Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

65 Schriftliche Kompetenz Textkompetenz Wichtige Sachtextsorten – gegliedert nach der Absicht der Texte ƒƒ Informative Texte stellen Sachverhalte, Fakten, Dinge möglichst objektiv dar. Zu ihnen zählen: Meldung (knappe Information zu einem Geschehen) Bericht (ausführlichere Darstellung von Geschehnissen; die Informationen sind ergänzt mit Beschreibungen und Erläuterungen, etwa im Reisebericht Beschreibungen: Sie vermitteln eine klare und eindeutige Vorstellung von Gegenständen oder Geschehnissen (Gegenstandsbeschreibung, Personenbeschreibung, Wegbeschreibung) Lexikon- und Fachbuchartikel – auch immer mehr im Internet „ Ratgeber “ – eine in den letzten Jahren boomende Textgattung sowohl in Buchform als auch in Form von Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln (Garten-, Beziehungs-, Diät- …-ratgeber) Reportage, Interview Informative Texte werden oft auch auch als referentielle Texte bezeichnet. ƒƒ Appellative Texte: Sie möchten auf ein bestimmtes Publikum einwirken, seine Handlungen, Überlegungen, Gefühle beeinflussen. Appellative Texte sind stets „adressatenorientiert“. Appellative Texte sind u. a. Werbetexte, Plakate, Flugblätter, Annoncen. ƒƒ Wertende Texte würdigen oder kritisieren aus subjektiver Sicht meist aktuelle Ereignisse. Dazu zählen zum Beispiel Glossen oder Kommentare. ƒƒ Expressive Texte Sie sind „ich-orientiert“, bringen die Meinungen, Überzeugungen und Gefühle der Verfasserinnen/Verfasser zum Ausdruck und verbinden sie mit der Schilderung von Fakten und Geschehnissen. Expressive Texte sind z. B. Tagebücher, Weblogs. ƒƒ Beachten Sie: Oft verbinden die Texte Merkmale verschiedener Sachtextsorten: In informativen ( referentiellen ) Texten sind manchmal appellative Elemente vorhanden, wenn etwa die Darstellung der schlimmen sozialen Lage von Menschen mit einem Spendenaufruf verbunden wird oder ein Bericht über eine Umweltfrage eine (indirekte) Aufforderung zur Verhaltensänderung enthält.Leserbriefe enthalten oft appellative und expressive Merkmale. Reiseberichte schildern – informativ – Begebenheiten und oft auch – expressiv – die dadurch ausgelösten subjektiven Gefühle. „Ratgeber“ verbinden objektive Sachverhalte häufig mit Aufforderungen. Glossen und Kommentare verbinden oft informative , wertende und appellative Elemente. EIN OBERÖSTERREICHER WANDERT UM DIE WELT Moderne „Weitwanderer“ begnügen sich so wie Seume nicht mehr mit Italien. Sie wandern um die Welt, so wie, mehr als 200 Jahre nach Seume, Gregor Sieböck aus Bad Ischl. Er geht drei Jahre lang von seinem Heimatort aus ohne motorisierte Unterstützung bis an den Atlantik, durch Süd- und Nordamerika, Japan und Neuseeland. Ein Jahr später bricht er zu einer neuen Wanderung um die Welt auf, diesmal ostwärts. Hier Auszüge aus einem Journalistengespräch mit ihm aus den „Salzburger Nachrichten“: „Die Indianer sagen, der Weg nach Osten ist immer mit einem Neuanfang verbunden“, erklärt er. Neu ist, dass er ohne festen Routen- oder Zeitplan losgeht.
„Si- cher ist nur: Ich werde von meiner Haustür in Bad Ischl weggehen.“ Aber dann? Osteuropa, das unwirtli- che Sibirien, die gigantische Naturbühne Himalaya oder China – alles ist möglich. Mehr als einmal wird er daher an Wegkreuzungen stehen und überlegen, welches nun die bessere Variante sein wird. „So wie unsere Gesellschaft auch im Moment an einer Kreu- zung steht“, sagt der diplomierte Wirtschafts- und Um- weltwissenschafter. „Gehen wir weiter den Weg der ungebremsten Verschwendung oder finden wir Alter- nativen?“ Gregor selbst will mit seinen Wanderungen aufzeigen, dass es andere Wege gibt. Die Menschheit sei zwar schon aufgeweckt worden, aber sie habe den Wecker wieder auf „Schlummerfunktion“ gestellt – dieses Bild verwendet der 31-Jährige, um die momen- tane Lage darzustellen: „Wir haben die Informationen. Wir wissen, dass wir aufstehen müssen, aber wir dre- hen uns um und schlafen noch weiter.“ Was spricht neben dem ökologischen Aspekt für die eigenen Füße als Motor? „Das Gehen hat eine starke Kraft, eine ganz eigene Magie. Es verändert dein Leben, aber in einem ruhigen Tempo. Du hast viel Zeit, dich mit der eigenen Persönlichkeit auseinanderzusetzen.“ Die Eindrücke rasen nicht an einem vorüber. Vielmehr sei Zeit, sie auf sich wirken zu lassen. Von unschätzbarem Wert seien vor allem die Begegnungen: „Als Fußgänger bist du fast überall auf der Welt willkommen.“ 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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