Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

  172 Textkompetenz Sprachreflexion Hauptkompetenz Sprachreflexion: Situations- und medienbedingte Sprache und Tendenzen der Gegenwartssprache erkennen und bewerten Weitere geforderte Kompetenzen Textkompetenz, Mediale Bildung, Mündliche Kompetenz Methodisch-didaktische Hinweise Einzel- oder Partnerarbeit; Teil (b) auch Gruppenarbeit Hilfsmittel Keine Zeitbedarf Teil (a): 25 Minuten; Teile (b) und (c) je nach Internetzugang Lesen Sie den nachfolgenden Text und erarbeiten Sie die angeschlossenen Aufgaben: Stellen Sie die Entstehung der Emoticons und Emojis und deren Unterschiede dar. Fassen Sie sowohl die Kritik an Emoticons und Emojis als auch deren Rechtfertigung und angestrebten Zweck zusammen. Wie beurteilen Sie den Einsatz von Emoticons und Emojis? Welche Hoffnung und welche Erwartungen setzen manche in die Emojis? Erläutern sie die Ursachen für die vermutlichen Grenzen der Verwendung von Emojis. Beschreiben Sie Ihren persönlichen Einsatz von Emojis. Geben Sie in eine Suchmaschine Spiegel plus Emojitracker ein, fassen Sie mündlich den Inhalt der Seite zusammen. Besuchen Sie im Anschluss daran die verlinkte Seite emojitracker.com , und berichten Sie über deren Inhalt; wählen Sie dazu einzelne Emojis aus. Geben Sie in der Folge in die Suchmaschine Top 10 missverstandene Emojis ein, und berichten Sie darüber. Im Jahr 2015 wurde von den Oxford Dictionaries erstmals ein Emoji zum „Wort“ des Jahres gewählt. Recherchieren Sie, um welches Emoji es sich handelt, und fassen Sie die Begründung für dessen Wahl zusammen. Eine mögliche Adresse: http://blog.oxforddictionaries.com/2015/11/word-of-the-year-2015-emoji. a S 3 b c Bettina Steiner Emoji: Universalsprache oder Kinderkram? Die einen sehen in den Bildchen eine Bedrohung der Schriftsprache, andere erhoffen sich eine Rück- kehr zum Zustand vor der babylonischen Sprach- verwirrung. Über denGebrauch und die Geschich- te der japanischen Piktogramme. Emojis, das sei vorausgeschickt, sind nicht das Glei- che wie Emoticons: Letztere haben ihrenUrsprung in den frühen 1980er-Jahren und stammen aus den USA, wo der Informatiker Scott E. Fahlman ein Smi- ley aus Satzzeichen erfand; zu oft war es ihmpassiert, dass scherzhafte Bemerkungen von Kollegen ernst genommen worden waren. Emojis sind dagegen deutlich jünger, japanischenUrsprungs (eine Neubil- dung aus den Worten „Bild“, „Schreiben“ und „Fi- gur“) und sollten Ende der 1990er-Jahre einer Tele- kommunikationsfirma helfen, Konkurrenten aus demFeld zu schlagen: Shigetaka Kurita übersetzte die aus ASCII-Zeichen bestehenden Emoticons in Bilder, fügte aber außerdem eine ganze Reihe von Pikto- grammen hinzu, die nicht für Gefühlsregungen ste- hen. Heute gibt es über 800 verschiedene Zeichen, darunter welche für Bier und Auberginen, Schirme und lackierte Nägel […] Am beliebtesten ist ein Smi- ley, der Tränen lacht. Schon Emoticons gelten als kindisch, und wer sie im Mailverkehr verwendet, erweckt leicht den Eindruck mangelnder Ernsthaftigkeit. Die grellen Emojis, die seit ein paar Jahren die Emoticons sukzessive erset- zen, sind Sprachwahrern erst recht ein Dorn im Auge, sie sehen die Schriftsprache bedroht von den küssenden Katzen und grinsenden Teufelchen in Nachrichten und SMS. Was zumTeil auf einemMiss- verständnis beruht: Denn knappe, formlose E-Mails, Nachrichten und Chats ersetzen weniger die schrift- liche, sondern vor allem die mündliche Kommuni- kation, den schnellen Anruf, den kurzen Small Talk amGang. Und ihr schriftliches Äquivalent wäre nicht der ausführliche, wohlformulierte Brief, sondern die Notiz am Kühlschrank – und die haben liebende Mütter schon vor Emoji-Zeiten gern mit einem Herzchen verziert. Das ist auch heute die wichtigste Funktion der Emojis: Die Nachrichten emotional zu färben, sie „weicher“ zu machen. Sie ersetzen ein Lä- cheln, den aufmunternden oder bedauernden Blick. Aber sie erfüllen auch einen praktischen Zweck: Weil diese neue Form der Kommunikation [wie z. B. E- Mails, SMS, Chats] schriftlich ist, aber auf den Prin- zipien der Mündlichkeit basiert, weil sie aber weder so ausformuliert ist wie der Brief noch über dieMög- lichkeiten der Nuancierung über Tonfall und Mimik verfügt wie das Gespräch, ist sie fehleranfällig. Emo- jis stellen klar, wie etwas gemeint ist: Das grinsende Teufelchen kann etwa Schadenfreude symbolisieren. 2 4 6 8 10 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 Mündliche Kompetenz Mediale Bildung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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