Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPRACHRAUM 12 Denken und Schreiben von der Renaissance bis heute 150 Textkompetenz Sprachreflexion Literarische Bildung Schriftliche Kompetenz Andere Kapitel des „Narrenschiffs“ tragen die Titel: „Von zuviel Sorge“, „Von unnützem Wünschen“ „Von vielem Schwatzen“, „Von Undankbarkeit“, „Von Trägheit und Faulheit“, „Von Neid und Hass“,„Vom Tadeln und Selbertun“, „Schlechtes Beispiel der Eltern“, „Von schlechten Sitten bei Tische“. Sämtliche „Narren“ des Textes und alle die „Narrheiten“ illustrierenden Holzschnitte finden Sie, versehen mit Erklärungen, unter http://gutenberg.spiegel.de/buch/2985/1. Besuchen Sie diese Seite, wählen Sie in Gruppen eine „Narrheit“ aus, lesen Sie den Text ohne die Kapitelüberschrift in der Klasse vor, und lassen Sie Ihre Mitschülerinnen und Mitschüler die „Narrheit“ mündlich zusammenfassen! Mit den Büchern „Till Eulenspiegel“ und „Die Schildbürger“ ist Ihnen die Narrenliteratur der Renaissance vielleicht schon seit Ihrer Kindheit vertraut. Till ist ein weiser Narr, der den „normalen“ Menschen ihre Torheiten vorhält, die Schildbürger spiegeln in übertriebener Weise manche Unsinnigkeiten menschlichen Handelns. Lesen Sie, auf die Klasse verteilt, jeweils ein Kapitel des „Till Eulenspiegel“ und/oder der „Schildbürger“, stellen Sie es in der Klasse vor, und definieren Sie, welche Narrheit jeweils aufs Korn genommen wird. d e Die Sprache der Zeit Vom Beginn des Neuhochdeutschen ab etwa 1350 bis zur Bildung einer relativ einheitlichen neuhochdeutschen Schriftsprache im 17. Jahrhundert vergehen mehr als drei Jahrhunderte. Die Schreibsprache dieser Zeit des Übergangs bezeichnet man als Frühneuhochdeutsch. Der folgende frühneuhochdeutsche Text stammt aus dem 1587 erschienenen Werk „Historia von Dr. Johann Faust“. Faust hat seine Seele dem Teufel verschrieben. Nicht allen war der Wissensdrang der Humanisten, der über religiöse Grenzen hinausging, recht. Die „Historia von Dr. Faust“ wurde verfasst als drastische Warnung, die Schranken des vorgegebenen Wissens ja nicht zu überschreiten. Im folgenden Ausschnitt führt der Teufel Mephisto, der Fausts Seele will, in dessen Stube Kunststücke vor, um Faust für sich zu gewinnen: Darauff erschiene in D. Fausti Stuben, ein Löwe vnd Drach, die stritten mit einander, wiewol sich der Löuw tapffer wehrete, ward er dannoch vberwunden, vnd vom Drachen verschlungen. D. Fausti Famulus sagt, daß er einem Lindwurm gleich gesehen habe, am Bauch geel, weiß vnd schegget, vnd die Flügel vnnd Obertheil schwartz, der halbe Schwantz, wie ein Schnecken Hauß, krumblecht, darvon die Stuben er- füllet. Wider wurden gesehen hinein gehen ein schö- ner Pfaw, sampt demWeiblein, die zanckten mit einan- der, vnd bald warden sie vertragen. Darauff sahe man einen zornigen Stier hinein lauffen, dem D. Fausto zu, der nicht ein wenig erschrack, aber wie er dem Fausto zurennt, fellet er vor jm nider, vnnd verschwindt. Hie- rauff ward wider gesehen ein großer alter Aff, der bot D. Fausto die Handt, sprang auff in, liebet jn, vnd lieff die Stuben wider hinauß. Bald geschichts, daß ein grosser Nebel in der Stuben wirdt, daß D. Faustus vor dem Nebel nicht sehen kundte, so bald aber der Nebel vergienge, lagen vor jhme zween Säck, der ein war Goldt, vnd der ander Silber. Letzlich, da erhub sich ein lieblich Instrument von einer Orgel, dann die Harpf- fen, Lauten, Geygen, Posaunen, Schwegel, Krumbhör- ner, Zwerchpfeiffen vnd dergleichen (ein jeglichs mit vier Stimmen) also daß D. Faustus nicht anderst ge- dachte, dann er wer im Himmel, da er doch bey dem Teuffel war. ( In Originalschreibung ) 16 18 20 22 24 26 2 4 6 8 10 12 14 Die Veränderungen der Sprache erfassen Übertragen Sie in Gruppen jeweils einige Zeilen des Faust-Texts in die neuhochdeutsche Standardsprache. Achten Sie dabei nicht nur auf die neue Rechtschreibung, sondern auch auf angemessenen Satzbau und zeitgemäßes Vokabular. Versuchen Sie zu klären, welche heute gültigen orthographischen Regeln es im Frühneuhochdeutschen noch nicht gibt. 12.2 DIE ENTWICKLUNG DER RECHTSCHREIBREGELN AM BEISPIEL DER GROSS- UND KLEINSCHREIBUNG UND DER ZEICHENSETZUNG Im frühen Mittelalter wurden Großbuchstaben nur am Anfang von Texten, Absätzen oder Strophen verwendet. Im 13. Jahrhundert tauchen auch im Satzinneren Großbuchstaben (Majuskeln) auf, jedoch nur bei besonderen religiösen Wörtern – Gott, Jesus, Jerusalem etc. – oder hohen Ämtern und deren Trägern: Kaiser, König. Diese Tendenz, besonders wichtige Dinge und Personen mit Großbuchstaben zu markieren, dehnt sich im 16. und 17. Jahrhundert immer mehr aus. angst und Ahnungslosigkeit. Gerade weil Pflege und Schönheit […] weiblich besetzt seien, fühlten sich Männer in Drogerien und Parfümerien fehl am Platz – und wüssten meist nicht, welche Produkte wozu gut sein könnten. Aus: http://derstandard.at/1407832/Die-Entdeckung-der-Generation-Waschlappen ; abgerufen am 18.07.2016 36 38 40 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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