Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPrACHrAuM 1  Die Vorwissenschaftliche Arbeit 12 VERBINDUNGEN SIND MÖGLICH Natürlich können Sie diese drei Formen der Arbeit auch kombinieren. So hat zum Beispiel eine Schülerin sich mit dem bedeutenden, aber fast vergessenen Dichter Herbert Zand befasst, der wie sie aus dem Salzkammergut stammt, und in Interviews und Werkanalysen empirische und literarische Arbeit verbunden. Der Titel ihrer Arbeit: „Der ‚vergessene’ Dichter Herbert Zand in den Erinnerungen seiner Familie und das Thema seiner Romane ‚Letzte Ausfahrt‘ und ‚Die Erben des Feuers‘“. Die Chance: ein Thema nach Ihren Interessen erarbeiten Um ein Thema für die Vorwissenschaftliche Arbeit zu finden, gilt es, vier wichtige Orientierungsfragen zu beantworten: Frage 1: Wo liegen meine persönlichen Interessen , gibt es Unterrichtsthemen, die mich besonders angesprochen haben? Frage 2: Was habe ich an Vorkenntnissen und Vorwissen ? Frage 3: Wo liegen meine individuellen Fähigkeiten ? Frage 4: Welches Material und welche Informationsquellen habe ich, wo bekomme ich weiteres Material und weitere Informationen her? Schülerinnen und Schüler haben zum Beispiel folgenden „Fragen-Suchweg“ für ein Thema im Zusammenhang mit dem Fach Deutsch gewählt: Schülerin B. B.: Interessen: Literatur, die provoziert und aufregt / Vorwissen: Lektüre von Jelineks „Die Klavierspielerin“, Beschäftigung mit Jelinek und ihrer Literatur (Die Liebhaberinnen, Nobelpreisdiskussion), Lektüre Skandalroman „Axolotl Roadkill“ von Helene Hegemann (ist erst 18!) und Schnitzlers „Reigen“ / Fähigkeiten: Werke analysieren, vergleichen / Material: Primärliteratur: Schul-, Stadtbibliothek; Sekundärliteratur: Jelinek-Homepage, Literaturgeschichte, Internet (dort viele Diskussionen über „Axolotl Roadkill“). Schülerin M. M.: Interessen: Film, Fernsehen, insbesondere verfilmte Romane (auch „Kitsch“ wie Rosamunde Pilcher oder „Herr der Ringe“) / Vorwissen: Buch und Film ‚konsumiert’ von Tolstoi: „Anna Karenina“, Grass: „Blechtrommel“, Schnitzler: „Traumnovelle“, verglichen mit Stanley Kubricks Verfilmung „Eyes wide shut“ und andere / Fähigkeiten: Filmsprache analysieren, Unterschiede Film-Buch bewerten, Bewertung begründen / Materiallage: Auflistung „aller“ Literaturverfilmungen auf Wikipedia, interessante Filme leicht beschaffbar (aon-TV-Filmabo, viel Literatur zum Thema Literaturverfilmungen). Schüler J. S.: Interessen: Krimis aus den verschiedenen österreichischen Regionen, (Zeit)geschichte / Vorwissen: Alles gelesen von Wolfgang Haas, viele Polt-Krimis im Fernsehen, z. T. auch als Buch und auch die historisch-zeitgeschicht- lichen Käfer-Krimis von Alfred Komarek („Die Villen der Frau Hürsch“, „Schattenuhr“) / Fähigkeiten: die Gesellschafts- und Zeitkritik in den Krimis zu analysieren; auf Leute zugehen / Material: Primärliteratur selbst gekauft und Schulbibliothek; „Theorie des Kriminalromans“ bei Reclam; Komarek als Ausseer für mich zu Interviews sicher ohne Probleme erreichbar. Ideen sammeln, das Thema präzisieren und eingrenzen Der Umfang der Vorwissenschaftlichen Arbeit beträgt 40.000 bis 60.000 Zeichen (inklusive Leerzeichen und Abstract, aber exklusive Vorwort, Inhalts-, Literatur- und Abbildungsverzeichnis). In Seiten umgerechnet, kann man, je nach Schrift, Abbildungen, Fotos etc. ungefähr mit 20 bis 25 Textseiten rechnen. Das bedeutet für Sie, Ideen zu sammeln, diese zu präzisieren und einzugrenzen. Dafür eignen sich die Ihnen schon lange bekannten Verfahren wie Cluster oder Mind-Map. Übrigens: Computer-Freaks können Open-Source-Programme für eine besonders schöne Mind-Map- Gestaltung kostenlos downloaden, wie zum Beispiel Freemind www.freemind.sourceforge.net/ oder Freeplane www.freeplane.sourceforge.net/. Neu ist vielleicht für Sie die Methode des Freewritings. FREEWRITING UND DAS „ENDGÜLTIGE“ THEMA Freewriting ist eine Methode des kreativen Schreibens, das Ihrem Bewusstseinsstrom freien Lauf lässt. Sie sitzen vor einem Blatt Papier, das entweder leer ist oder ein Stichwort enthält, und beginnen möglichst zügig und ohne Unterbrechung zu schreiben. Der Schreibstift wird dabei nicht abgesetzt. Die Zeitdauer beträgt meist 5 bis 20 Minuten. Jeder Einfall wird notiert. Sie können einzelne Wörter, Satzfragmente oder ganze Sätze formulieren. Bleiben neue Einfälle aus, werden die letzten Wörter wiederholt oder der Stift wird wellenartig über das Papier bewegt, bis sich ein neuer Einfall einstellt. Ein Beispiel Die Schülerin B. B., welche sich für das Thema „Literatur, die provoziert und aufregt“ interessiert hat, hat – ohne Zweifel bereits nach einer Beschäftigung mit dem Thema – folgendes Freewriting mit dem Stichwort „Skandale“ gestaltet: Schriftliche Kompetenz N ur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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