Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

163 Überarbeiten Sie in Partner- oder Gruppenarbeit den folgenden Ausschnitt aus einer nicht durchgesehenen Interpretation, die sich mit dem Gedicht „Was es ist“ befasst, in Bezug auf Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung und Stil. In dem Gedicht „Was es ist“, einem absoluten Liebesgedicht von Erich Fried, geht es um die Liebe. Das Gedicht hat 3 Strophen, wobei die erste 4 Zeilen und die beiden anderen 8 Zeilen besitzen. Jeder Absatz beginnt mit negativen Aspekten über die Liebe: z.B. sagt im ersten Vers die Vernunft eines Menschen (bzw. ein vernünftiger Mensch), die Liebe sei Unsinn. Es ist ebenfalls zu lesen, dass sie „nichts als Schmerz“ ist oder „Unglück“, „aussichtslos“, „lächerlich“. Die letzten zwei Zeilen eines Verses aber heißen jeweils gleich: „Es ist was es ist sagt die Liebe“. Die Liebe existiert weil sie eben existiert, obwohl sie von Vernunft, Stolz, Berechnung, Angst in Frage gestellt wird. Die „Vernunft“ steht in der ersten Strophe herausgehoben einleitend, sie möchte die Liebe sofort schlecht machen… aber sie schafft der Liebe auch die erste Gelegenheit zu einer Wiederrede. Dann folgen zwei Strophen, in denen jeweils drei „Gegner“ auftreten, die sich in den Strophen noch steigern und sich bis zur Behauptung der Unmöglichkeit von Liebe steigern. c Textkompetenz Schriftliche Kompetenz Literarische Bildung Was es ist Es ist Unsinn sagt die Vernunft Es ist was es ist sagt die Liebe Es ist Unglück sagt die Berechnung Es ist nichts als Schmerz sagt die Angst Es ist aussichtslos sagt die Einsicht Es ist was es ist sagt die Liebe Es ist lächerlich sagt der Stolz Es ist leichtsinnig sagt die Vorsicht Es ist unmöglich sagt die Erfahrung Es ist was es ist sagt die Liebe Meer Wenn man ans Meer kommt soll man zu schweigen beginnen bei den letzten Grashalmen soll man den Faden verlieren und den Salzschaum und das scharfe Zischen des Windes einatmen und ausatmen und wieder einatmen Wenn man den Sand sägen hört und das Schlurfen der kleinen Steine in langen Wellen soll man aufhören zu sollen und nichts mehr wollen wollen nur Meer Nur Meer Entwöhnung Ich soll nicht morden ich soll nicht verraten Das weiß ich Ich muss noch ein Drittes lernen: Ich soll mich nicht gewohnen Denn wenn ich mich gewohne verrate ich die die sich nicht gewohnen denn wenn ich mich gewohne morde ich die die sich nicht gewohnen an das Verraten und an das Morden und an das Sich-gewohnen Wenn ich mich auch nur an den Anfang gewohne fange ich an mich an das Ende zu gewohnen 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 2 4 6 8 10 12 14 2 4 6 8 10 12 14 16 Quelle: Erich Fried: Warngedichte (1981); Zur Zeit und zur Unzeit. Gedichte (1981); Es ist was es ist (1984) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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