Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

ZWISCHENRAUM 4 Beruf Schriftstellerin und Schriftsteller 94 Entwerfen Sie in Gruppen eine Handlungsfortsetzung zu den von Bittner vorgeschlagenen schlechten Texten (Arzt- und Agentenhandlung) und den von ihm als positiv vorgeschlagenen Plots (Familien-, Ausländerproblematik). Erstellen Sie zwei Handlungsskizzen – eine „schlechte“ und eine „brauchbare“ – zu einem der beiden folgenden Themen: Thema 1: Die beiden (Namen erfinden!) sind seit der Volksschule beisammen und seit der 5. Klasse Gymnasium schwer ineinander verliebt. Nach einem gemeinsamen Disco-Besuch wird eine(r) der beiden von einem Betrunkenen niedergeschlagen. Thema 2: Die alte, alleinstehende Frau erhält vom Eigentümer ihrer Wohnung einen Brief: Das Haus müsse dringend saniert werden, die alten Mietverträge seien nicht mehr gültig, eine deutliche Anhebung der Miete sei unumgänglich. Welche zurzeit aktuellen Fernsehserien würden Sie als trivial bezeichnen? TRIVIALLITERATUR Literatur, die mit Klischees arbeitet, das heißt mit Schwarz-Weiß-Malerei, übertriebenen Gefühlen, simplen Lösungen, austauschbaren Personen, endlos fortsetzbaren Konflikten, die aber meist in eine „heile Welt“ münden, nennt man Trivialliteratur . Heutzutage wird Trivialliteratur vor allem über das Fernsehen konsumiert: Krankenschwestern-, Arzt-, Berg-, Frauen-, Heimatserien … Frage 4: Wovon leben Schriftstellerinnen/Schriftsteller? Ein Schriftsteller lebt von dem, was er schreibt, könnte man versucht sein zu antworten. Aber das stimmt nicht, er muss das Geschriebene ja noch verkaufen. Und wenn das geglückt ist, erhält der Schriftsteller ein Honorar. Das setzt allerdings zumeist nicht er fest, sondern die Redaktion oder der Verlag. […] ImDurch- schnitt liegt die Provision für Taschenbücher und ge- bundene Bücher zur Zeit bei fünf bis zwölf Prozent vom Ladenverkaufspreis. […] Für ein Gedicht in der Zeitung gibt es vielleicht 50 Euro […], für eine Kurzge- schichte 300 Euro, wo eine Anzeige derselben Größe 30.000 Euro kostet. Wen wundert es da noch, dass unter diesen Bedingun- gen die wenigsten Schriftsteller von ihrer Arbeit ver- nünftig leben können. Indem sie ihre Manuskripte lie- fern, beschäftigen sie zwar ganze Industrien und Han- delsbereiche. Aber man kann sich immer wieder des Eindrucks nicht erwehren, dass manchem Verleger ein kreativer Schreibcomputer, der keine prozentuale Be- teiligung beansprucht, erheblich lieber wäre. Nur scheint der technische Fortschritt hier an seine Gren- zen gestoßen zu sein. Wo es diese natürlichen Grenzen allerdings nicht gibt, wird eine rigorose Enteignung von Autorenrechten betrieben. Texte werden gescannt, hin und her gefaxt, ohne Wissen des Autors ins Inter- net übernommen und weltweit digital genutzt. Biblio- theken verleihen täglich Millionen von Büchern. Foto- kopiergeräte in Schulen, Universitäten, Büchereien und Kopierläden stellen Tag für Tag Millionen von Ablichtungen an und für sich urheberrechtlich ge- schützter Schriftwerke her. […] Übrigens erlöschen die Urheberrechte 70 Jahre nach dem Tode des Urhebers, was zur Folge hat, dass Verla- ge die älteren Werke honorarfrei nachdrucken dürfen. Das ist eine Merkwürdigkeit in unserer sonst sehr auf Eigentumsrechte bedachten Gesellschaftsordnung. Denn bekanntlich gehen Häuser, Grundstücke, Bau- ernhöfe oder Fabriken 70 Jahre nach dem Tode des ursprünglichen Rechtsinhabers nicht in Gemeineigen- tum über. Es ist doch merkwürdig, dass die anbetungs- würdige Heiligkeit des Privateigentums vom Gesetz- geber nur da aufgehoben wird, wo es umUrheberrech- te geht. Wolfgang Bittner zum Thema „Geld fürs Schreiben“ 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 Welche wirtschaftlichen und gesetzlichen Fakten hält der Autor für ungerecht? Erklären Sie folgende Begriffe: Provision, Manuskript, Urheberrecht. Diskutieren Sie über folgende Meinung: „Wenn die Bibliotheken weniger Bücher kaufen, dann kaufen mehr Leute mehr Bücher.“ Blättern Sie Taschenbuchkataloge durch und suchen Sie (im Internet, Bibliothek …) nach der Originalausgabe von Büchern, die einem Taschenbuch zugrunde liegen, vergleichen Sie die Preise und die daraus resultierenden finanziellen Nachteile für die Autoreninnen/Autoren. Bringen Sie positive Argumente für das Taschenbuch und informieren Sie sich über Taschenbuchverlage. Nur zu P üfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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