Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPrACHrAuM 14  Die Sprache der Gegenwart 176 Mündliche Kompetenz Mediale Bildung Text 3 Pseudonym oder Klarname? Pro Klarname 1. Jeder Schreiber steht zu seinem Kommentar 2. Gewählte Ausdrucksweise, sachlicher Umgangston 3. Politische Forderung nach Ende der Anonymität im Netz Contra Klarname 1. Schreiber kann ausfindig gemacht werden, Verletzung der Privatsphäre (persönliche Belästigung, Stalking) 2. Einträge unter Klarnamen können private oder berufliche Konsequenzen nach sich ziehen 3. Schreiber sind gehemmt, ihre Meinung mitzuteilen 4. Datenschutzproblem: Unternehmen können Daten zu Werbezwecken missbrauchen 5. Alte Foreneinträge sind trotz Löschung weiterhin im Internet aufzuspüren und für verschiedene Zwecke nachschlagbar, z. B. in juristischer Auseinandersetzung 6. Widerspricht der „Kultur im Netz“ Text 4 2 4 6 8 10 12 Wie sollen wir mit Hasskommentaren umgehen? Wie wichtig ist Anonymität? Ein Gespräch mit der Anonymitäts-Befürworterin Anke Domscheit-Berg DIE ZEIT: Frau Domscheit-Berg, Sie sind dafür, dass jeder im Netz alles sagen darf, und zwar anonym. Was soll gut daran sein, im Internet anonym herumzupöbeln? Anke Domscheit-Berg: Um eines gleich klarzustellen, es geht nur um freie Meinungsäußerungen, die nicht gegen geltendes Recht verstoßen. Und Pöbeleien sind nie gut, ob online oder offline. Als bekennende Feministin weiß ich, wie es ist, beschimpft zu werden, unter der Gürtellinie, auf sexistische Weise. Das trifft mich, trotzdem muss ich damit umgehen. DIE ZEIT: Wir müssen als Gesellschaft Shitstorms, Cybermobbing, Hassmails einfach hinnehmen? Domscheit-Berg: Nein, wir müssen im Umgang miteinander mehr Kultur zeigen. Im Netz ist das manchmal noch ein bisschen zu ruppig. Wir stehen erst ganz am Anfang der digitalen Gesellschaft, und ich hoffe, dass wir virtuelle Empathie lernen. […] DIE ZEIT: Warum ist Ihnen Anonymität so wichtig? Domscheit-Berg: Anonymität ist für viele Menschen ein Garant, ihre Meinung frei zu äußern. In der realen Welt muss mancher Repressalien fürchten oder ist vielleicht auch nur zu feige, anderen seine Meinung zu sagen. Im Internet kann er dank der Anonymität offen sein. DIE ZEIT: Das Internet als Zufluchtsort für Menschen, die sich nicht trauen, zu sagen, was sie denken? Domscheit-Berg: Ob die Menschen ihre Gedanken laut aussprechen oder nicht, in ihren Köpfen sind sie drin. DIE ZEIT: Gegenfrage: Warum kann man die Texte nicht unter seinem Klarnamen einstellen? Domscheit-Berg: Die Klarnamen spielen für den Sachverhalt keine Rolle, sie führen nur dazu, dass von der inhaltlichen Debatte abgelenkt wird. Wenn jemand sagt, im Keller dieses Hauses wird ein Kind gequält, dann ist es doch völlig egal, wer das sagt. Es geht einzig und allein um den Schutz des Kindes. DIE ZEIT: Wie viele, die anonym im Netz unterwegs sind, decken tatsächlich ein Verbrechen auf? Viele lassen doch einfach nur die Sau raus. Domscheit-Berg: Im Internet zeigen sich auch die dunklen Seiten, die in unserer Gesellschaft ohnehin existieren. Es ist naiv, zu meinen, gesellschaftliche Abgründe durch Zensur ausblenden zu können. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 Zur Kommunikation in den Neuen Medien Stellung nehmen Erläutern Sie, welche Texte sich pro Klarnamen aussprechen, welche dagegen. Welcher Text bringt ausschließlich Argumente pro und kontra, ohne Stellung zu beziehen? Fassen Sie alle Pro- und Kontra-Argumente der vier Texte zusammen. Welche Argumente finden Sie überzeugend, welche weniger oder gar nicht? Erklären Sie, was mit „Radiergummi“ (Text 2) und „virtueller Empathie“ (Text 4) gemeint ist. Diskutieren Sie in der Gruppe oder Klasse über die Frage „Klarnamen im Netz oder Anonymität?“ a b 14.3 Quelle: www.zeit.de/2012/10/Netz-Interview-Domscheit-Berg ; abgerufen 22.09.2017 Nur zu Prüfzwecken – Eige ntum des Verlags öbv

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