Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPRACHRAUM 13 Sprache heute 162 Sprachreflexion jemand schon aufgrund seiner ethnischen Zugehörigkeit und geografischen Herkunft zu kriminellen Handlungen neige. Eines der letzten österreichischen Unwörter des Jahres wurde, als Bezeichnung für einen kilometerlangen Zaun an der steirischen Grenze zu Slowenien, der Begriff „besondere bauliche Maßnahmen“ . Er sei ein Euphemismus, mit dem, so die Jury, das „Tabuwort ‚Grenzzaun‘ vermieden, gleichzeitig aber zur Beruhigung von Teilen der Bevölkerung eine Maßnahme zur Abwehr der Flüchtlinge gesetzt wird.“ Ins Visier der Jurys in Deutschland gerieten „Qualitätsoffensive“ , mit der ein Autoproduzent eine Rückrufaktion bezeichnete, und „Entlassungsproduktivität“ : Gemeint ist damit eine gesteigerte Arbeits- und Produktionsleistung, nachdem zuvor zahlreiche, für „überflüssig“ gehaltene Mitarbeiter entlassen wurden. Der Begriff verschleiere die Mehrbelastung derjenigen, die ihren Arbeitsplatz behalten hätten, urteilte die Jury. Auch „betriebsratsverseucht“ wurde Unwort des Jahres. Die Wahrung von Arbeitnehmerinteressen als Seuche zu bezeichnen, ist laut Jury „ein sprachlicher Tiefpunkt im Umgang mit Lohnabhängigen“ . Die Kriterien für das Unwort – grob unangemessen, beleidigend/ ehrverletzend, die Menschenwürde missachtend – seien erfüllt. Zum Unwort des Jahrhunderts wurde „Menschenmaterial“ gewählt. Nicht nur Unwörter oder auch Unsprüche, sondern auch Wörter des Jahres, Anglizismen, Sprüche und Jugendwörter des Jahres werden im deutschen Sprachraum gewählt. Zur Wahl des „Jahresjugendwortes“ standen etwa „Smombie“ , eine Zusammensetzung aus Smartphone und Zombie als Bezeichnung für Leute, die telefonierend achtlos über die Straße gehen, „Tinderella“ für weibliche Personen, die ausgiebig Online-Dating-Plattformen benützen, „skyen“ für verliebt sein, „shippen“ für eine Beziehung eingehen oder „kirscheln“ für sich umarmen. Zum „Sieger“ wurde im betreffenden Jahr übrigens „Smombie“ gekürt. Jugendwortleader in Österreich waren zuletzt „Selfie“ , „whatsappen“ – sich über Smartphone verabreden, gebraucht meist als Partizip II: „Ich habe ihr gewhatsappt, dass wir uns vorm Kino treffen.“ – „liken“ – „20 Leute haben mein Foto geliked.“ und „Kabinenparty“ . Auch „zach“ als Bezeichnung für alles, was mühsam und schwierig ist, wurde österreichisches Jugendwort des Jahres. Auch Sie können sich an der Wahl zu den Wörtern – und auch Sprüchen – des Jahres beteiligen; besuchen Sie dafür zum Beispiel die Seite www.oedt.kfunigraz.ac.at/oewort. Einen Leserbrief verfassen Sie haben in Ihrer Zeitung das Resultat der letzten Wahl zum Wort/Unwort/Jugendwort des Jahres gelesen. Verfassen Sie einen Leserbrief von 270 bis 330 Wörtern, in dem Sie darstellen, weshalb Sie diese Wahl für wichtig halten. Bestimmen Sie aus den oben erwähnten Wörtern/Unwörtern/Jugendwörtern diejenigen Wörter, die für Sie wichtig sind, analysieren Sie diese Wörter und appellieren Sie an die Leser/innen Ihres Briefes, auf überlegten oder auch kreativen, aber immer verantwortungsvollen Sprachgebrauch zu achten. Sollten Sie noch andere Wörter/Unwörter/Jugendwörter erwähnen wollen, so besuchen Sie zur weiteren „Wortsuche“ die oben angeführte Seite www.oedeutsch.at oder www.unwortdesjahres.net. Formulieren Sie Ihre Begründung für die Wahl von „Menschenmaterial“ zum Unwort des Jahrhunderts. 13.4 a b Funktionsverbgefüge richtig verwenden Ergänzen Sie die folgenden Wendungen: zur Einigung … keinem Streit … unter einer Rezession … Maßnahmen .… sich in seine Lage … in Erstaunen … zur Verfügung… einen Entschluss … eine Vorlesung … eine Behauptung … in Aufregung … zur Anwendung … einen Kompromiss … eine Forderung … einen Vertrag auf sich in Abhängigkeit … Beschwerde … den Eindruck er zur Verantwortung … jemandem Glauben … eine Unterscheidung … Ersetzen Sie die angeführten Funktionsverbgefüge durch das inhaltlich entsprechende einfache Verb. In welchen Beispielen ist das Funktionsverbgefüge Ihrer Meinung nach berechtigt oder sogar stilistisch „besser“? 13.5 a b Funktionsverbgefüge und Nominalstil Ein weiteres Charakteristikum unserer Sprache sind die Funktionsverbgefüge, feste Einheiten der Sprache, bei denen die Bedeutung nicht in erster Linie vom Verb, sondern von einem Nomen getragen wird. Mediale Bildung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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