Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

35 Textkompetenz Schriftliche Kompetenz wichtige Informationen parat hat. „Die Leute haben da durchaus eine berechnende Herangehensweise“, sagt Denissen. Das mag zwar unromantisch sein, überra- schend aber ist es nicht. „Man muss ja mal evolutionär die Frage stellen, warum es Freundschaften gibt“, sagt Denissen und verweist auf das harte Leben unserer Vorfahren. „Da ist es plausibel, anzunehmen, dass Freundschaften auch ein Mittel sind, um uns gegensei- tig in schwierigen Situationen zu helfen.“ Besonders in schwierigen Situationen zeigt sich der wahre Wert von Freunden: Sie machen uns stark und schützen vor Stress. Umdas zumessen, bringenWissen- schaftler Menschen in die unangenehmsten Situationen. Der Freiburger Psychologieprofessor Markus Heinrichs etwa ließ Testpersonen Präsentationen vor einem Publi- kum samt Kamera halten. Anschließend mussten sie auch noch Kopfrechenaufgaben lösen. Ein Albtraum für viele. Manche kamen mit der Situation aber besser zu- recht als andere: Das waren diejenigen, die ihren besten Freund oder ihre beste Freundin hatten mitbringen dür- fen. „Sie waren erheblich weniger gestresst als die Perso- nen, die allein kommen mussten“, sagt Heinrichs. Dabei durften die Freunde nur während der Vorbereitungs- phase anwesend sein, nicht beim Test selbst. Heinrichs bringt seine Ergebnisse auf eine Formel: „Zehn Minuten an meiner Seite, schützt ein Freund mich über eine Stunde lang wirksam vor Stress.“ […] In Gegenwart von Freunden erscheinen Probleme kleiner – und Berge buchstäblich flacher: In Experi- menten schätzen Menschen die Steigung eines Hügels tatsächlich geringer ein, wenn ein Freund neben ihnen steht. Je länger sie ihn kennen, desto stärker ist der Ef- fekt. Oft reicht sogar der Gedanke an ihn, damit der Berg schrumpft. „Wir verbuchen unsere Freunde als potenzielle Unterstützung“, sagt Psychologieprofessor Denissen. „Wer solche Ressourcen hat, stuft ein Pro- blem als weniger bedrohlich ein.“ Denissen hat festge- stellt, dass Menschen an Tagen, an denen sie ihre Freunde treffen, ein höheres Selbstwertgefühl haben. […] Eines zeigt sich klar: Wer gute soziale Beziehungen hat, ist zufriedener, gesünder und lebt länger. Letzteres offenbarte erst vor Kurzem eine Analyse von Psycho- logen der Brigham Young University in Utah. Die For- scher werteten Studien mit insgesamt mehr als 300.000 Personen aus, deren Gesundheitszustand über acht Jahre dokumentiert worden war. Menschen mit engen Bindungen hatten eine 50 Prozent höhere Chance, die- sen Zeitraum zu überleben. Fehlender sozialer Rück- halt erwies sich dagegen als ebenso schädlich wie der tägliche Konsum von 15 Zigaretten oder Alkoholmiss- brauch und schädlicher als Sportverweigerung oder Übergewicht. 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 Thema, grundlegende Informationen und Details eines Textes untersuchen Beantworten Sie folgende Fragen zum obigen Text, notieren Sie die Antworten in Stichworten: ƒƒ Was ist das Thema des Textes, was ist seine grundlegende Information? ƒƒ Ist der Text eher informativ oder eher appellativ, zu etwas auffordernd? ƒƒ Welche Funktion für den Text haben die zahlreich angeführten Psychologen und Professoren und die zahlreichen direkten Zitate? Beschreiben Sie folgende Aspekte des Textes und notieren Sie Ihre Analyse ebenso auf Ihrem Stichwortzettel: ƒƒ die verschiedenen Gründe, weshalb Menschen zu Freunden werden können ƒƒ das Resultat der Studien und Erfahrungen des Psychologen Jaap Denissen ƒƒ den Wert von Freunden in schwierigen Situationen ƒƒ das Experiment des Psychologieprofessors der Universität Freiburg ƒƒ den Zusammenhang zwischen Freundschaft und Gesundheit und Wohlbefinden Beschreiben Sie die Sprache des Textes: Ist sie emotional, sachlich, kommen häufig Fachausdrücke vor, werden Stilmittel betont verwendet? a b c 2.5 DIE SCHRITTE ZUR TEXTANALYSE wie leite ich meine Textanalyse ein? Nennung des Titels des Textes und des Autors/der Autorin; falls bekannt, Angabe der Funktion des Autors/der Autorin Angabe, woher der Text stammt: Buch, Zeitschrift, Zeitung; möglichst mit Datum der Textquelle; bei Internettexten Angabe des Abrufdatums Wenn bekannt, Angabe, zu welchem Anlass der Text verfasst wurde: besonderes, aktuelles (politisches, wirtschaftliches, lokales …) Ereignis, bestimmter Jahrestag … was soll in den Hauptteil hinein? Das Thema des Textes und seine grundlegenden Informationen Beschreibung, um welche (Sach)textsorte es sich handelt. Ist der Text informativ, wie z. B. ein Bericht, eine Beschreibung, ein Fachzeitschrift- oder Fachbuchartikel? Ist er eher appellativ, zu etwas auffordernd, wie z. B. Reden oder Werbetexte, oder verbindet er beides? Ist der Text sehr subjektiv geschrieben, wie z. B. ein Kommentar? Quelle: www.zeit.de/zeit-wissen/2011/01/Freundschaft ; abgerufen 26.09.2017 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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