Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

149 Textkompetenz Literarische Bildung Schriftliche Kompetenz Die Absicht eines Textes erfassen; Parallelen zu modernen Texten erkennen Listen Sie die von Brant attackierten „Modetorheiten“ auf. Welche Kritik gilt den Männern, welche den Frauen, welche offenbar beiden Geschlechtern? Welche Verszeilen sind unverhüllt wertend, welche verbergen die Wertung hinter Beschreibungen und Feststellungen? Fassen Sie den folgenden aktuellen Text mündlich zusammen! Welche Informationen des Artikels entsprechen Kritikpunkten aus Brants Text? Schreiben Sie im Anschluss an Ihre Überlegungen und ausgehend vom Text einen Kommentar in der Länge von 270 bis 330 Wörtern zum Thema „Generation Waschlappen“. Benennen Sie das Thema des Artikels, analysieren Sie in diesem Zusammenhang die verschiedenen Aspekte des Begriffs „Waschlappen“ und beurteilen Sie, wie sich Ihrer Meinung nach die „Waschlappengeneration“ in Zukunft entwickeln wird. 12.1 a b c In 112 Kapiteln beschreibt Brant ebenso viele Narrentypen als Verkörperung sozialer und moralischer Untugenden. Für Leseunkundige ist jedem Kapitel ein Holzschnitt vorangestellt, der die jeweilige Narrheit illustriert. Drei Verse fassen am Anfang des Kapitels dessen Thema zusammen. Der Optimismus, dass übles Verhalten im Grunde nur Narretei sei, seine Gründe im Nichtwissen habe und durch Information und Beispiele Besserung erreicht werden könne, ist ein wichtiges Kennzeichen des Humanismus. Das folgende Narrenkapitel trägt den Titel „Von neuen Moden“. Es wurde aus Brants frühneuhochdeutscher Sprache in das aktuelle Neuhochdeutsche übertragen. Wer neue Moden bringt durchs Land Der gibt viel Ärgernis und Schand Und hält den Narren bei der Hand. Was vormals war ein schändlich Ding, Das schätzt man schlicht jetzt und gering: Sonst trug mit Ehren man den Bart, Jetzt lernen Männer Weiberart Und schmieren sich mit Affenschmalz Und lassen am entblößten Hals Viel Ring’ und goldne Ketten sehn, Als sollten sie vor Lienhart¹stehn. Mit Schwefel und Harz pufft man das Haar Und schlägt darein dann Eierklar, Dass es im Schüsselkorb werd’ kraus. Der hängt den Kopf zum Fenster ‚raus, Der bleicht das Haar mit Sonn’ und Feuer, Darunter sind die Läus nicht teuer. Die können es jetzt wohl aushalten, Denn alle Kleider sind voll Falten: Rock, Mantel, Hemd und Tuch dazu, Pantoffeln, Stiefel, Hosen, Schuh’, Pelzkragen, Mäntel, Besatz daran: […] Vor einer Mode die andre weicht, Das zeigt, wie unser Sinn ist leicht Und wandelbar zu aller Schande, Und wieviel Neuerung ist im Lande, Mit schändlich kurz geschnittnen Röcken, Die kaum den Nabel mehr bedecken! Pfui Schande deutscher Nation, Dass man entblößt, der Zucht zum Hohn, Und zeigt, was die Natur verhehlt! Drum ist es leider schlecht bestellt Und hat wohl bald noch schlimmern Stand. Weh dem, der Ursach gibt zur Schand! Weh dem, der solcher Schand nicht wehrt: Ihm wird ein böser Lohn beschert! 1 d er heilige Lienhart (Leonhard) ist der Patron des Weideviehs 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 Die Entdeckung der „Generation Waschlappen“ Patrick Feltgen, Brandmanager der Herrenpflegese- rie aus dem Hause Lancôme, seufzte: Sicherlich, ge- stand er, würde er Männern gerne eine ebenso breite Kosmetik- und Pflegeproduktpalette anbieten wie Frauen. Aber, „wir dürfen die Männer nicht überfor- dern“. Schließlich gebe es bei Frauen in Pflegefragen ein Grundwissen. Bei Männern aber stehe man am Anfang. Beim ABC. „Mehr als eine Creme wäre ver- wirrend – und ein verwirrter Kunde“, referierte Felt- gen, „der zieht frustriert von dannen.“ Ohne zu kau- fen. Aber die Zeit, jubelte der Männerpfleger, sei jetzt reif: Nicht nur weil Konkurrent Gaultier wenige Stunden zuvor ebenfalls seine Männerwasch- und sogar eine Schminkserie präsentiert hatte, sondern weil das seltsame Wesen „Zeitgeist“ auf den gewa- schenen Mann gekommen ist. „Metrosexuals“ lautet das Neusprechvokabel, das auf der Schublade klebt, in der die Werber jene Herren der Schöpfung legen, die ihre Nägel nicht zwicken, sondern feilen. […] Und der gepflegte und enthaarte Body entzückt nicht nur die Damenwelt, sondern eine ganze Indus- trie. Denn während in der Damenkosmetik der Pla- fond längst erreicht ist, liegt das Feld „gepflegter Mann“ brach: Mehr als eine Milliarde Euro wurde im letzten Jahr in Österreich für Körperpflegeprodukte ausgegeben. Männerkosmetika waren mit 80 Millio- nen Euro da nur ein Klacks. Aber einer, der im letz- ten Jahr um 15 Prozent gewachsen ist – während der Gesamtmarkt stagnierte. „Was Körperpflege angeht“, bestätigt auch der Trend- und Jugendforscher Man- fred Zenter, „tut sich einiges. Männliche Jugendliche sind da ganz anders als noch vor zehn, 15 Jahren.“ Dennoch, gibt der Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer zu bedenken, hätten Männer immer noch zwei große „Schönheitsprobleme“: Schwellen- 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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