Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

177 Sprachreflexion Schriftliche Kompetenz Quark ist Topfen: österreichisches Deutsch – deutsches Deutsch und einige Unterschiede DIE GLEICHWERTIGKEIT DER „PLURIZENTRISCHEN“ SPRACHEN Sie möchten einen englischen Text schreiben und stellen in Ihrem Textverarbeitungsprogramm zur Rechtschreibüberprüfung die Sprache Englisch ein. Doch Sie werden dabei nicht nur „Englisch“ finden, sondern „Englisch (Australien)“, „Englisch (Großbritannien)“, „Englisch (Nordamerika)“. Bei Französisch oder Portugiesisch werden Ihnen ebenfalls mehrere Wahlmöglichkeiten angeboten. Und auch im Deutschen finden Sie zumindest zwei verschiedene Überprüfungsangebote: „Deutsch“, „Deutsch (Schweiz)“. Sprachen mit mehreren nationalen Ausprägungen, die sich zwar in einzelnen Punkten unterscheiden, aber nicht so stark, dass sie eigenständige Sprachen wären, nennt man plurizentrische Sprachen (lat. plures „viele“). So ist das österreichische Deutsch nicht bloß ein „Dialekt“ des Deutschen, sondern hat Merkmale, die es als Standardsprache deutlich vom „Bundesdeutschen“ und „Schweizerdeutschen“ unterscheiden. Natürlich ist weder das amerikanische Englisch „besser“ oder „schlechter“ als das englische Englisch noch das französische Französisch „besser“ als das Schweizer Französisch. Sprachen sind grundsätzlich nicht „besser“ oder „schlechter“ als andere, aber der Gebrauch einer bestimmten Sprache beeinflusst ohne Zweifel Denken und Persönlichkeit der Sprechenden und ist Teil ihrer Identität. Das gilt auch für das österreichische Deutsch. ÖSTERREICHISCHES UND DEUTSCHES DEUTSCH: UNTERSCHIEDE IM VOKABULAR Am auffälligsten zeigen sich Unterschiede zwischen beiden Formen des Deutschen im Vokabular. Spezifisch für das österreichische Deutsch ist dabei auch der Einfluss der ehemaligen Länder der Monarchie, also beispielsweise Tschechisch, Ungarisch, Slowenisch, Italienisch. Deutlich merkbar sind die Eigenheiten des österreichischen Vokabulars auch bei regional oder in Dialekt und Mundart gebrauchten Ausdrücken. Die problemlose Kommunikation innerhalb einer Sprachgemeinschaft ist umso einfacher, je weniger Unterschiede im Wortschatz und in der Grammatik zwischen den Kommunikationspartnern bestehen. Manchmal wird deshalb besonders das Vokabular für neue Kommunikationspartner „angepasst“. Gewohnte Ausdrücke werden durch Wörter ersetzt, die dem Kommunikationspartner geläufiger sind. So ist etwa im Tourismusbereich diese Tendenz zur „lexikalischen Überanpassung“ an das deutsche Deutsch statt des Gebrauchs österreichischer Begriffe festzustellen. Varietäten des Deutschen vergleichen, den Einfluss anderer Sprachen auf das österreichische Deutsch erkennen Verbinden Sie die folgenden Bezeichnungen für Speisen und Nahrungsmittel. Österreichisches Deutsch Deutsches Deutsch 1. Geselchtes 2. Karfiol 3. Aufschnitt 4. Kren 5. Marille 6. Lungenbraten mit Heurigen und Kohlsprossen 7. Eierspeise 8. Frittatensuppe 9. Bauernschmaus 10. Salonbeuschel 11. Gugelhupf 12. Palatschinken a) Pfannkuchen b) Rauchfleisch c)  Lendenfilet mit Frühkartoffeln und Rosenkohl d) Kalte Platte e)  Aprikose f)   Meerrettich g) Napfkuchen h) Rinderbrühe mit Pfannkuchenstreifen i) Rührei j) Kalbslunge und Kalbsherz sauer k) Schlachtteller l) Blumenkohl Fassen Sie schriftlich in Stichworten die Informationen der Seite Forschungsstelle Österreichisches Deutsch – http://www-oedeutsch.at/ – zum Deutschen als plurizentrischer Sprache und die Antworten auf (falsche) Einwände, österreichisches Deutsch sei nur ein „deutscher Dialekt“, zusammen. Nennen Sie die österreichischen Begriffe für die folgenden, aus dem Bereich Schule stammenden deutschen Wörter: Komma, Klassenarbeit, Studienrätin, Abiturient, Klassenwiederholer, Füller, Federbüchse, Klassenlehrer, vorsagen. ƒƒ Erklären Sie folgende regional unterschiedliche österreichische Begriffe: Hetschepetsch, Halawachel, Pfitschigogerln, no na ned, marod, Verhackert, Schani, Schraufen (Sport!), tramhapert, Trutscherl, drawig, Nudelwalker, Kukuruz, a Hetz, Grenadiermarsch, Gankerl, ein Schnofel. a b c 14.4 Nur zu Prüfzwecken – E igentum des Verlags öbv

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