Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

137 Männer und Frauen im Gespräch „Es ist für eine Frau nicht erlaubt, so zu reden wie ein Mann, z. B. so oft zu unterbrechen, sich so zu produzieren, die gleichen Techniken anzuwenden, wie Männer das tun, das wäre nicht erlaubt. Es gibt nur die Möglichkeit: entweder sich anzupassen, so zu reden, wie’s von Frauen erwartet wird, dann hat frau nur sehr wenig bzw. kaum etwas zu sagen und wird massiv unterdrückt, oder sich nicht anzupassen, dann kommt frau nie mehr zu Wort.“ Was hier die Sprachwissenschafterin Senta Trömel-Plötz so provozierend-kritisch über die „Mann-Frau-Kommunikation“ äußert, lässt sich auch empirisch überprüfen. Männer und Frauen verhalten sich laut Studien in Gesprächen und Diskussionen tatsächlich anders. UNGLEICHHEITEN IM GESPRÄCHSVERHALTEN ƒƒ Männer dominieren die Gespräche und bestimmen die Themen häufiger als Frauen. ƒƒ Frauen versuchen zwar, Gesprächsthemen einzubringen, scheitern aber häufig in der Durchführung, weil Männer oft nur gering auf die eingebrachten Themen reagieren. ƒƒ Werden Themen von Männern eingeführt, so unterstützen Frauen deren Behandlung im Gespräch, indem sie Fragen stellen und an der Weiterführung interessiert sind. ƒƒ Frauen leisten somit wichtige Basisarbeit für ein Gespräch, doch Männer kontrollieren den Ablauf. ƒƒ Männer unterbrechen Frauen öfter als umgekehrt. ƒƒ Männer setzen sich bei „Gesprächsüberlappungen“ – wenn zwei oder mehr Personen gleichzeitig zu sprechen beginnen – häufiger durch. ƒƒ Männer beanspruchen ein Mehr an Redezeit. ƒƒ Frauen beziehen sich in ihren Gesprächsbeiträgen häufiger auf ihre Vorredner/Vorrednerinnen. SPEZIFISCH WEIBLICHE VERWENDUNG VON SPRACHE Zusätzlich zu diesen Faktoren, die den Ablauf eines Gesprächs bestimmen, zeigen Frauen laut Studien auch bestimmte Eigenheiten einer spezifisch weiblichen Verwendung der Sprache: ƒƒ Frauen schränken oft ein, was sie sagen, drücken sich vorsichtiger, unbestimmter aus, entschuldigen sich oft, wenn sie das Gespräch an sich ziehen, und relativieren ihre Aussage durch Selbstabwertung und Einladung zur Kritik. Diese Abschwächung zeigt sich in der Verwendung von Formeln wie: „Ich würde sagen, dass …“; „Das ist nur so eine Idee von mir …“; „Es scheint, dass …“; „Ich weiß nicht, ob man damit etwas anfangen kann …“ Sprachreflexion Mündliche Kompetenz Produktive Gesprächsfaktoren Gelingende Gespräche weisen u. a. folgende Grundvoraussetzungen auf: aktives Zuhören, Zusammenfassen des Gehörten, Zurückspiegeln der gefühlsmäßigen Inhalte einer Äußerung, kontinuierliche Überprüfung, ob man die Äußerungen des Gesprächspartners richtig verstanden hat, klare Fixierung des besprochenen Sachverhalts oder Problems; Bewusstmachen von Widersprüchen. Hemmende Gesprächsfaktoren Negativ hingegen können sich folgende Faktoren auswirken: Abwertung der Gesprächspartner oder ihres Anliegens, Einordnen in ein Schema („Du bist eben immer so!“), alles sofort besser wissen, ein Problem herunterspielen, jemanden überreden, seine eigenen Vorstellungen aufdrängen, negative Gefühle verstärken oder jemanden im Gespräch „verhören“. Mögliche Problemstellungen für die Gespräche: ƒƒ Das Moped, das ich gestern beim ... gekauft habe, geht nicht mehr. Beim Händler will ich nicht anrufen. Was kann ich tun? ƒƒ Ich möchte in den Ferien nach Griechenland. Aber meine Freundin/mein Freund will sparen und nächstes Jahr ein neues Notebook kaufen. ƒƒ Die Ferienjobs beim „Knauf“ sind zur Gänze vergeben, nur ein wenig gut bezahlter beim „Kastinger“ im Magazin ist frei. ƒƒ Jetzt bin ich schon drei Tage am See. Die Wetterprognose war gut, aber seit ich da bin, regnet es. Nächste Woche soll es auch nicht besser werden. Und ich habe mich auf diese zehn Tage so gefreut. ƒƒ Die Wohnungsnachbarn regen sich immer fürchterlich auf, wenn ich spät heimkomme oder wenn einmal bei mir eine Feier steigt. ƒƒ Ich fühl‘ mich schon den ganzen Tag so richtig schlecht. ƒƒ Ich habe überhaupt keine Zeit mehr für mich: Alle erwarten was von mir, Freunde, Eltern, Schule. ƒƒ Immer muss ich meinen Freund/meine Freundin motivieren, für die Schule mehr zu tun, aber ich will nicht mehr. Nur zu Prüfzwecken – Eige tum des Verl gs öbv

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