Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

111 Textkompetenz Schriftliche Kompetenz Literarische Bildung GEWALT IM DRAMA – GEWALT IN DER REALITÄT Gewalt in Beziehungen, insbesondere Gewalt an Frauen, wie an Marie in „Woyzeck“, – ist das „nur“ ein fiktives Beispiel oder ist das ein Fall, der die Realität spiegelt? Auskunft, Daten und Fakten gibt dazu die österreichische „Gewalt- prävalenz-Studie“. Der Begriff „Prävalenz“ bezeichnet die Häufigkeit, mit der bestimmte Ereignisse vorkommen. Erste Gewaltprävalenz-Studie vorgestellt: Männer erfahren Gewalt meist im öffentlichen Raum, Frauen im engen sozialen Nahraum Wien – 56,8 Prozent der Österreicherinnen haben bereits körperliche Gewalt erfahren, 85,6 Prozent psychische Gewalt und jede dritte ist am Arbeits- platz schon schikaniert worden. Das sind Auszüge aus der ersten Gewaltprävalenz-Studie in Öster- reich. [...] „Ich bin schockiert über das enorme Ausmaß an Gewalt,“ sagte Monika Schröttle, Mit- arbeiterin an der Studie, zu den Ergebnissen der Untersuchung mit dem Titel „Gewalt in der Fami- lie und im nahen sozialen Umfeld“. Insgesamt waren bereits 85,6 Prozent der österreichi- schen Frauen psychischer Gewalt ausgesetzt. 39,8 fühlten sich dadurch bedroht. Psychoterror haben 24,1 Prozent bereits erlebt, 54,8 Prozent empfanden diesen als Angst auslösend. Auf „verletzende Art lä- cherlich gemacht“ fühlten sich 51,9 Prozent (Männer 31,7 Prozent) der Frauen und „wiederholt beleidigt“ 51,8 Prozent (Männer 47,5). Ungewollt kontaktiert wurden 28 Prozent, wobei 35,6 Prozent dies auch als bedrohlich empfanden. Körperlicher Gewalt ausge- setzt waren 56,8 Prozent der Frauen. 29,6 Prozent sahen dabei ein bedrohliches Ausmaß der Gewalt. Jede dritte Frau hat schon einmal eine leichte Ohr- feige bekommen, fünf Prozent wurden verprügelt. Sexuell belästigt fühlten sich 74,2 Prozent der Frauen, 29,2 Prozent im bedrohlichen Ausmaß. Jede Zehnte wurde mit sexuellen Absichten verfolgt. 42 Prozent der Frauen wurde nachgepfiffen und 35,9 Prozent sahen das als bedrohlich an. [...] „Männer werden eher in der Öffentlichkeit oder am Arbeitsplatz zu Gewaltopfern (definiert auch im Sinne von Belästi- gung) als Frauen, die grundsätzlichmassivere Folgen der Gewalt erleben. Männer sind weniger ‚häusliche‘ Opfer, erklärte Schröttle: „Die Zusammenhänge der Gewalt an Frauen sind mannigfaltiger und sie wer- den auf mehr Ebenen zu Opfern als Männer.“ Befragt wurden 2.334 Österreicher/innen zwischen 16 und 60 Jahren. Erhoben wurde auch die psychi- sche Gewalt wie Mobbing, da diese in den letzten Jahren imAnsteigen begriffen war. Dazu wurde ana- lysiert, inwiefern eine Gewalthandlung als bedroh- lich empfunden wird. Die Studie zeigte, dass Frauen und Männer von Gewalt betroffen sind, diese aber unterschiedlich wahrnehmen. Frauen sind öfter im engsten sozialen Umfeld von Gewalt betroffen und kämpfen mit schlimmeren sowie längeren Nachwir- kungen als Männer, bei denen sich Gewalt (in der Opferrolle) tendenziell eher öffentlich abspielt. Frau- en werden eher in der Partnerschaft und in der eige- nen Wohnung zu Opfern. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 Quelle: derstandard.at/1319183386464/Studie-Enormes-Ausmass-haeuslicher-Gewalt; abgerufen 11.02.2017 Auf Informationen mit bestimmten Textsorten reagieren Bestimmen Sie auf einem Stichwortzettel die unterschiedlichen Formen von Gewalt, denen Frauen ausgesetzt sind, und die Unterschiede zwischen der Gewalt an Frauen und der an Männern. Verfassen Sie zum oben stehenden Text nach Wahl entweder einen Kommentar (270-330 Wörter), den Sie als Reaktion auf die für Sie erschreckend hohen Zahlen an die Gratiswochenzeitung Ihrer Region schicken möchten, oder eine Erörterung (540 bis 660 Wörter). Gehen Sie in der Erörterung der Frage nach „Welche Formen von Gewalt erleiden Frauen und Männer in Österreich und wie könnte man diese hohe Gewaltrate vermindern?“ Nützen Sie dafür die Notizen auf Ihrem Stichwortzettel. Überarbeiten Sie in Partner- oder Gruppenarbeit den Beginn einer nicht korrigierten Erörterung zum oben stehenden Text in Bezug auf Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung und Stil. Besprechen Sie nach der Überarbeitung, welchem dieser Bereiche die Mehrzahl der Fehler zugeordnet werden muss. „Welche Formen von Gewalt erleiden Frauen und Männer in Österreich und wie könnte man diese hohe Gewaltrate vermindern?“, so ist der Titel der vorliegenden Erörterung. Es sind also zwei Teile herauszuarbeiten nämlich einerseits die verschiedenen Arten von Gewalt und dann Vorschläge zur Gewaltabwendung. a b c 8.12 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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