Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPRACHRAUM 2 Argumentieren, Kommentieren 26 Mündliche Kompetenz Mediale Bildung Textkompetenz Es sind also keine Modeerscheinungen und Verallge- meinerungen, die eine Jugendbewegung ausmachen? Eine Generation wird über markante Erfahrungen innerhalb einer Zeitspanne definiert, denen sich auch niemand entziehen kann. Es konnte sich beispiels- weise niemand dem Zweiten Weltkrieg entziehen und das prägt eine Generation. So wie sich heute nie- mand den Börsenkrisen entziehen kann. Es geht also weniger umModeerscheinungen. Welche Merkmale und Eigenschaften hat die junge Ge- neration von heute? Das Aufsteigen durch das Mitmachen. Es ist eine adaptiv-pragmatische Generation mit einer hohen Anpassungsbereitschaft, mit einer Mitmachmentali- tät. Sie sind so erzogen, dass sie ordentlich funktio- nieren. Diese Generation ist nicht perspektivlos oder verdrossen, denn was ihre egoistischen Ziele anbe- langt, sind sie ganz klar orientiert. Ein großer Teil der Jugend ist cool, durchsetzungsfähig und kämpferisch, eine Art moderner Warrior. Ich finde sie sogar be- ängstigend gut orientiert. Die Konzernchefs sind zu- frieden, denn junge Menschen sind angepasste, aus- beutbare und brave Konsumenten. Aber man darf das alles auch wieder nicht zu sehr generalisieren. […] Ist die junge Generation demnach eine strebsame, pragmatische Gruppe ohne Ideale? Strebsam sein ist an sich schon widerlich. In meiner Schulklasse waren drei Personen, die diesemStreber- tum verfallen waren, die wir ignoriert haben. Doch heute prägen diese Strebsamen das vorherrschende Bild. Man kann sich auch durch das Leben gleiten lassen. Mich stört es, dass die heutige Jugend für alles einen Plan hat und viele Wege durchdacht hat. Das fängt schon in ganz jungen Jahren an und das ist für mich befremdend. Die meisten soziologischen Un- tersuchungen zeigen, dass die großräumigen Formen der Solidarität und das Einfühlungsvermögen in das Leben anderer heute nicht mehr so gegeben sind wie vor 30 Jahren. Es ist ein Menschentypus dominant, der, wenn er das Wort Solidarität gebraucht, dann in erster Linie seine Freunde und Familie damit meint. Bernhard Heinzlmaier (*19.01.1960) ist Mitbegründer und ehrenamtlicher Vorsitzender des Instituts für Jugend- kulturforschung in Wien. 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 Informieren Sie sich über das österreichische Onlinemagazin „paroli“. Diskutieren Sie, inwieweit die Form der Aussagen Heinzlmaiers diesem Medium geschuldet ist. 2.10 Recherchieren Sie im Internet statistisch relevante Informationen zu „Jugend heute“. Diskutieren Sie anschließend, ob Heinzlmaiers Darstellung Ihrem Selbstbild der heutigen Jugend entspricht. Begründen Sie Ihren Standpunkt und beziehen Sie sich auf den Interviewtext. 2.11 Sie sollen im Folgenden Ihren Standpunkt zu einem in der Presse behandelten Thema in Form eines Kommentars begründet darlegen. Es handelt sich dabei um die Sicht auf die heutige Jugend durch den Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier. Machen Sie sich dazu zunächst klar, welche Merkmale die Textsorte „Kommentar“ aufweist. Lesen Sie zunächst die folgende Wissensbox und anschließend den Text „Die Jugend von heute“ von Jürgen Kaube. Weisen Sie an diesem Text Merkmale eines Kommentars nach. 2.13 Schreiben Sie nun den Leserbrief (zwischen 180 und 220 Wörter), in dem Sie Ihren Standpunkt zu Heinzlmaiers Sicht auf die heutige Jugendgeneration darstellen. - Stellen Sie zunächst einen Bezug her zum Interview mit Heinzlmaier im Onlinemagazin „paroli“ und fassen Sie die dortigen Aussagen Heinzlmaiers zusammen. - Erläutern Sie Ihre Sicht auf die heutige Jugendgeneration und begründen Sie Ihren Standpunkt. Beziehen Sie hierbei die Positionen Heinzlmaiers mit ein. 2.12 Hinweise zur Textsorte Leserbrief finden Sie im Zwischenraum 1, S. 20. SCHRITT FÜR SCHRITT ZUM KOMMENTAR Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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