Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

31 klärt. Es geht nicht darum, zu quälen, sondern das Überleben der Spezies Menschen zu verstehen und auf lange Sicht zu verbessern. Viele Fragen zum menschlichen Leben sind ungeklärt, und die Wissenschaft erhofft sich Antworten aus der Genforschung. Die Genome von Maus und Mensch sind zu 98 Prozent ident, es liegt also auf der Hand, an Tiermodellen weiterzuforschen. Klar, Mäuse sind Le- bewesen, aber wäre es den Tierversuchsgegnern lieber, Menschen würden zu Versuchsobjekten gemacht wer- den, und wenn ja, welche bitte? Text 4 Betrifft: Karin Pollack: Pro Tierversuche: Lieber sterben? Sehr geehrte Frau Pollak! „Es geht nicht darum, zu quälen, sondern das Überleben der Spezies Menschen zu verstehen und auf lange Sicht zu verbessern“. Ja, da haben Sie recht. Aber gewährleisten Tierversuche beide Aspekte: kein Quälen und tatsächliche Ergebnisse, die den Menschen dienen? Ich habe große Bedenken und vier Argumente dagegen: Tierische Krankheitsmodelle haben für den Menschen nur eine sehr bedingte Aussagekraft. Menschen und Mäuse sind sich zwar ähnlich, aber sie sind, wie Sie auch zugeben müssen, eben nicht gleich. Die Tiere können in der Versuchstierhaltung und im Versuch selbst oft nicht arttypisch gehalten werden. Sie entwickeln dann Verhaltensstörungen, welche die Ergebnisse der Versuche verfälschen können. Um ein bis zwei transgene Tiere zu erzeugen (und diese genetischen Veränderungen der Tiere machen einen hohen Prozentsatz der Versuche aus), sind hunderte Versuchstiere notwendig, welche anschließend „entsorgt“ werden. Und dann sind noch Unkontrollierbarkeit und Geheimniskrämerei bedenklich: Tierversuche unterliegen aufgrund von Forschungsinteressen der Geheimhaltung. Einen Satz von Ihnen, den finde ich besonders tückisch: Sie meinen, man sollte Tiere nicht „sinnlos“ quälen. Ich glaube, andere zu quälen, das kann prinzipiell nie „sinnvoll“ sein. Denn auch Nützlichkeit ist kein Argument. Es gibt vieles, was für den einen oder anderen nützlich wäre, aber trotzdem unmoralisch und verwerflich ist. Vielleicht geben Ihnen auch die bloßen Zahlen ein bisschen zu denken. Pro Jahr, so wird geschätzt (Geheimniskrämerei, siehe oben), werden weltweit zwischen 60 und 120 Millionen Wirbeltiere (Mäuse, Hamster, Hunde, Katzen, Kaninchen, Pferde, … und Primaten) für Tierversuche verwendet. Und hinter diesen Zahlen stecken millionenfache Individuen – und Qualen. Mit freundlichen Grüßen Zudem sindWissenschafter ja ohnehin auch verpflich- tet, sich an Vorgaben des Tierschutzes zu halten, sprich: nicht sinnlos zu quälen. Tierschützer, die das Thema ernst nehmen, dürften, wenn sie krank sind, auch keine Medikamente einnehmen, sondern müs- sten sich ihrem Leid kampflos ergeben. Nur so wäre gewährleistet, dass kein Tier an einer potenziellen Hei- lung zu Schaden kommt. Also lieber sterben? So un- barmherzig ist die Natur. 10 12 14 16 18 20 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 Sammeln Sie im Laufe der nächsten Monate Beispiele für die verschiedenen maturarelevanten Textsorten (aus Büchern, Zeitungen, dem Internet usw.) in einer Textsortenmappe. Legen Sie dabei nach dem Vorbild der folgenden Tabelle zu jedem Text ein Deckblatt an. In der Rubrik „Besonderheiten“ können Sie zum Beispiel Abweichungen von typischen Merkmalen einer Textsorte oder sprachliche Auffälligkeiten notieren. Titel Autor/in Erscheinungsjahr und -ort Textsorte Intention des Autors/der Autorin Besonderheiten Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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