Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

153 Textkompetenz Literarische Bildung Mediale Bildung Die Freude am dichterischen Spiel „gestern“ und „heute“ DIE FIGURENGEDICHTE Nicht nur die Freude an der reichlichen Verwendung von Stilmitteln kennzeichnet die Literatur des Barock, sondern auch die Vorliebe für Figurengedichte, die im Druckbild ihren Inhalt nachformen. So hat zum Beispiel ein Barockdichter folgenden Text über die Vergänglichkeit der Zeit verfasst: Die Zeit vergehet / Und halb entstehet / Der Rechnungstag / Von aller Sach: / Sey fromm / Und kom. // Der Sand versinket / Uns damit winket / Wir sollen fort / Zum andern Orth! / Gott uns leite und bereite! // Miss alle Stunde wohl / und richte deine Sachen; / Das du in letzter Stund / kanst gute Rechnung machen! Das Druckbild verstärkt die Information. FIGURENGEDICHTE MODERN Auch in der „konkreten Poesie“ des 20. Jahrhunderts sind Figurengedichte beliebt. Die folgenden Figurengedichte befassen sich ebenfalls mit der Zeit. Text 1 stammt von Ernst Jandl (1925–2000), Text 2 von Timm Ulrichs (*1940), Text 3 von Heinz Gappmayr (1925–2010). Moderne Figurengedichte erfassen Welchem der drei Gedichte würden Sie welchen Titel geben? (Bitte die Texte zuvor laut lesen!) Titelvorschläge: „Immer dasselbe“ / „Wie die (angenehme) Zeit vergeht!“ / „Zeit ist ein Augenblick zwischen Anfang und Ende“. 12.4 Die Möglichkeiten der neuen Medien nützen, um Texte zu „schreiben“ Lassen Sie sich auf neue Formen des Spiels mit der Literatur ein, die sich durch die neuen Medien ergeben, lassen Sie sich Ihr Gedicht von diesen Medien „dichten“. Geben Sie auf der Seite http://www.poetron-zone.de/poetron.php eine Person, ein Nomen, ein Verb und ein Adjektiv ein. Blitzschnell liefert Ihnen der „Lyrikgenerator“ das Gedicht. 12.5 Die Aufklärung Die Epoche der Aufklärung von etwa 1720 bis 1770 hat ein Programm: die Überwindung der geistigen „Dunkelheit“ der Menschen, ihre Befreiung von falschen Autoritäten, Vorurteilen und Aberglauben: Die Menschen sollen ihre Vernunft einsetzen. Der „Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ mithilfe seines Verstandes ist laut dem großen Aufklärer Immanuel Kant das Ziel. Durch Wissen und Belehrung kann der Mensch verändert und zu vernünftigem Handeln angeleitet werden: „Wage zu wissen“ . Zur Verbreitung des Wissens werden die ersten Lexika geschaffen. Das größte der Zeit war die französische „Encyclopédie“ mit 60.000 Stichwörtern. Diese Lexika sind die Vorläufer der das Wissen der Welt mit zurzeit nahezu zwei Millionen Artikeln für alle zugänglich machen wollenden freien Enzyklopädie „Wikipedia“. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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