Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPrACHrAuM 12  Literatur von Franz Kafka bis zur Gegenwart 158 Textkompetenz Literarische Bildung Mediale Bildung Die Intention eines Textes und seine sprachliche Besonderheit erfassen Erläutern Sie, welchen Rollenanforderungen, die an eine ‚erfolgreiche’ Frau gestellt werden, Jessica gerecht werden muss und welche persönlichen Wünsche sie diesen Anforderungen unterzuordnen hat. Benennen Sie die Form und dominierende Stilmittel des Textes. 12.12 Alles wird gut, ichmuss nur die Praterhauptallee hinauf- und hinunterrennen und dann ist wieder alles gut, dann kann ich das Schokoeis von heute Nacht und das Essen von Weihnachten vergessen […] und was für eine Idee, dieses Schokoeis und dann noch eine ganze Packung Mövenpick Maple Walnut und wenn die Dose Schlag- obers nicht ausgegangen wäre, hätte ich die auch ganz gegessen und hast du das notwendig, ich meine, es ist gerade nicht alles so toll, aber deswegen gleich in die Fettsucht […] […] und wo ist die Kleiderbürste, warum sind diese Flankerln auf der Jacke, wie kommen diese, ja, das ist vom weißen Angorapullover, das muss vom weißen Angorapullover kommen, die Flankerln bleiben im Mantel innen hängen und dann auf der Jacke, die kannst du nicht anziehen, doch den Rock und die lila Strümpfe und jetzt wird es richtig eng, oder die pink, die gehen beide […], irgendwie schaut es so nach großer Schwes- ter aus, nette große Schwester von einem besonders sü- ßen kleinen Mädchen in Oilily, […] das ist ohnehin bes- ser, und ist dieser Lippenstift o.k., oder ist der zu blass, der ist zu blass für den Pullover, da ist der cool red bes- ser, mein Gott, jetzt war das auch noch das letzte klee- nex, mit den bellawa-Wattebauscherln, wunderbar, da sind jetzt auch noch Flankerln um den Mund, weiße Flankerln, überall weiße Flankerln, löst sichmeine schö- ne Seele auf, in weiße Flankerln und ist ja dann doch Schmutz, so, der dunkle, das ist besser, oder alles weg, und nur foundation und ein Hauch Terracotta um die Augen […], die Haare gehören hinauf, mit dem Rock gehören sie hinauf, das machen wir jetzt noch, mit dem Rollkragen schaut das nicht gut aus, wenn die Haare nicht frisch gewaschen sind, da hängen sie traurig, o. k., das muss reichen, und wenn ich laufen gehe und kein Fleisch esse, dann ist das ja auch schon ganz gut, das tut mir immer gut, vegetarische Wochen, ganz vegetarisch sein, das wäre das Beste, aber dazu bin ich zu chaotisch, dann vergesse ich es wieder und komme erst am Ende vom knusprig gebratenen Rindfleisch im Kiang drauf, dass ich eigentlich vegetarisch sein wollte […] […] immer die gleichen Blödheiten, bis man es nicht mehr hört oder sieht, und nur noch hineinsteigt, und dann drinnen ist, und das ist keine Vorbereitung [auf die Redaktionssitzung], schöne Gedanken denken, et- was Heiteres, und strahlend einschweben, auf einer Wolke positiven Denkens, und ich bin wirklich negativ, was ist denn los, ich komme gerade richtig da an, ich war laufen, ich schaue gut aus, das styling stimmt total, ich habe mir alles überlegt, es gibt keinen Grund so schlecht gestimmt zu sein, und du wirst super unglaub- würdig, wenn du es nicht richtig easy meinst, keep your cool, darling, es ist alles perfekto […] 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 Jessica bekommt Beweise dafür, dass ihr „Lover“ Hollitzer, ein hoher Politiker, und seine Politfreunde mit Geldern des Parlamentsklubs in einem Hotel Orgien gefeiert haben. Die ‚Partnerinnen’: illegal eingeschleuste Frauen aus Osteuropa. Moralische Skrupel kennt Hollitzer, der vor Kurzem auch Jessicas Freundin Mia zwei Tage lang ans Bett gefesselt hat, ohne sich um sie zu kümmern, nicht, denn „die Frauen, die haben schließlich gut verdient“ . Jessica möchte mit Hollitzer abrechnen. Die beste Methode für beide Fälle – Mias Fesselung und die Orgie – scheint ihr eine Veröffentlichung in den Medien. Doch die Life-Style-Zeitschrift, für die sie arbeitet, hat sich der totalen „Publikumshurerei“ verschrieben, und das „Spannendste, was sie in dem Blatt da bringen, ist, wenn sich in einer Chanel-Boutique ein Versace-Gürtel findet“ . Ihr einziger Weg, um in die Politik wenigstens „die Erinnerung an Moral“ zu bringen, bleibt ein Flug nach Hamburg, zum Magazin „Stern“. Das hat Interesse bekundet. Ob aber der „Stern“ tatsächlich die Skandale bringen wird, lässt Streeruwitz offen. Jessica befindet sich im Landeanflug auf Hamburg. Das letzte Wort des Romans lautet „und …“ . Die Aussage eines Textes mit den in Medien vermittelten gesellschaftlichen Rollen vergleichen Besorgen Sie sich eine Ausgabe eines Life-Style-Magazins, wie etwa „Woman“, oder besuchen Sie deren Internetseiten und erläutern Sie folgenden Aspekt: Welche Parallelen gibt es zwischen dem Frauenbild dieser Magazine und dem Rollenbild, dem Jessica nacheifert? Gliedern Sie die Artikel eines solchen Magazins in Themenbereiche und stellen Sie fest, welche Themen in welchem Ausmaß dominieren! 12.13 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verl gs öbv

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