzt den höchsten Augenblick. 2 4 6 8 10 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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