Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

59 Kompetenztest 4 Hauptkompetenz und Teilkompetenz Schriftliche Kompetenz: Texte entsprechend der jeweiligen Kommunikationssituation, Absicht und Textsorte gestalten und stilistische Mittel gezielt einsetzen Weitere geforderte Kompetenzen Textkompetenz, Sprachbewusstsein Methodisch-didaktische Hinweise Einzelarbeit Hilfsmittel keine Zeitbedarf 30 Minuten Christiane Heil: Einnehmende Sitznachbarn LOS ANGELES. Wer in Amerika eine Reise tut, der kann schon am Flughafen etwas erleben. Endlose Schlangen beim Check-in, Gebühren für Gepäck – und dann schielt man noch auf den Übergewichti- gen, der nebenan eincheckt und womöglich zum Sitznachbarn werden könnte. Im Internet kursiert ein Foto, das den distanzbewussten Amerikanern schon vor dem Boarding Schweißperlen auf die Stirn zaubert. Es zeigt einen übergewichtigen Pas- sagier, der nicht mehr in den Flugzeugsitz passt und daher auf der Armlehne am Kabinengang Platz nimmt. Kieran Daly, der das Bild vor einigen Wo- chen auf seinem Blog flightglobal.com veröffent- lichte, fragte: „Wie fett ist zu fett, um zu fliegen?“ Zehntausende von Posts machen seitdem auf den amerikanischen Reiseblogs die Runde. Warum, fra- gen täglich Hunderte von Amerikanern, sollen sich schlanke Passagiere bei ihrem Flug durch dicke Sitznachbarn einengen lassen? Ein Kommentator fragt: „Für Übergepäck muss extra gezahlt werden – warum nicht auch für zu viel Körpergewicht?“ Das trat eine Welle der Empörung los. Täglich wer- den neue Leidensgeschichten über nachbarliche Speckrollen auf dem eigenen Platz ausgetauscht und Airlines gleichzeitig wegen vermeintlicher Diskriminierung korpulenter Passagiere geschol- ten. Wie für ihre schlanken Sitznachbarn, so sind fett- leibige Passagiere auch für die Fluggesellschaften immer schwerer zu ertragen. Das Foto aus dem In- ternet soll denn auch von einer Stewardess der American Airlines aufgenommen worden sein. Nach Untersuchungen des Centers for Disease Control and Prevention ist heute bereits jeder dritte Amerikaner in medizinischem Sinne „fett“ und bringt mehr als 20 Prozent mehr Gewicht als nor- mal auf die Waage. Allein in den vergangenen 40 Jahren hat der Durchschnittsamerikaner fast 15 Ki- logramm zugelegt. Da die Sitze in den Kabinen seit den fünfziger Jahren dieselbe Größe haben, wird die Kundenzufriedenheit normalgewichtiger Rei- sender immer häufiger strapaziert. […] Bei einer Sitzbreite von 45 Zentimetern auf inneramerikani- schen Flügen vergeht selbst dem tolerantesten Fluggast schnell die Lust am Teilen. Einige amerikanische Fluggesellschaften haben da- her für „Passagiere von Statur“ oder „Sitznachbarn mit Größe“, wie United Airlines ihre XXL-Reisen- den politisch korrekt tituliert, eigene Regeln aufge- stellt. Die Airline hat sich vor Monaten erstmals auf die Jagd nach schwergewichtigen Passagieren ge- macht, nachdem im vergangenen Jahr mehr als 700 Ticketkäufer über ihre einnehmenden Sitznach- barn Beschwerden geschrieben hatten. Wer dieser Tage mehr Platz braucht, muss ihn bei United Air- lines daher auch bezahlen und einen zweiten Sitz buchen. Selbstverständlich steht es den etwas üppi- geren Fluggästen frei, gleich einen breiteren, aber auch teureren Platz in der First oder Business Class zu reservieren. Auch die Definition von „Übergewicht“ hat die Airline unmissverständlich formuliert: Wenn der Sicherheitsgurt selbst mit einem Erweiterungsstück zu eng ist und die Armlehne nicht mehr gesenkt werden kann, ist der Passagier zu dick. Die Kon- kurrenz Southwest Airlines hat schon vor mehr als 20 Jahren eine Art „Fettsteuer“ eingeführt. Mit Verweis auf die Sicherheitsvorschriften der ameri- kanischen Luftfahrtbehörde, die auf Gurt und her- untergelassenen Armlehnen besteht, muss bei der Fluggesellschaft ein zweites Ticket gekauft werden für den Fall, dass ein Platz nicht für die Körperfülle reicht. Wie zu erwarten, tobt im Internet dennoch der Kampf um ein paar Zentimeter Sitzbreite. Die „Koalition der Fettleibigen“ in Tampa (Florida) fühlt sich von den Airlines diskriminiert. Und auf dem „Big Fat Blog“ tauschen sich Betroffene über die vermeintlich subversiven Methoden der Flug- gesellschaften aus, in wirtschaftlich schweren Zei- ten auf Kosten Dicker Geschäfte zu machen. Auch die dünne Hälfte der Menschheit artikuliert sich: „Ich fliege jeden Monat mindestens einmal ge- schäftlich von der West- an die Ostküste“, schreibt Bob aus San Francisco. „Warum soll ich mir jeden Flug auch noch von einem 450-Pfund-Kerl neben mir vermiesen lassen?“ […] 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 KT 1 Lesen Sie den folgenden Text und formulieren Sie in einem oder zwei Sätzen sein zentrales Thema. Textkompetenz Schriftliche Kompetenz Nur zu Prüfzwe ken – Eigentum des Verlags öbv

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