Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

157 Die Abhängigkeit des Denkens: Wenn wir sprechen, denken, schreiben, lesen, urteilen, so geschieht das nie unabhängig. Wir sind beeinflusst von der geschichtlichen Entwicklung bis zu unserer Zeit. Das Denken unserer europäischen Neuzeit lässt sich in klare Epochen einteilen, von denen Sie in diesem Kapitel vier entscheidende kennen gelernt haben: Renaissance – Humanismus – Reformation (14. bis 16. Jh.) Ihre Kennzeichen sind die Pflege der Antike als Grundlage für einen autonomen Menschen, der sich von Denkverboten unabhängig machen soll, das Aufkommen der Naturwissenschaft und die Reformation der Kirche. Barock (17. Jh.) Für das Denken und Schreiben der Barockzeit, die weitgehend vom Dreißigjährigen Krieg geprägt wird, ist die Neigung zu krassen Gegensätzen charakteristisch. Carpe diem („Genieße den Tag“) und Vanitas („Alles ist eitel“) stehen einander gegenüber. Die Dichtung liebt den virtuosen Stil mit kunstvollen Sprachspielen. Aufklärung (18. Jh.) Ihr Programm ist die Befreiung des menschlichen Verstandes und der Aufruf, diesen zu gebrauchen: „Sapere aude! – Habe Mut zu denken!“ Nur durch Wissen und Denken kann der Mensch vernünftig handeln und ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft werden. Sturm und Drang (18. Jh.) Die Rebellion gegen den Ausschluss der Gefühle aus Gesellschaft und Literatur, gegen gesellschaftliche und politische Unfreiheit und gegen die Einschränkung der dichterischen Freiheit durch strenge formale und inhaltliche Regeln kennzeichnen diese Epoche. Textkompetenz Literarische Bildung Sprachreflexion Zu „Maifest“ : Goethe legte den Text einem Brief an Friederike Brion, seine damalige Geliebte, bei. Fassen Sie mündlich die „Botschaft“ zusammen, die Goethe in dieser „Briefbeilage“ an Friederike übermittelt. Bestimmen Sie in der Gruppe einige auffallende Stilmittel des Textes. „Maifest“ wird zu den „Sesenheimer Liedern“ gezählt. Informieren Sie sich über diesen Begriff, und präsentieren Sie Ihr Ergebnis mündlich. Zu „Fürstengruft“ : Erklären Sie, was eine „Fürstengruft“ ist. Gräbern begegnet man meist mit Ehrerbietung. Welche Haltung nimmt Schubart ein, welche Bilder von den toten Fürsten übermittelt er den Leserinnen/Lesern? Welche Bezeichnungen für die Fürsten verwendet Schubart? – siehe Strophe 1, 3, 5, 6, 7. Was ist das Gemeinsame an diesen Bezeichnungen? Fassen Sie den Appell der letzten beiden Strophen zusammen und erläutern Sie ihn! Zu „Zum Shakespearestag“ : Mit welchem „Erlebnis“ vergleicht Goethe seine erste Bekanntschaft mit Shakespeares Werken? Informieren Sie sich über einige Dramen Shakespeares – zum Beispiel Romeo und Julia , Hamlet , Othello , König Lear , Macbeth – und berichten Sie in der Klasse darüber. Welche bisher gültigen Regeln, die das Drama betreffen, attackiert Goethe? Wählen Sie nach „Lust und Laune“ einige Wörter aus, die in der heute gültigen Rechtschreibung „falsch“ geschrieben wären, und erläutern Sie, welche Rechtschreibregel jeweils verletzt wäre. Führen Sie die entsprechende „Untersuchung“ auch für die Satzzeichen durch. c d e Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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