Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

159 Textkompetenz Sprachreflexion Literarische Bildung Ordnen Sie den Texten jeweils eine der folgenden Beschreibungen zu: Figurengedicht; Wer sehen will, braucht Licht; Aufbegehren gegen die Autoritäten; Schwank- und Narrenliteratur. Bestimmen Sie aufgrund dieser Zuordnung die Epoche, in die der jeweilige Text gehört. Anmerkung: Die Texte 1 und 4 erscheinen in Anpassung an das Amtliche Regelwerk, die Texte 2 und 3 in Originalschreibung. KT 3 a b Text 1: Bei dem Wald, Elm genannt, im Dorf Kneitlingen im Sachsenland, wurde Eulenspiegel geboren. Sein Vater hieß Claus Eulenspiegel, seine Mutter Ann Wibcken. Als sie das Kind zur Welt gebracht hatte, schickten sie es in das Dorf Ampleben zur Taufe und ließen es nennen Till Eulenspiegel. Till von Uetzen, der Burgherr von Ampleben, war sein Taufpate. Ampleben ist das Schloss, das die Magdeburger vor etwa 50 Jahren mit Hilfe anderer Städte als ein böses Raubschloss zerstörten. Als nun Eulenspiegel getauft war und sie das Kind wieder nach Kneitlingen tragen wollten, da wollte die Taufpatin, die das Kind trug, eilig über einen Steg gehen, der zwischen Kneitlingen und Ampleben über einen Bach führt. Und sie hatten Text 2: Das weiß Jedermann, der vermittelst eines Paares sehender Augen erkennen gelernt hat, worin der Unterschied zwischen Hell und Dunkel, Licht und Finsterniß besteht. Im Dunkeln sieht man entweder gar nichts oder wenigstens nicht so klar, daß man die Gegenstände recht erkennen und von einander unterscheiden kann: sobald Licht gebracht wird, klären sich die Sachen auf, werden sichtbar und können von einander unterschieden werden; – doch wird dazu zweierlei nothwendig erfordert: 1) daß Licht genug vorhanden sey, und 2) daß diejenigen, welche dabei sehen sollen, weder blind noch gelbsüchtig seyen, noch durch irgend eine andere Ursache verhindert werden, sehen zu können oder sehen zu wollen. nach der Kindtaufe zu viel Bier getrunken (denn dort herrscht die Gewohnheit, dass man die Kinder nach der Taufe in das Bierhaus trägt, sich vertrinkt und fröhlich ist; das mag dann der Vater des Kindes bezahlen). Also fiel die Patin des Kindes von dem Steg in die Lache und besudelte sich und das Kind so jämmerlich, dass das Kind fast erstickt wäre. Da halfen die anderen Frauen der Patin mit dem Kind wieder heraus, gingen heim in ihr Dorf, wuschen das Kind in einem Kessel und machten es wieder sauber und schön. So wurde Eulenspiegel an einem Tage dreimal getauft: einmal in der Taufe, einmal in der schmutzigen Lache und einmal im Kessel mit warmem Wasser. 2 4 6 8 10 12 14 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 Text 4: Prometheus Bedecke deinen Himmel, Zeus, Mit Wolkendunst! Und übe, Knaben gleich, Der Disteln köpft, An Eichen dich und Bergeshöh’n! Musst mir meine Erde Doch lassen steh’n, Und meine Hütte, Die du nicht gebaut, Und meinen Herd, Um dessen Glut Du mich beneidest. […] Ich dich ehren? Wofür? Hast du die Schmerzen gelindert Je des Beladenen? Hast du die Tränen gestillet Je des Geängsteten? Hat nicht mich zum Manne geschmiedet Die allmächtige Zeit Und das ewige Schicksal, Meine Herren und deine? […] Hier sitz’ ich, forme Menschen Nach meinem Bilde, Ein Geschlecht, das mir gleich sei, Zu leiden, weinen, Genießen und zu freuen sich, Und dein nicht zu achten, Wie ich! Text 3: 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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