Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPRACHRAUM 6 Gehen, Radeln, Fahren – (Sach)texte, Schaubilder 68 Schriftliche Kompetenz Textkompetenz Die Adressaten eines Textes erkennen, die Textabsicht erfassen, die Textsorte definieren, ein Bild zum Text in Beziehung setzen, weitere Informationen zum Thema „Gehen“ einholen An welche Adressaten/Adressatinnen könnte sich der Text in erster Linie wenden? Definieren Sie in einem Satz die Absicht des Textes! Würden Sie den Text als „referentiell“ oder eher als „appellativ“ bezeichnen? – Begründen Sie Ihre Meinung! An welcher Stelle spricht der Text seine Leserinnen/Leser direkt an? Wo versucht der Autor, die Leserinnen/Leser persönlich als „Zeugen“ für sein Anliegen zu gewinnen? Verfassen Sie einen Leserbrief oder einen Kommentar zum „Gehzeug“, in dem Sie die „Gehzeug-Idee“ persön- lich bewerten. Bestimmen Sie das Thema von Text und Bild, setzen Sie Text und Bild zueinander in Beziehung, bewerten Sie aus Ihrer Perspektive die Idee des „Gehzeugs“! Schreiben Sie zwischen 270 und 330 Wörter. Besuchen Sie die Seite http://www.walk21.com , Webseite einer Organisation, die sich weltweit für die Förderung des Zu-Fuß-Gehens einsetzt und wichtige Prozesse in den Bereichen Verkehrsplanung und Stadtgestaltung initiiert. Fassen Sie mündlich die Informationen der Seite zusammen und berichten Sie über Themen und Ergebnisse der Konferenz von Walk21 in Wien 2015 – Motto „Stepping Ahead“ – oder über eine andere der jährlichen Konferenzen in Sydney, München, London, Calgary … (Button „Conference“). 6.5 Tipps für das Verfassen eines Kommentars finden Sie in Sprachraum 3, S. 26 ff. a b c wir uns daran gewöhnt haben. […] Sicher kennen Sie Fotos aus alter Zeit, Dorf- oder Stadtansichten, auf welchen gar keine oder nur wenige Autos zu sehen sind, dafür aber Menschen, die sich völlig frei zu Fuß im öffentlichen Raum bewegen. Das Gehzeug über- rascht uns, weil wir es für „normal“ halten, dass par- kende und fahrende Autos unseren Lebensraum beset- zen. Plötzlich können wir sehen, wieviel Platz Autos tatsächlich verbrauchen, uns buchstäblich wegneh- men. Ein einfacher Holzrahmen zeigt uns, dass eine Maschine mehr Rechte besitzt als ein Mensch. 14 16 18 20 22 Das Radeln UWE DICK: „MONOLOG EINES RADFAHRERS“ Er schreibe „Überlebensprosa“– so der Untertitel zum „Monolog eines Radfahrers“ – behauptet der wegen seiner „Direktheit“ nicht unumstrittene bayrische Autor Uwe Dick; Überlebensprosa aus der Sicht des Schwächeren, des Radlers, der gegen die Tücken des Verkehrs ankämpft. Hier ein Abschnitt daraus: Gnade dir, „weicher Verkehrsteilnehmer“! Zischen mit 100 an dir vorbei, als wärst du nichts. Sicherheitsab- stand? Da hu-hustet der Auspuff! Solidarität verlange nicht von diesen Rennsüchtigen, die auch noch zwang- haft überholen – trotz der Verbotsschilder, trotz Gegen- verkehrs, dich aufs brüchige Bankett drängen, dir Glas- splitter, Staub und Steine ins Gesicht fegen, auch mal Flaschenhälse, abgerissene Zierleisten als Dreingabe. […] Scheiß Radlfahrer, braacht ja do need ummanand- geistan! Wer fahrtn heitno mitn Radl?! AmWerktog! Soisi a Auto kaffa oda dahoam bleibm! Schon wieder so ein Tier-und Menschenjäger: will ums Verrecken nicht vom Gasfuß, hör’s am Himmelheulen hinter mir. Überholt mich, eine Handbreit neben dem Pedal, zwingt den Chauffeur eines entgegenkommen- den Bierlasters zu bremsen; auch noch ein Zweiter nö- tigt ihn und mich, zwängt sich vorbei. Wenn ich heut abend zurückkomm, will ich denHirsch- berg bitten, dass er eine gut gespitzte Stahlrute – elas- tisch, aber nicht zu nachgiebig – am hinteren Rahmen befestigt. Eine Distanz-Antenne, hundert Zentimeter lang, zu bedienen mittels Hebelchen, Seilzug bis zum Winkelscharnier und Federschnapper. Ausschwenkbar zur Fahrbahnmitte hin, nicht zu hoch montiert. Atten- tatione, Dick! […] Psch! Pschsch! Ja – doch, mir pres- siert’s auch! (Von dieser Straße wegzukommen.) Anhal- ten in der Enge? – Wäre tödlich. Von der Wiese trennt mich ein Graben. Psch! Psch! Psch! Pschychoterror. Könnte mir wirklich einen humanen Meter lassen. Überholen ist doch ohnehin nicht drin in den nächsten Minuten: Urlaubskarawahnsinnige bis zum Horizont. Aber nein – pfsch!, pfsch!! Er lässt’s darauf ankommen. Pffsch! Bereits neben mir. Pffsch! Pfffa-schwind! Pf- fa-schwind! Jetzt auch noch die Kriegsfanfare. Nerven, Dick. Ein Bus schiebt entgegen, da muss er zurück, siehstewohl. Pfsch, pfsch: brrrrrrrr, burr, burr, burrrrrrrrr. Br wie Brummi. Auch so eine Werbenied- 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 Nur zu Prüfzwecken – Eig ntum des Verlags öbv

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