Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

27 Mündliche Kompetenz Schriftliche Kompetenz Jürgen Kaube Die Jugend von heute Jürgen Kaube (*19.06.1962) ist einer der vier Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und zuständig für das Feuilleton. Die Jugend von heute. Erstaunlich eigentlich, dass es noch Leute gibt, die vor dieser Formel nicht zurück- schrecken. Nachdenken könnte einen fast dazu brin- gen: Man war selbst gestern die Jugend von heute, der damals ebenfalls vorgehalten wurde, nicht so zu sein wie die Eltern, als sie die Jugend von vorgestern wa- ren. Oder man könnte sich daran zu erinnern versu- chen, dass man so „wild“, so „politisch“, so „lesehung- rig“ und was es noch an schönen Attributen gibt, in der eigenen Jugend nun auch wieder nicht war – und dass jedenfalls nicht „die“ Jugend all diese Merkmale aufwies. […] Doch eine Ermüdung durch den Klagetext über die Jungen, der sich durch die Jahrtausende zieht, tritt offenbar nicht ein. Nicht einmal die Frequenz, mit der im Jahresabstand die Klagemotive ausgetauscht werden, wirkt bremsend. Die Jugend von heute war zuletzt „egotaktisch“, kurz davor aber null-Bock-för- mig, jetzt nur an Verbeamtung interessiert, eben noch karrierefixiert, unpolitisch, voller romantischer Realisten, voller Freundlichkeit gegenüber ihren El- tern. Jedes Jahr wird für das alles ein neuer Genera- tionenname erfunden: Generation Praktikum, Pre- kär, Maybe, X, Y, Z. Ein besonderer Champion dieser Art von Zeitdia- gnose ist der Bielefelder Soziologe Klaus Hurrel- mann. In seinem neuesten Buch bezeichnete er die Jugend von heute als die „oft als Ego-Taktiker ge- scholtenen Angehörigen der Generation Y“, die tat- sächlich aber gar nicht so seien. Oft gescholten. Ja, vonHurrelmann selbst, der den Begriff der Ego-Tak- tiker in seiner „Shell-Jugendstudie“ im Jahr 2002 auf- brachte. Sollte es sich bei den Diagnosen, die ständig einen Mentalitätswandel der Jugend ins den Älteren Frem- de mitteilen, womöglich nur um eine Technik han- deln, um Berichterstattung zu erzwingen? Dass die Erwachsenen nicht alles verstehen, was Jugendliche tun und was sie interessiert, könnte man als trivial empfinden: Das ist ja gerade eine Pointe des Jung- seins. Dass aber mit primitivsten Mitteln versucht wird, dieses Rätsel zu bewirtschaften, und ständig in Laubsägearbeit angefertigte Schlüssel zur Erklärung 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 Mediale Bildung Textkompetenz Ein Kommentar ist eine persönliche Meinungsäußerung anlässlich einer aktuellen Nachricht bzw. eines aktuellen Ereignisses, wobei meist ein direkter Bezug zum kommentierten Ereignis bzw. zur kommentierten Nachricht hergestellt wird. Ziel eines Kommentars ist es, der Leserin/dem Leser zu helfen, sich ein besseres Bild über ein Ereignis oder einen Sachverhalt zu machen. Deshalb sind Kommentare oft auch erklärend, indem sie die Hintergründe eines Ereignisses erhellen und/oder ein Thema in seinem übergeordneten Zusammenhang darstellen. Kommentare können sich aber auch an die Verantwortlichen eines Ereignisses wenden und sind dann oft mit direkten Appellen verknüpft. Kommentare folgen oft folgendem Aufbau : ƒƒ Überschrift, die das zentrale Thema des Kommentars benennt und die Meinung der Verfasserin/des Verfassers andeuten kann ƒƒ Einstieg in einen Kommentar durch Vorwegnahme der Bewertung bzw. der Meinung der Verfasserin/des Verfassers; dadurch soll das Interesse der Leserinnen und Leser geweckt und diese dazu angeregt werden, den ganzen Kommentar zu lesen ƒƒ Hauptteil mit meist faktenbasierter Begründung dieser Bewertung; auf Gegenpositionen kann ggf. kurz eingegangen werden ƒƒ Schluss mit Resümee, das an den Einstieg anknüpft Auch wenn Kommentare die subjektive Sicht der Verfasserin/des Verfassers wiedergeben, sind sie zugleich sehr sachlich. Aufgrund ihres erklärend-begründenden Charakters überwiegen komplexe Sätze mit einer ausgeprägten Verweisstruktur, die den Text zugleich strukturieren (z. B.: vorher und jetzt, besser und schlechter, pro und kontra). Oft weisen Kommentare außerdem einen hypothetischen Charakter auf (wenn/dann-Gefüge, Konjunktiv II, Modaladverbien, futurische Passagen). Kommentare werden im Präsens verfasst. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=