Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

159 Kompetenztest 12 Hauptkompetenz und Teilkompetenz Schriftliche Kompetenz: Texte formal und inhaltlich erfassen und schriftlich interpretieren Weitere geforderte Kompetenzen Textkompetenz, Literarische Bildung Methodisch-didaktischer Hinweis Teil 1 auch als Partner- oder Gruppenarbeit möglich Zeitbedarf Teil 1: 35 Minuten Teil 2: 50 Minuten Kathrin Röggla: wir schlafen nicht er habe sich zeitweise runterdimensioniert auf drei stunden schlaf, das könne er eine ganze weile durch- halten, und wenn es sein müsse, sage er mal, könne er auch einige zeit praktisch ohne schlaf existieren. […] ja, so ein bisschen was von gehirnwäsche habe es schon, wenn man sich hier länger aufhalte, aber ein bisschen was von gehirnwäsche müsse es auch haben, […] mit der zeit träten einige störungen auf, so wahrnehmungsstörungen. da kämen eine menge lernprozesse zusammen, da dürfe man beispielsweise nicht vergessen, jemanden grandios zu finden, nur weil er sich selbst dafür hal- te, man dürfe nicht vergessen, das gegenteil zu sagen, wenn das eigene unternehmen es wolle […]. ach, sie stünde dann unter redezwang. müsse ständig mit freunden telefonieren, stundenlang. […] (lacht) sie könne da unerbittlich sein. sie könne dann eine gan- ze weile nicht aufhören. es sei wie ein zwang. als würde durch dieses ständige quasseln sich etwas abarbeiten können, was sich in ihr angestaut habe. na, zum beispiel müsse er immer unfälle bauen, d. h. er fahre meist sein auto kaputt. einmal im monat fahre er mit sicherheit sein auto kaputt. er wisse selbst, dass das unverantwortlich sei […], das sei ja logisch […]. ja, er habe einmal über nacht seine stimme verloren und sie erst durch monatelanges training wiederge- wonnen. […] seine frau habe sogar von einem burn- out gesprochen. er finde nicht, dass man gleich von einem burnout sprechen müsse […] vielleicht von einem kleinen burnout […]. nein, meist gingen die leute, […] weil der life-style sie total ankotze: all das short-sleeping, quick-eating […] das businessclass- gefliege, das first-class-gewohne. wisse man doch: immer hübsch eine autoklasse un- ter denen müsse man bleiben. auch bezüglich der anzüge heiße es: aufgepasst, nur nicht zu edel, am besten grau. ach, eine vernünftige beziehung halte das schon aus […], ja, er habe zwei kinder. sicher, es sei mehr so eine wochenendbeziehung, die er zu ihnen unterhal- te, aber er rufe durchaus unter der woche immer mal wieder an und erkundige sich. […] – seine familie geht ihm über alles. – ach, hat er das schon gesagt? ob er wirklich jemanden kollabieren sehen habe? (lacht) […] Er glaube eher nicht, er glaube, das habe sich eher immer anders erledigt. die betroffenen sei- enmeist schon weggewesen. natürlich habe er davon gehört, dass zwei mitarbeiter kollabiert seien – bei dem einen hieß es „kreislaufzusammenbruch“, bei dem anderen „nervenzusammenbruch“, das seien aber so leute gewesen, die restlos überfordert gewe- sen seien […]. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 KT 1 KT 2 Literarische Texte in ihrer Eigenheit erfassen Mehrmals hat die in Berlin lebende Salzburger Autorin Kathrin Röggla u. a. auf Fachmessen Menschen interviewt, die dort ihre Unternehmen präsentierten. Röggla hat diese Gespräche in „wir schlafen nicht“ (2004) zu sechs „Stimmen“ verdichtet, die ihre Arbeit in Unternehmensberaterfirmen beschreiben: angefangen bei der „Praktikantin“ über die „key-account-managerin“ bis hin zum „senior associate“. Sie alle kommen ohne direkten Kommentar der Autorin zu Wort. Ordnen Sie die einzelnen Abschnitte des Textes folgenden Themenbereichen zu und markieren Sie in den Abschnitten die entsprechenden Sätze, Satzglieder, Wörter – Mehrfachzuordungen sind möglich! Sprache: Kennzeichen für mündliche, auf Tonbandinterviews basierende Rede; Verwendung euphemistischer Sprache zur Verschleierung von Berufsdruck und Anpassung; Verwendung von Modewörtern, Anglizismen, Ausdrücken der Businesssprache; Inhalt: Zeit- und Erwartungsdruck; Forderung nach totaler Anpassung; Beziehungsverlust; Soziale Härte; „Workaholicsymptome“. Literarische Texte schriftlich interpretieren Geben Sie in 540 bis 660 Wörtern den Inhalt der Interviews wieder, vergleichen Sie die Aussagen und kommentieren Sie diese auf Basis Ihrer Erkenntnisse aus KT 1. Textkompetenz Schriftliche Kompetenz Literarische Bildung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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