Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

81 Mündliche Kompetenz Sprachreflexion Diese Vereinheitlichung fand statt auf Basis der sehr einheitlichen Sprache der Wiener Kaiserlichen Kanzlei, die im 15. Jahrhundert schon einen Geltungsbereich von Wien bis Augsburg und von Innsbruck bis Nürnberg hatte, und erhielt einen wichtigen Schub durch die Bibelübersetzung Martin Luthers (1522). Sowohl die Wiener Kanzlei als auch Luther verwendeten ihre heimatlichen hochdeutschen Formen, Laute, Wörter. Auf diese Weise näherte sich die gedruckte Sprache immer mehr dem, was man neuhochdeutsche Schriftsprache nennt. Der niederdeutsche Sprachraum – im Norden des deutschen Sprachgebietes – übernahm die hochdeutsche Schriftsprache ab dem 16. Jahrhundert gleichsam als „Fremdsprache“. In der gesprochenen Sprache hingegen bleiben die regionalen Formen erhalten, weil es viel weniger mündliche Sprechsituationen gab, wo eine überregionale Verständigung notwendig war. So erhielten sich unsere vielfältigen heutigen Mundarten, Dialekte und Umgangssprachen. Deutsche Mundarten der Gegenwart verstehen Geben Sie den Inhalt folgender niederdeutscher (= plattdeutscher) Nachricht von Radio Bremen wieder: Verfolgensjagd dör de Bremer Binnenstadt: De Bremer Polizei hett in de Nacht een Verfolgensjagd mit een Autofahrer dör een paar Stadtdeele erleevt. De Mann, de woll Drogen nahmen hett, harr vördem an een Tankställe sien Benzin nich betahlt. Dree Polizeiautos hebbt em darophen verfolgt. De Autofahrer is darbi mit Tempo 100 över rode Ampels jachtert. De Verfolgensjagd güng darmit to Enn, dat de Kierl mit sien Auto an‘n Autobahntobringer Överseestadt gegen de Leitplanken föhrn un darbi an’t Liev to Schaden kamen is. Stellen Sie mündlich die Übersicht auf Karte über die Bezeichnungen für „Haube“ im (ehemaligen) deutschen Sprachraum vor. In welchen auf der Karte als deutscher Sprachraum ausgewiesenen Gebieten wird aufgrund der politischen Veränderungen im 20. Jahrhundert Deutsch heute nicht mehr oder nur von einer sehr geringen Anzahl von Sprechern gesprochen? Geographisch trennt die „Benrather Linie“, auch ich/ik- oder machen/maken-Linie genannt, das Hochdeutsche vom Niederdeutschen. Bestimmen Sie den geographischen Verlauf dieser Trennlinie, zum Beispiel mithilfe der Informationen und der Karte auf Wikipedia. 7.7 a b c Die Sprache ist unser wichtigstes Kommunikationsmittel . Die „Ursprache“ dürfte vor allem aus Schnalz- und Klicklauten bestanden haben. Es gibt keine „primitiven“ Sprachen, jede Sprache dient dazu, die extrem verschiedenen Lebensbedingungen der Menschen zu meistern. Zwölf „große“ Sprachen dominieren heute, tausende „kleine“ Sprachen sind bedroht. Die Sprachen der Welt lassen sich in Sprachfamilien gliedern, die meisten europäischen Sprachen gehören zum Indogermanischen , das wieder unterteilt werden kann, zum Beispiel in die romanische , slawische , germanische Sprachfamilie, zu der das Deutsche zählt. Das Germanische unterscheidet sich von anderen indogermanischen Sprachen z. B. durch die erste Lautverschiebung . Die deutsche Sprache hat sich über das Althochdeutsche und Mittelhochdeutsche zum heutigen Neuhochdeutschen entwickelt, das unsere Schriftsprache geworden ist. In der gesprochenen Sprache der Mundarten und Dialekte zeigt sich noch die alte Gliederung des deutschen Sprach- raums in Hochdeutsch und Niederdeutsch , die lautlich durch die 2. Lautverschiebung voneinander getrennt sind. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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