Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

139 Kompetenztest 10 Hauptkompetenz und Teilkompetenz Sprachreflexion: Kommunikationssituationen erkennen und beherrschen Weitere geforderte Kompetenzen Schriftliche Kompetenz, Textkompetenz Methodisch-didaktische Hinweise Teil 1: Partner- oder Gruppenarbeit; Teil 2: Einzelarbeit Hilfsmittel Wörterbuch Zeitbedarf Teil 1: 15 Minuten; Teil 2: 25 Minuten Jürgen Langenbach: Das positive Denken ist in die Sprache eingebaut Zumindest imGebrauch des Englischen überwiegen Wörter, die mit „Glück“ verbunden werden. Das könnte daran liegen, dass der Mensch als „Homo narrativus“ sozialen Zusammenhalt schafft. „Only bad news are good news.“ Das ist das Gesetz der Me- dien. Aber auch Kaffeehausgespräche – bzw. ihre Nachfolger: Twittereien – widmen sich bevorzugt den Übeln des Lebens und der Welt. Das meint man wenigstens. Aber es ist nicht so, zumindest in der englischsprachigen Welt: Dort überwiegen die mit „Glück“ besetzten Wörter sowohl in den Schlagzei- len wie in den privaten Unterhaltungen. Zu diesem Befund kommt Christopher Danforth (University of Vermont): Analysiert wurden 20 Jahrgänge der New York Times, Texte der Popmusik der letzten 50 Jahre und der Literatur der letzten fast 500 Jahre – im „Google Books Project“ können 3,3 Millionen Bü- cher seit dem Jahr 1520 elektronisch durchstöbert werden –, und 821 Millionen Twittereien.
 Aus je- dem Bereich wurden die 5000 am meisten verwen- detenWörter herausgefiltert, dann aus diesen 20.000 die 10.000, die in allen vier Bereichen herausstachen. Dabei wurden alle Wörter erfasst, von neutralen („and“) bis zu hoch emotionalen. […] Danforth ließ den emotionalen Gehalt der 10.000 Wörter danach bewerten, ob sie eher mit Glück verbunden sind oder mit Unglück. Die Skala war neunteilig, neutrale Wörter wie „and“ wurden in die Mitte gereiht, bei anderen – „alcohol“, „tobacco“, „capitalism“, „socia- lism“, aber auch „Beatles“ und „iPhone“ – gab es so unterschiedliche Assoziationen, negative und positi- ve, dass sie sich in Summe ausglichen. Wieder ande- re waren eindeutig, ganz oben beim „Glück“ rangier- ten „laughter“ und „food“, ganz unten beimUnglück „greed“ und „terrorist“.
 Jetzt konnte ausgezählt wer- den: Die mit Glück verbundenen Wörter überwo- gen, sowohl in der Gesamtbilanz wie in allen vier Teilbereichen. Am stärksten zeigt sich das in der New York Times und im „Google Books Project“ (je- weils 78 % der Wörter waren positiv besetzt), schwä- cher bei Twitter (72 %), am schwächsten in den Songtexten (64 %). „Das Englische hat eine starke Vorliebe für das Positive“, schließen die Forscher. Sie vermuten aber ein allgemeines Gesetz – es wurde in den 1960er-Jahren schon postuliert, als „Pollyanna- Hypothese“ – und erklären es damit, dass der Mensch kein kalt rationaler „Homo oeconomicus“ ist, sondern ein auf Kommunikation und Gesell- schaft setzender „Homo narrativus“. Quelle: http://diepresse.com/home/science/727214/ Psychologie_Das-positive-Denken-ist-in-die-Sprache- eingebaut?from=suche.intern.portal; abgerufen 18.09.2017 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 KT 1 KT 2 Erläutern Sie auf Basis der Gesprächsratschläge von Schulz von Thun die Gründe, weshalb im folgenden Text des Berliner Satirikers Max Goldt die angestrebte Kommunikation misslingt. Max Goldt: Dürrenmatt – Na, Fräulein, was sitzenwa denn so alleine herum? Was lesenwa denn Schönes. – Dürrenmatt. – Was? – Dürrenmatt. – Ach, Dürrenmatt. Sagense mal Fräulein, habense nicht Lust, mit mir heute Abend ins Kino zu gehen? – Ins Kino? Nein! – Nein? – Nein. – Sie lesen wohl lieber Dürrenmatt? – Ja. – Na, dann lesense doch Ihren Dürrenmatt. Ohne Zweifel haben Sie sich mit der Sprache im Unterricht vor allem kritisch auseinandergesetzt. Umso mehr sind Sie überrascht, in der Zeitung „Die Presse“ einen Artikel zu finden, der berichtet, dass in der Sprache laut einer Studie grundsätzlich positives Denken eingebaut sei. Verfassen Sie einen Leserbrief (270−330 Wörter), in dem Sie die Studie zusammenfassen, erläutern und kommentieren. Sprachreflexion Mündliche Kompetenz Schriftliche Kompetenz 2 4 6 8 10 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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