Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPRACHRAUM 7 Sprache: Entstehung und Entwicklung 78 Sprachreflexion Textkompetenz Die Entstehung der Sprache in Bezug zu gesellschaftlichen Entwicklungen sehen Beantworten Sie die eingangs gestellte Frage zur unterschiedlichen Schwierigkeit des Sprachenlernens: Weshalb lernen Sie mit der Muttersprache Deutsch die englische Sprache vermutlich leichter als etwa Russisch oder Französisch? Suchen Sie in möglichst vielen europäischen Sprachen (Wörterbücher, Mitschülerinnen und Mitschüler mit ‚Sprachkenntnissen‘, Internet konsultieren) nach den entsprechenden Wörtern für Bruder, Mutter, Vater, Schwester, Vieh , und vergleichen Sie die Gemeinsamkeiten. Betreiben Sie Etymologie, das heißt, suchen Sie zu diesen gefundenen Wörtern das indogermanische Grundwort. Benutzen Sie dazu das „Etymologische Wörterbuch“ von Kluge oder das aus der Duden-Reihe. Sollten Sie viel Interesse und Zeit investieren wollen, so ziehen Sie das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm zu Rate, das umfangreichste etymologische Wörterbuch einer Sprache, das weltweit existiert: 33 Bände, begonnen 1854, letzter Band 1971! Es ist unter http://www.dwb.uni-trier.de/ seit Kurzem im Internet abrufbar! Lokalisieren Sie in Ihrem Atlas die oben genannten indogermanischen Sprachen geografisch. 7.4 a b c Wie derselbe Satz in verschiedenen indogermanischen Sprachen aussieht Das Beispiel des Beginns des christlichen „Vater unser“-Gebets zeigt die starken Ähnlichkeiten innerhalb der verschiedenen Sprachfamilien des Indogermanischen. Germanisch Vater unser, der du bist im Himmel (Deutsch) Undzer voter, vos bist im himl (Jiddisch) Onze vader, die in de hemelen zijt (Niederländisch) Fader vär, du som er i himmelen (Norwegisch) Fader vär, som är i himmelen (Schwedisch) Our Father, who art in heaven (Englisch) Keltisch Ein Tad, yr hwn wyt yn y nefoedd (Walisisch) Ár n-atheir, atä ar neamh (Irisch-Gälisch) Ar n-athair a tha air nöamh (Schottisch-Gälisch) Italisch und romanische Sprachen Pater noster, qui es in caelis (Latein) Notre père, qui es aux cieux (Französisch) Padre nuestro, que estás en los cielos (Spanisch) Pai nosso, que estás nos céus (Portugiesisch) Pare nostre, que estau en lo cel (Katalanisch) Padre nostro, che sei nei ciel (Italienisch) Slawisch Oce naš, ki si v nebesih (Slowenisch) Oce naš, koji jesi na nebesima (Kroatisch) Oce naš, koji jesi na nebesima (Burgenlandkroatisch) Ojcze nasz, którys jest w niebiesiech (Polnisch) Eine Eigenheit des Germanischen Eines der berühmtesten Lautgesetze der Sprachwissenschaft wurde 1822 von Jacob Grimm formuliert: die erste (germanische) Lautverschiebung, in den angelsächsischen Ländern als Grimm’s Law bezeichnet. In dieser Lautverschiebung, die von 1200–1000 v. Chr. bis ca. 500–300 v. Chr. stattfand, veränderten sich im Germanischen zum Beispiel die indogermanischen Laute p, t, k. Diese Veränderungen zeigen sich etwa im Vergleich folgender lateinischer Wörter mit den gleichbedeutenden deutschen oder englischen Wörtern: lateinisch piscis, deutsch Fisch, englisch fish; lateinisch tres, englisch three; lateinisch pater, englisch father; lateinisch canis, deutsch Hund, englisch hound; lateinisch cor, deutsch Herz, englisch heart. Diese Lautverschiebung ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal des Germanischen gegenüber allen anderen indogermanischen Sprachen. Die erste Lautverschiebung Das Germanische unterscheidet sich von allen anderen indogermanischen Sprachen durch eine lautliche Besonderheit, die von Jacob Grimm festgestellte erste Lautverschiebung, die vor allem die indogermanischen Laute p, t, k betrifft. Beispiele zeigen die Änderung: Ein lateinisches p es erscheint im Englischen als f oot , im Deutschen als F uß ; lateinisch p iscis wird zu f ish bzw. F isch . Nur zu Prüfzwecken – Eige tum des Verlags öbv

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