Sprachräume 3, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPrACHrAuM 8  Schwerpunkt Drama – „Bühne für Konflikte“ 106 WOYZECK: Es geht hinter mir, unter mir (stampft auf den Boden) hohl, hörst du? Alles hohl da unten. […] WOYZECK: Andres, red was! (starrt in die Gegend.) Wie hell! Ein Feuer fährt um den Himmel und ein Getös herunter wie Posaunen. Wie’s heraufzieht! Fort. Sieh nicht hinter dich (reißt ihn in’s Gebüsch). ANDRES: (nach einer Pause) Woyzeck! hörst du’s noch? WOYZECK: Still, Alles still, als wär die Welt tot. ANDRES: Hörst du? Sie trommeln drin. Wir müssen fort. Schritt 4: was sich aus den Dialogen und Monologen „herauslesen“ lässt Dramen sind, zumindest, wenn es sich um „traditionelle“ Dramen handelt, voller Handlungen, die sich in Dialogen zwischen zwei oder mehreren Personen oder in Monologen vorbereiten, entwickeln und zu Ergebnissen führen. Dialoge und Monologe ƒƒ zeigen das persönliche und gesellschaftliche Verhältnis der Gesprächspartner (Freundschaft, Liebe, Konflikt, Gleichberechtigung, Unterwürfigkeit …), ihre Interessen und Ziele ƒƒ zeigen, wie die Gesprächspartner einander oder andere Personen sehen ƒƒ charakterisieren durch ihr Vokabular und die verwendete Sprachebene die Sprechenden selbst: ihre seelische Verfassung, ihre Art zu denken, ihre gesellschaftliche Stellung ƒƒ zeigen, um welchen „Gesprächstyp“ es sich handelt und was das Ziel des Gesprächs ist: Argumentation, Einschüchterung, Beschimpfung, Versöhnung, Erklärung … Bei den Dialogen lässt sich Folgendes gut analysieren: ƒƒ An welchem Ort, zu welcher Zeit findet das Gespräch statt? ƒƒ Was ist das Thema des Gesprächs: Worum geht es im Gespräch, gibt es Auskunft über vollzogene, parallele, geplante, unterlassene … Handlungen? ƒƒ Welchen Anteil haben die Personen quantitativ und qualitativ am Gespräch? Welche Chancen haben sie, das Gespräch zu gestalten, Weichen zu stellen, zu entscheiden? ƒƒ Sprechen die Personen auf gleicher sprachlicher oder gesellschaftlicher Ebene oder in Überlegenheit/ Abhängigkeit …? ƒƒ Haben die Personen eine gute Kommunikationsbasis oder reden sie aneinander vorbei? ƒƒ Was ist die Gesprächsabsicht: Geht es um Austausch von Argumenten oder Streit, Einschüchterung, Vertrauen, Appell, Widerspruch, Rechtfertigung, Abstreiten … ƒƒ Hat das Gespräch Folgen für die weitere Handlung? Die Monologe ƒƒ geben Einblicke ins Innenleben der Personen, zeigen deren Gefühle, Wünsche, Ängste … ƒƒ zeigen Konflikte, welche die Personen mit und in sich selbst austragen ƒƒ zeigen dem Publikum Absichten der Personen, die anderen Figuren des Dramas verborgen sind. Dialoge und Monologe werden oft durch den „Nebentext“ (= Bühnen-/Regieanweisungen) präzisiert: keuchend vor Wut ; leise ; für sich ; mit Bitterkeit ; ihr entgegenlaufend ; lächelnd ; innerlich tief erregt … Textkompetenz Literarische Bildung Die Eingangsszene eines Dramas analysieren Benennen Sie Ort und Zeit des Dialogs zwischen Woyzeck und Andres, stellen Sie fest, wer den Dialog bestimmt und was Woyzeck Andres mitteilen will. Beschreiben Sie, wie Andres zunächst auf Woyzecks Äußerungen reagiert und wie sich seine Reaktion ändert. Erschließen Sie die Metapher von den „Hobelspänen“, erläutern Sie, in welcher Stimmung sich Woyzeck befindet und wie Woyzeck auf die Zuschauer/Zuschauerinnen von Anfang an wirken wird. Holen Sie Informationen ein zu den Freimaurern und erschließen Sie, aus welchem Buch die Metaphern „Feuer am Himmel“ und „Posaunen“ als Schreckenszeichen stammen. a b 8.3 Szene 6 /Marie begegnet zum ersten Mal persönlich dem Tambourmajor/ Straße oder Gasse. Marie. Tambour-Major. TAMBOURMAJOR: Marie! MARIE: (ihn ansehend, mit Ausdruck.) Geh’ einmal vor dich hin. – Über die Brust wie ein Stier und ein Bart wie ein Löw. So ist keiner. Ich bin stolz vor allen Weibern. TAMBOURMAJOR: Wenn ich am Sonntag erst den großen Federbusch hab’ und die weißen Handschuh, Donnerwetter, Marie, der Prinz sagt immer: Mensch, er ist ein Kerl. 8 10 12 2 4 6 Nur zu Prüfzwecken – Eig ntum des Verlags öbv

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