Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

173 Mittlerweile dienen Emojis nicht nur der Vermei- dung von Missverständnissen und der emotionalen Färbung von Nachrichten, sie stehen immer häufiger für sich allein. […] Es gibt soziale Netzwerke, in de- nen ausschließlich via Piktogramm kommuniziert werden soll. Die Hoffnung dahinter: Aus den bunten Bildchen soll sich eine Sprache entwickeln, die uni- versell verständlich ist, über alle Grenzen hinweg, die zu einer Rückkehr zum Zustand vor der babyloni- schen Sprachverwirrung führt, in eine Zeit, als noch nicht mithilfe von abstrakten Zeichen und Buchsta- ben, sondern mittels Bildern kommuniziert wurde. Ein Lächeln und ein nach oben gestreckter Daumen überwinden locker Sprachbarrieren. Doch Emojis sind wenig präzise. […] Das liegt einer- seits an der sehr eingeschränkten Grammatik: Selbst eingefleischte Fans können nur eine Handvoll Ver- knüpfungsregeln nennen, etwa jene, dass Gefühle vor Gegenständen kommen, das Herz und der Smi- ley also vor dem Blumenstrauß und dem Geburts- tagskuchen. Ein weiteres Problem: Nicht nur Zei- chenfolgen sind vieldeutig, auch die einzelnen Zei- chen sind es. Wir können nie sicher sein, ob sie für den Gegenstand oder für einen abstrakten Begriff stehen – und für welchen. Lackierte Nägel können lackierte Nägel sein, eine Tätigkeit meinen oder aber einfach: „Mir ist langweilig.“ Von kulturellen Miss- verständnissen ganz abgesehen. 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 ASCII-Zeichen: Zeichensatz, der im Wesentlichen aus den lateinischen Buchstaben a bis z, den arabischen Zahlen 1 bis 10 plus Satzzeichen und Sonderzeichen wie etwa Klammern, Schrägstrichen besteht; ausgesprochen meist æski. Textkompetenz Sprachreflexion Mündliche Kompetenz Mediale Bildung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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