Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPrACHrAuM 13  Nachdenken über die Sprache 168 Sprachreflexion Die Struktur der Sprache Wenn Sie sprechen, tun Sie das meist mit Lauten, den so genannten Phonemen . Mit diesen Phonemen werden Ein- heiten gebildet, die eine bestimmte Bedeutung haben, das also, was man allgemein Wörter und in der Sprachwissen- schaft Moneme nennt. Die Moneme sind in einer bestimmten Ordnung zusammengefasst und bilden die Sätze. Nehmen Sie den Sprechakt: „Sie lebt in London“. Der Teil, der die Phoneme und ihre möglichen Kombinationen analysiert, ist die Phonologie : „lebt“ ist im Deutschen eine erlaubte phonetische Kombination, nicht aber „lbet“. Die Semantik beschreibt die Bedeutung der Moneme. „Sie lebt in London“ ist semantisch korrekt, aber nicht: „Sie lebt in Erdbeeren“. Der Teil, der die Kombination der Moneme beschreibt, ist die Syntax . Sie gibt an, dass der Satz „Sie lebt in London“ ein syntaktisch richtiger Satz ist, nicht aber „Sie in lebt London“. Jede Sprache gliedert sich in diese drei Ebenen. Phonologie und Semantik werden Ihnen in der Folge vorgestellt. WAS UNTERSCHEIDET DIE ROSE VON DER HOSE? – DIE PHONOLOGIE Die Art der Zeichen Auch wenn Ihnen diese Analyse der Sprache schriftlich präsentiert wird, so ist Sprache dennoch primär und ursprünglich ein System von Lauten . Diese lautlichen Zeichen werden in der Schrift dargestellt und konserviert. Doch – was ist überhaupt ein Zeichen ? Offenbar etwas Wahrnehmbares, das für etwas anderes steht. Ein Zeichen verbindet Bezeichnendes und Bezeichnetes . Denken Sie an ein Verkehrszeichen: Der rot umrandete weiße Kreis aus Blech (das Bezeichnende) weist auf das Fahrverbot hin (das Bezeichnete). Es gibt mehrere Arten von Zeichen: Manche Zeichen stehen in ursächlichem Zusammenhang mit dem Bezeichneten: Rauch ist ein Zeichen für Feuer und wird durch Feuer verursacht. Andere Zeichen bilden das Bezeichnete ab: eine Geländeskizze z. B. gibt die realen Geländeverhältnisse wieder. Eine dritte Art von Zeichen steht für das Bezeichnete aufgrund von Vereinbarungen : Das Grünsignal der Ampel bedeutet auf Grund von weltweit getroffenen Übereinkünften „freie Fahrt“. Sprachliche Zeichen sind „beliebig“ und „willkürlich“ Die sprachlichen Zeichen gehören eindeutig zur dritten Kategorie. Die Lautfolge /hund/ wird weder vom tatsächlichen Hund verursacht, noch bildet diese Lautfolge einen Hund ab. Sprachliche Zeichen sind also arbiträr (= beliebig). Das sehen Sie deutlich, wenn Sie die Wörter (Lautfolgen) betrachten, mit denen ein Gegenstand in den verschiedenen Sprachen bezeichnet wird, in unserem Beispiel etwa dog, cane, chien, pes, kutya, perro … Die Verbindung von Bezeichnendem , in unserem Beispiel der Lautfolge /hund/, und dem Bezeichneten , in unserem Fall dem Tier, ist willkürlich . Ein Wissenschafter hat das pointiert so ausgedrückt: „Das Wort ,Hund‘ beißt nicht.“ Der Erste, der auf diese Besonderheit der lautlichen Zeichen verwiesen hat, war der Schweizer Sprachwissenschafter Ferdinand de Saussure (1857–1913). Der tatsächliche Hund: Der Zusammenhang zwischen Bezeichnetem (Signifikat) und Bezeichnendem (Signifikant) ist beliebig. das Bezeichnete Die Lautfolge: das Bezeichnende /hund/ Der Begriff der Beliebigkeit Die Beliebigkeit der Verbindung von Bezeichnendem und Bezeichnetem innerhalb der Sprache – nicht aber für den einzelnen Sprecher, der die sprachlichen Zeichen, die Wörter natürlich nicht beliebig vertauschen kann, – lässt sich auch zeigen, wenn man die Bedeutung einer Lautfolge in verschiedenen Sprachen betrachtet. Die Lautfolge /so/ bedeutet Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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