Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

77 Sprachreflexion Textkompetenz Die indogermanische Sprachenfamilie WIESO ‚MAN‘ ENGLISCH LEICHTER LERNT ALS JAPANISCH Selbst für sprachwissenschaftliche Laien ist es einsichtig, dass Wörter wie deutsch „sieben“, englisch „seven“, tschechisch „sedm“, gotisch „sibun“, lateinisch „septem“, griechisch „hepta“, alt-indisch „sapta“ miteinander verwandt sind, während etwa das entsprechende japanische Zahlwort „nanatsu“ im Vergleich dazu wenig Ähnlichkeit zeigt. Die ersten wissenschaftlichen Versuche, Sprachen miteinander zu vergleichen, gibt es am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Gebrüder Grimm, auf der ganzen Welt als Märchensammler bekannt, gehören zu den Pionieren, die erkannten, dass die Ähnlichkeiten von Sprachen auf ihrem gemeinsamen Ursprung beruhen. Alle europäischen Sprachen – mit Ausnahme des Baskischen, Ungarischen, Finnischen, Samischen im Norden Russlands und des Estnischen – weisen grundlegende Übereinstimmungen auf und werden deshalb zu einer Sprachfamilie gerechnet, dem Indogermanischen, auch Indoeuropäisch genannt. Sie gehen auf eine gemeinsame „Ursprache“ zurück, das „Urindogermanische“. DIE SPRACHEN DER INDOGERMANISCHEN SPRACHENGRUPPE Die „Elternsprache“ Urindogermanisch wurde vermutlich vor dem Jahr 3500 vor Christus gesprochen und hat sich im Laufe des folgenden Jahrtausends durch die Wanderungsbewegungen der Indogermanen in verschiedene Sprachen aufgespaltet. Die Unterschiede zwischen diesen indogermanischen Sprachen waren in der Epoche zwischen 2000 und 1000 v. Chr., aus der die ersten schriftlichen Zeugnisse indogermanischer Sprachen (hethitische Keilschrifttexte) stammen, schon fest verankert. Die folgende Tabelle zeigt die Ähnlichkeiten in der Konjugation der Verben im Indogermanischen: Sanskrit Altgriechisch Lateinisch Altirisch Gotisch ich trage bhár-ami phèr-o fer-o bir-u baír-a du trägst bhár-asi phèr-eis fer-s bir-i baír-is er trägt bhár-ati phèr-ei fer-t bir-id baír-ith wir tragen bhár-amas phèr-omen fer-imus bir-mi baír-am ihr tragt bhár-atha phèr-ete fer-itis bir-the baír-ith sie tragen bhár-anti phèr-ousi fer-unt bir-it baír-and Einige indogermanische Sprachen: Hethitisch (2. Jht. v. Chr. in Kleinasien); Indoiranisch : Indisch, Iranisch (u. a. Persisch, Kurdisch); Griechisch ; Italisch (darunter Latein; hieraus u. a. die romanischen Sprachen Italienisch, Spanisch, Französisch, Portugiesisch, Rumänisch, Katalanisch, Rätoromanisch); Keltisch (Irisch, Bretonisch); Germanisch : Gotisch (bis zum 6. Jhd.), Norwegisch, Dänisch, Schwedisch, Isländisch, Englisch, Deutsch, Friesisch, Niederländisch; Slawisch : u. a. Polnisch, Russisch, Bulgarisch, Tschechisch, Slowakisch, Serbisch, Kroatisch, Slowenisch. Hethitisch – eine mit dem Deutschen verwandte Sprache Die indogermanische Sprachfamilie Die meisten europäischen Sprachen – Ausnahmen sind z. B. das Ungarische, Finnische, Baskische – gehören zur indogermanischen (indoeuropäischen) Sprachfamilie. Das Indogermanische lässt sich wiederum in miteinander enger verwandte Sprachgruppen gliedern, wie die germanischen, die slawischen und die romanischen Sprachen mit deren „Muttersprache“ Latein. Außereuropäische indogermanische Sprachen sind z. B. das Hethitische, Indische und Iranische. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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