Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

41 Erklären Sie mit Blick auf die Prinzipien der deutschen Rechtschreibung (Laut-Buchstaben-Zuordnung), wie die folgenden Schreibungen (siehe die Markierungen in den Wörtern) aus dem Grimmelshausen- Auszug zustande gekommen sein könnten (!). Nennen Sie im Gegensatz dazu Beispiele für Schreibungen aus dem Grimmelshausen-Auszug, die sich einer halbwegs konsequenten Laut-Buchstaben-Ordnung entziehen. Lösen Sie folgende Denkaufgaben: Warum schreibt man „veräußern“ mit äu , „Stängel“ mit ä , „platzieren“ mit tz , „Tipp“ mit pp ? Welche möglichen Buchstaben bzw. Buchstabenverbindungen entsprechen den (in üblicher Lautschrift dargestellten) Lauten [oy], [ts], [a:]? Warum entziehen sich die folgenden Wörter diesen Grundprinzipien: „City“, „Chaiselongue“? Aufgrund welcher Regel schreibt man „Waise“ (= Waisenkind) mit ai , „Weise“ (= Art, Melodie) aber mit ei ? a b c d Informieren Sie sich (z. B. auf der Internetseite http://www.neue-rechtschreibung.de/regelwerk.pdf) über die wichtigsten Änderungen im amtlichen Regelwerk ab dem 1. 8. 2006. Erarbeiten Sie die unterschiedlichen Bereiche (Laut-Buchstaben-Zuordnung, Getrennt- und Zusammenschreibung, Groß- und Kleinschreibung, Bindestrich-Schreibung, Worttrennung am Zeilenende sowie die Zeichensetzung) in Gruppen. Die Grundprinzipien der Rechtschreibung Die deutsche Rechtschreibung bezieht sich nicht nur auf die Lautung, sondern sie dient auch der grafischen Fixierung von Inhalten der sprachlichen Einheiten, das heißt der Bedeutung von Wortteilen, Wörtern, Sätzen und Texten. So wird ein Wortstamm möglichst gleich geschrieben, selbst wenn er in unterschiedlicher Umgebung verschieden ausgesprochen wird. Man spricht hier von Stammschreibung . Dies betrifft zum Beispiel die Schreibung bei Auslautverhärtung in manchen deutschen Sprachgebieten ( Rad und Rat werden gleich ausgesprochen, aber unterschiedlich geschrieben: wegen des Rades und des Rates ), den Umlaut (zum Beispiel Wand – Wände , aber Wende ), das Zusammentreffen gleicher Konsonanten (zum Beispiel Haussegen , fünffach , zerreißen , enttäuschen , Blinddarm ), gelegentlich auch Einzelfälle (vier mit langem [i:], vierzehn , vierzig trotz kurzem [i]). Hingegen werden in manchen Fällen verschiedene Wörter, obwohl sie gleich ausgesprochen werden, unterschiedlich geschrieben ( Unterscheidungsschreibung ; zum Beispiel Saite , Seite ; wieder , wider ). In der Regel entspricht dabei jedem Laut ein Buchstabe oder eine Buchstabenverbindung (zum Beispiel sch , ch ). Gelegentlich werden auch zwei Laute durch einen Buchstaben bezeichnet (so durch x und z – x enthält die Laute k und s, z die Laute t und s ): 1. Buchstaben und Sprachlaute sind einander zugeordnet (z. B. Buchstabe x = Lautung [ks]). 2. Stammschreibung : Die Schreibung der Wortstämme, Präfixe, Suffixe und Endungen bleibt bei der Flexion der Wörter, in Zusammensetzungen und Ableitungen weitgehend konstant (zum Beispiel Differenz , Differenzial , differenzieren ). Dies macht es in vielen Fällen möglich, die Schreibung eines Wortes aus verwandten Wörtern zu erschließen. 3. Dabei ist allerdings zu beachten, dass sich Wortstämme verändern können, so vor allem durch Umlaut (zum Beispiel Hand – Hände , Not – nötig , Kunst – Künstler , rauben – Räuber ), durch Ablaut (zum Beispiel schwimmen – schwamm – geschwommen ) oder durch e/i-Wechsel (zum Beispiel geben – du gibst – er gibt ). 4. Unterscheidungsschreibung: In manchen Fällen werden durch verschiedene Laut-Buchstaben-Zuordnungen gleich lautende Wörter bedeutungsmäßig unterschieden (zum Beispiel malen – mahlen , leeren – lehren ). villeicht (statt „vielleicht“) vorstehents (statt „vorstehend[e]s“) denckwürdige (statt „denkwürdige“) a b c Jrrdischen (statt „irdischen“) so genanten Verkehrten Welt (statt „so genannten verkehrten Welt“) Es wehre ja (statt „Es wäre ja“) d e f Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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