Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

147 Kompetenztest 11 Hauptkompetenz und Teilkompetenz Medienkompetenz: Gesellschaftliche Auswirkungen und Interessen von Medien erkennen Weitere geforderte Kompetenzen Schriftliche Kompetenz Methodisch-didaktische Hinweise Einzelarbeit oder Partnerarbeit Hilfsmittel Wörterbuch Zeitbedarf 50 Minuten KT 1 Erörtern Sie folgende Themen des unten stehenden Zeitungstextes, halten Sie Ihre Ergebnisse auf einem Stichwortzettel fest: ƒƒ das Prinzip der Fernsehrealityshows ƒƒ den Erfolg der Shows; Zahlen, Empörung bei Störungen der Sendung ƒƒ die psychologischen Gründe für den Erfolg der Realityshows mit Stars beim „einfachen“ Publikum ƒƒ die Konsequenz für Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die sich gegen Demütigungen wehren, und deren Selbstverantwortung Schreiben Sie im Anschluss daran eine Erörterung in der Länge von 405 bis 495 Wörtern. Fassen Sie Ihr Wissen über die Bedeutung der Medienbilder zusammen, untersuchen Sie den Zusammenhang zwischen den Bildern und den Realityformaten, analysieren Sie die Intention des Artikels und kommentieren Sie diese Form der „Unterhaltung“. a b Textkompetenz Schriftliche Kompetenz Mediale Bildung Erniedrigung ist das Lust-Thema der meisten Cas- ting- und Realityformate. Sich selbst aber schützen die Sender mit ausgeklügelten Verträgen. Zuletzt hagelte es Proteste im Online-Forum von RTL. Der Grund: Aufgrund des heftigen Regens in Australien konnte die Dschungelprüfung, täglicher Höhepunkt der Reality-Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“, am Mittwoch nur behelfsmäßig durchgeführt werden. Niemand wurde mit Kaker- laken und Würmern überschüttet, niemand musste Buschschwein-Sperma, Mäuseschwänze, lebende Maden hinunterwürgen. Enttäuschend für die An- hänger der Quäl- und Demütigungsrituale, denen die Show ihren Erfolg verdankt: Rund sieben Millio- nen Zuschauer verzeichnet RTL im Schnitt per Abend. In Österreich sind annähernd 250.000 dabei, wenn die Insassen des Camps einander angiften oder das Herz ausschütten, zur Dschungelprüfung antreten oder als minderpopuläre Loser aus dem Camp gewählt werden. […] Der beleidigte Mensch, dem die vielen kleinen Krän- kungen des Alltags zu schaffen machen – da ein han- tiger Chef, dort ein desinteressierter Partner –, er erlebt hier angebliche Angehörige der Glamour-Ge- sellschaft, denen es plötzlich weitaus schlechter geht als ihm, die erniedrigt werden, Angst haben, deren Selbstdemontage keiner bremst. […] Ausnahmen gibt es: Menschen, die sich gegen ihre Erniedrigung im Realityfernsehen wehren. So deck- te eine Kandidatin der Sat 1-Kuppelshow „Schwer verliebt“ auf, man habe sie beim Dreh zu entwürdi- genden Aussagen und Handlungen gedrängt und legte ihren Vertrag offen: Für 700 Euro verpflichten sich da die Kandidaten zu „absolutem Stillschwei- gen“ über die Produktion und übertragen „die belie- big häufige Verwertung“ des Bildmaterials an die Filmfirma. Die Frau wurde danach aus dem Format genommen, die Sittenwidrigkeit solcher „branchen- üblichen“ Knebelverträge breit diskutiert. Aber wer sich in Casting-, Kuppel-, Realityshows begibt, un- terwirft sich eben einer Dramaturgie; und die muss der Selbstwahrnehmung der Kandidaten nicht ent- sprechen. […] Realityfernsehen zeigt nicht die Wirklichkeit, es er- zeugt sie nach Belieben. Bemerkenswert bleibt, wie die Sender, die da großspurig das Intimleben ihrer Kandidaten durchpflügen, selbst auf Diskretion ach- ten. In den Dschungelshow-Verträgen etwa droht RTL mit fünfstelligen Pönalen: Die werden fällig, so- bald die Kandidaten Informationen über das Camp ausplaudern. Man will wohl das Fernsehfutter für die nächste Staffel nicht verschrecken. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 Ute Baumhackl: Im Dickicht der Demütigung Quelle: http://www.kleinezeitung.at/kultur/3917887/RealityShows_Im-Dickicht-der-Demuetigung; abgerufen 20.09.2017 Nur zu P üfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=