Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

 126 Textkompetenz Literarische Bildung S 2a Lesen Sie die erste Szene aus Gerhart Hauptmanns Drama „Die weber“ – siehe auch Seite 117 f. – und analysieren Sie in Partner- oder Gruppenarbeit auf einem Stichwortzettel folgende Aspekte: ƒƒ das Thema und die Handlung der Szene ƒƒ die äußere Erscheinung, die soziale Schicht, die psychische und physische Situation der Personen ƒƒ das Verhältnis der Personen zueinander, den Konflikt, der zwischen ihnen besteht ƒƒ die Umgangsweise der verschiedenen Weber/Weberfrauen mit dem Konflikt ƒƒ den Handlungsspielraum, den die Personen haben ƒƒ die Sprache, welche die Personen verwenden, deren Veränderung, je nachdem, mit wem oder in welcher Situation sie sprechen, und die Machtverhältnisse, die sich in der Sprache zeigen ƒƒ die Intention der Szene Worterklärungen: Expedient: kaufmännischer Angestellter; Iebergang: Fehlgeburt; drehnig: schwindlig; Beehmen: („böhmische“) Silbergroschen; Kontor: Büro; Schlag: Arbeit; Diele: Fußboden Text 1 Kasimir Edschmid: Über den Expressionismus in der Literatur und die neue Dichtung (1919) Die Realität muss von uns geschaffen werden. […] So wird der ganze Raum des expressionistischen Künstlers Vision. Er sieht nicht, er schaut. Er schil- dert nicht, er erlebt. […]Ein Haus ist nicht mehr Text 3a Zehn Thesen der Vereinigung „Durch!“ ( 1886) So gehört es zu den Aufgaben des Dichters der Gegenwart, alle Gewalten des gegenwärtigen Lebens in ihren Licht- und Schattenseiten poetisch zu gestalten und der Zukunft bahnbrechend vorzukämpfen. Demnach sind soziale, religiös-politische und literarische Kämpfe spezifische Hauptelemente der Dichtung. Text 3b Maximilian Harden: Die Wahrheit auf der Bühne (1888) Wie die Wissenschaft zur analytischen Experimentalmethode und die Geschichtsforschung zum Quellen- studium zurückkehrt, ebenso soll die Literatur menschliche Dokumente sammeln, um den Menschen als Resultat seiner Lebensbedingungen und Umgebung, nicht als Zufallsprodukt schönheitsdurstiger Fantasie erscheinen zu lassen. Text 4 Hermann Bahr: Die Überwindung des Naturalismus (1891) Die Herrschaft des Naturalismus ist vorüber, seine Rolle ist ausgespielt, sein Zauber ist gebrochen. […] Neue Schulen erscheinen, welche von den alten Schlagworten nichts mehr wissen wollen. Sie wollen weg vom Naturalismus und über den Naturalismus hinaus. […] Die Ästhetik drehte sich um. Die Natur des Künstlers sollte nicht länger ein Werkzeug der Wirklichkeit sein, sondern umgekehrt, die Wirklichkeit wurde jetzt wieder der Stoff des Künstlers […] in deutlichen und wirksamen Symbolen. Gegenstand, nicht mehr nur Stein. Es steigt dar- über hinaus. Es wird so lange gesucht in seinem ei- gentlichsten Wesen, bis seine tiefere Form sich er- gibt, bis das Haus aufsteht, das befreit ist von dem dumpfen Zwang der falschen Wirklichkeit. […] Die Welt ist da. Es wäre sinnlos, sie zu wiederholen. 2 4 2 2 4 2 4 6 8 10 Text 2 Theodor Fontane: Unsere lyrische und epische Poesie seit 1848 (1853) Wir zögern wir nunmehr nicht länger, unsere An- sicht darüber auszusprechen, was wir überhaupt unter [unserer Literatur] verstehen. […] Vor allen Dingen verstehen wir nicht darunter das nackte Wiedergeben alltäglichen Lebens, am wenigsten seines Elends und seiner Schattenseiten. […] Wenn wir in Vorstehendem uns lediglich negativ verhal- ten und überwiegend hervorgehoben haben, was [unsere Literatur] nicht ist, so geben wir nunmehr unsere Ansicht über das, was sie ist, mit kurzen Worten dahin ab: die Wiederspiegelung alles wirk- lichen Lebens, aller wahren Kräfte und Interessen im Elemente der Kunst. Sie umfängt das ganze rei- che Leben, das Größte wie das Kleinste: den Colum- bus, der der Welt eine neue zum Geschenk machte, und das Wassertierchen, dessen Weltall der Trop- fen ist […]. Denn Alles das ist wirklich. 2 4 6 8 10 12 14 16 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=