Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

VORRAUM Männersprache – Frauensprache 6 Männersprache – Frauensprache Sprache ist nicht neutral. In ihr spiegeln sich gesellschaftliche Rollenzuweisungen. Darüber und über die Möglichkeiten geschlechtergerechter Sprache informiert Sie dieses Kapitel. nv2w9b Ist die Sprache männlich? – Ungleichheiten in der Sprache KOPFTUCHVERBOT FÜR LEHRER UND SCHÜLER? / 20 UND 5 = 25 Nach langen Diskussionen verbietet die französische Regierung per Gesetz das Tragen von religiös motivierten Kopftüchern in den Schulen. Eine österreichische Zeitung berichtet daraufhin, an staatlichen Schulen in Frankreich gelte das Kopftuchverbot „sowohl für Lehrer als auch für Schüler“, obwohl natürlich nur Frauen betroffen sind, da muslimische Männer ohnehin nie ein Kopftuch tragen. Nicht immer liegt ein Fall sprachlicher Nichtberücksichtigung von Frauen so klar auf der Hand. Wenn es um Gruppen mit Frauen und Männern geht, sind die Frauen sehr oft sprachlich ausgeschlossen, selbst wenn sie die Mehrheit bilden. 20 Lehrerinnen und 5 Lehrer machen noch immer einen Lehrerausflug und keine Lehrerinnenexkursion. Die Sprachwissenschaftlerin Senta Trömel-Plötz war eine der ersten, die in ihrem Buch „Frauensprache: Sprache der Veränderung“ auf das Ungleichgewicht in den sprachlichen Bezeichnungen für Frauen und Männer aufmerksam gemacht hat. Die Forderung der Wissenschaftlerin: „Bei unserem heutigen Bewusstseinsstand muss man […] mit einbeziehen, dass Frauen sich nicht mehr angesprochen fühlen, wenn nur von den Ärzten, den Politikern, den Volksvertretern die Rede ist. Sie werden durch diesen Sprachgebrauch unsichtbar gemacht, an den Rand gestellt. […] Wir müssen dafür sorgen, wenn wir eine Gleichbehandlung der Frau in der Sprache wollen, dass Frauen explizit angesprochen werden, also nicht mehr, dass sie sich nur eingeschlossen fühlen.“ Splitten macht Frauen sichtbar „Splitting“ heißt das sprachliche Grundprinzip, dass Frauen nicht nur „mitzumeinen“und „einzuschließen“, sondern ausdrücklich mit weiblichen Personenbezeichnungen zu benennen sind. „Splitting“ löst Personenbezeichnungen in weibliche und männliche Bezeichnungen auf. Dafür gibt es viele Möglichkeiten. Manche davon verursachen auch Probleme und haben ihre „Tücken“ – nicht verwunderlich bei unserer über Jahrhunderte dominierenden „Männersprache“. Möglichkeiten des „Splittings“ finden Sie in der Folge. DIE DOPPELFORM Mit den Doppelformen werden weibliche und männliche Form vollständig angeführt und mit und , oder , bzw. oder mit Schrägstrich verbunden. Vielfach wird mit der Begründung, dass eine Reihenfolge auch mit einer Rangordnung zu tun hat, das „Titanic-Prinzip“ gefordert: Frauen zuerst. Wir suchen noch Helferinnen und Helfer für den Tag der offenen Tür. Die Wahl zur Schulsprecherin bzw. zum Schulsprecher findet am 23. Oktober statt. Treffpunkt für alle Studentinnen/Studenten : Institut für Germanistik, Seminarraum, Mozartgasse. Die Tücken Das System der Doppelformen, wie etwa Studentinnen und Studenten, ergibt allerdings ein neues Problem: Die weiblichen Personenbezeichnungen sind in der Regel von den männlichen abgeleitet: Gemeinderat/Gemeinderätin , Bauer/Bäuerin , Arbeiter/Arbeiterin . Um diese Asymmetrie zu vermeiden, werden manchmal mit Hilfe des Partizips I Neutralisierungen verwendet, die für beide Geschlechter gelten, wie zum Beispiel Studierende oder Lehrende . Auch Abstraktionen wie Lehrkörper/Lehrpersonal , Redaktion (statt Redakteure/Redakteurinnen) oder Umformungen sind möglich: ärztlicher Rat statt Rat des Arztes/der Ärztin . VORRAUM Maturatextsorte: Leserbrief Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=