Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

  84 Textkompetenz Semestercheck (3. Semester) Hauptkompetenz und Teilkompetenz Textkompetenz: Textinhalt erfassen, Textsinn verstehen Methodisch-didaktische Hinweise Einzelarbeit Hilfsmittel keine Zeitbedarf 35 Minuten Lesen Sie den Text „970.000 funktionale Analphabeten“ aus der Zeitung „Die Presse“ vom 8. März 2015. Beantworten Sie im Anschluss daran die beiden Fragen zum Text. S 1 970.000 funktionale Analphabeten Bei der Lesekompetenz liegt Österreich laut der PIAAC-Studie unter demOECD-Durchschnitt. Fast eine Million Österreicher und Österreicherin- nen im Alter von 16 bis 65 Jahren können nur völlig unzureichend lesen und schreiben. Somit sind 17,1 Prozent funktionale Analphabeten. Das ergab die PIAAC-Studie 2013 (Programme for the Internatio- nal Assessment of Adult Competencies). Damit liegt Österreich bei der Lesekompetenz unter demDurch- schnitt jener OECD-Länder, die an dem internatio- nalen Vergleich teilgenommen haben. 100.000 konn- tenmangels Lese- und Schreibfähigkeit an der Studie gar nicht teilnehmen. Analphabetismus in diesem Sinn darf man sich aller- dings nicht so vorstellen, dass die davon betroffenen Personen überhaupt nicht lesen oder schreiben kön- nen. Nach Auskunft von Astrid Klopf-Kellerer von der Initiative Erwachsenenbildung im Bereich Basis- bildung der Volkshochschulen können Buchstaben, einzelne Wörter und kurze Sätze sehr wohl erfasst, ganze Textstellen aber nicht verstanden werden. Komplizierte Schreiben oder Behördenbriefe schon gar nicht. Die Auswirkungen auf das weitere Leben im Alltag sind dramatisch: negative Schulerfahrungen, Diskri- minierung, Scham, Geheimhaltung, Täuschung, Minderwertigkeitsgefühl. Von der Unfähigkeit zu lesen und zu schreiben darf niemand erfahren, oft nicht einmal die eigene Familie. Die alles entscheidende Frage in diesemZusammen- hang aber ist: Wie kann es sein, dass Jugendliche aus dem Pflichtschulsystem überhaupt ohne ausreichen- de Lese- und Schreibfähigkeit entlassen werden kön- nen? Experten der Erwachsenenbildung beantwor- ten sie so: Imderzeitigen Schulsystem sei eine ausrei- chende Förderung aller betroffener Schüler nicht vorgesehen. Entweder würden die individuellen Be- dürfnisse und Schwächen gar nicht verstanden bzw. erkannt oder es fehlten die Ressourcen für individu- elle Betreuung. Vernachlässigungen durch das El- ternhaus könnten auch nicht in jedem Fall ausgegli- chen werden. Und weiter: „Es ist schwierig, aus ei- nemKreis an negativen Schulerfahrungen auszubre- chen. Da bedarf es bei vielen ein Mehr an Aufmerk- samkeit, Wohlwollen und Unterstützung.“ Dies kann durch entsprechende Kurse in der Er- wachsenenbildung gewährleistet werden. Wie Be- troffene davon erfahren können, wenn sie gar nicht lesen können, ist eine gesellschaftliche Herausforde- rung – für die Familie, Freunde, Arbeitgeber, Kol- legen und Behörden. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 Was versteht man laut Text unter „funktionalem Analphabetismus“? Welche Antwort wird auf die Frage, „Wie kann es sein, dass Jugendliche aus dem Pflichtschulsystem überhaupt ohne ausreichende Lese- und Schreibfähigkeit entlassen werden können?“, gegeben? a b Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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