Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

147 Herkunft/Wohnstatt Das ungarische Horvath bezeichnet ebenso wie Krobath den „Kroaten“, slowenisch Koroschetz bezeichnet den „Kärntner“, slowenisch Mussnig den bei einem „Sumpfgebiet“ Wohnenden, der Oblasser gehört zu einem slawischen obu plazu – „längs des Sandes“, Glantschnigg bedeutet im „tiefen Tal/an einem Hohlweg“ wohnend. Nemec/Nemetz/ Niemetz/Nemecek/Nemeth gehören zu einem slawischen/ungarischen Wort, das den „Deutschen“ bezeichnet – mit der ursprünglichen Bedeutung „stumm“ –, weil nicht eine slawische Sprache oder Ungarisch sprechend. Der Name Gamper ist romanischen Ursprungs und leitet sich von campus – Feld – ab; Rubner gehört zu einem romanischen rovena – Mure. Kopetzky leitet sich vom tschechischen kopec – Hügel ab. Eine ganz besondere Namenbildung Besondere Eigenheiten der Namenbildung weist das Tschechische auf. Es hat besonders viele Tiernamen, wie Cap – Storch, Cejka – Kiebitz, Czermak/Cervinka – Rotkehlchen, Morak – Truthahn, Sokol – Falke. Charakteristisch sind auch Übernamen, wie Kratochvil – Kurzweil, Broukal – Brummbär, Bucek – dicklich, Mrckvicka – Rübe. Eine Besonderheit sind Namen auf -il und -al , die auf Partizipialformen zurückgehen: Dostal – er hat bekommen, Navratil – er ist zurückgekehrt/ hat zurückgegeben, Pospischil – er hat sich beeilt. Eine Basis für die Suche nach der Bedeutung gerade österreichischer Namen bilden die beiden folgenden Werke: Maria Hornung: „Lexikon der österreichischen Familiennamen“ und Rudolf Simek/Stanislav Mikulasek: „Kleines Lexikon der tschechischen Familiennamen in Österreich“. Ein umfassendes Lexikon von Vor- und Familiennamen bietet auch der „dtv-Atlas Namenkunde“. Schlagen Sie die Herkunft und Bedeutung Ihres Namens oder anderer Sie interessierender Namen nach und berichten Sie über deren Bedeutungsmöglichkeiten. Klassifizieren Sie, aus welchem Namensbereich (Berufe, Herkunft ...) die meisten Namen stammen. Auch das Internet bietet zahlreiche Aspekte zur Erforschung der (Ihres) Familiennamen(s) – Eingabe in einer Suchmaschine „Familiennamen“. Deuten Sie folgende Kombinationen: Torbeck, Bachschmied, Stegmann, Kirchgasser, Schwarzmeier, Zumbusch, Moosbauer, Bienemann, Mühlbacher, Mehlwurm, Weichselbaumer, Weingartner, Weißmüller, Bauernfeind, Sengsbratl, Oberhofer, Finsterwalder, Holzhauser, Feichtlbauer. Denken Sie sich möglichst viele verschiedene Familiennamen aus für die Berufsbezeichnungen „Bäcker“ (zum Beispiel „Bretzner, Mehlwurm, Kipfler, Frühauf“) „Schmied“, „Schneider“, „Müller“, „Koch“, „Fassbinder“. Vergessen Sie dabei nicht die Möglichkeit, slowenische, kroatische, ungarische … Bezeichnungen zu wählen oder Bezeichnungen aus den Sprachen von Klassenmitgliedern nicht deutscher Muttersprache. Wandeln Sie den folgenden Text des für seine Sprachspiele bekannten österreichischen Autors Friedrich Achleitner (*1930) in ein Zwei-Personen-Drama um und spielen Sie ihn in der Klasse. Friedrich Achleitner: ärgerlich der metzgermeister striezel und der bäckermeister würstl begegnen sich in der wollzeile. nicht sich, denn sich kann man nur sehr selten begegnen, sondern einander, das ist doch ärgerlich, sagt der eine, ja, är- gerlich. was findest du ärgerlich? na, wir treffen uns schon seit zwanzig jahren zufällig in der wollzeile, und heute schreibt das einer auf. und findet das noch lustig. aber noch ärgerlicher ist, dass es leute gibt, so- genannte leser, die das auch lustig finden. dagegen bist du machtlos. das ist sicher noch ärgerlicher, wenns da überhaupt eine steigerung gibt. dabei heiße ich gar nicht striezel, sondern strudl. ja, glaubst du, dass ich würstl heiß? in wien kann man sich dreißig jahre begegnen, herzhaft umarmen, ohne zu wissen, wie man heißt. na, deinen namen wirst du doch wis- sen. ichmeine, wie der andere heißt. die andere. noch ärger. das ist traurig, aber wahr. übrigens, wie heißt du? augsburger. ah, augsburger, das ist aber von würstl nicht weit entfernt. aber von frankfurt schon. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 Nur zu P üfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

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