Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPRACHRAUM 11 Sprache und Texte aus Mittelalter und Moderne 140 Literarische Bildung Sprachreflexion Textkompetenz Einen Text analysieren Geben Sie in eigenen Worten die Änderungen in Hatts Einstellung zur Transplantation wieder! Suchen Sie Redewendungen mit „Herz“, wie zum Beispiel „Sie hat ein gutes Herz“, „jemandem etwas ans Herz legen“, und erklären Sie deren Bedeutung! Weiten Sie Ihre Suche aus auf Ohr , Mund , Hand , Fuß … 11.5 a b Wie sich die Sprache verändert NEUE WÖRTER UND AUSSTERBENDE WÖRTER 27.000 Wörter auf 187 Seiten verzeichnete die erste Ausgabe des Duden aus dem Jahr 1880, 140.000 Stichwörter auf 1216 Seiten präsentiert dessen 26. Auflage. Allein 3000 neue Wörter nahm das Österreichische Wörterbuch in den letzten Jahren neu in seine aktuelle 42., 1056 Seiten umfassende Ausgabe auf, unter anderem „Altenbetreuer“ , „anzipfen“ , „ablösefrei“ , „Audiobook“ , „Afro-Look“ , „Alkopops“ , „Blutdoping“ , „skypen“ , „Sudoku“ , „Blog“ , „Linux“ , „MP3- Player“ , „Wikipedia“ . Aber Wörter werden nicht nur „geboren“, manche „sterben“ auch. Dazu gehören nicht nur vor Jahrhunderten gebrauchte Wörter, denen Sie in diesem Kapitel begegnet sind, wie miselsuht , saelde , minneclich , mislîch , erbære , verbære . Das „Sterben“ von Wörtern vollzieht sich ständig, unter unseren Augen. Blümchenkaffee , Felleisen , hold , Laufpass , Muff , Oheim sind vor nicht allzu langer Zeit aus unserem aktiven Wortschatz verschwunden. Ob ein Wort noch ins „Wörterbuch“ kommt, das entscheiden die Wörterbuchverfasser. Sollte ein Wort im Internet oder in Zeitungen und Zeitschriften nur noch selten auftauchen, wird es als „veraltendes“ oder „veraltetes“ Wort kennzeichnet, wie zum Beispiel im Österreichischen Wörterbuch „Backfisch“ für Teenager, „Fürtuch“ statt Schürze, „Gigerl“ für angeberische Modefreaks oder „Muhme“ für Tante. Wird ein Wort in der Öffentlichkeit gar nicht mehr gebraucht, wird es auch aus den Wörterbüchern entfernt. Das kann auch mit modernen, aber kurzlebigen Wörtern passieren. So sind zum Beispiel aus der letzten Ausgabe des ÖWB „affengeil“ und „megacool“ verschwunden. WESHALB WÖRTER VERSCHWINDEN Oft wird ein Wort durch ein anderes, moderner klingendes ersetzt, welches das gleiche Objekt oder den gleichen Sachverhalt beschreibt: Behuf > Zweck , Harm > Kummer, Lotterbett > Couch, Reklame > Werbung, Stelldichein > Verabredung, Rendezvous > Date. So wie ein Trampelpfad durch eine Wiese zunächst nur von wenigen beschritten wird, dann aber von immer mehr Leuten, wodurch er immer breiter wird, so ist es auch mit neuen Wörtern: Da kaum jemand sich einer „zeitgemäßen“ Kommunikation entziehen möchte, passen sich die Sprecherinnen/Sprecher dem modernen Wortgebrauch an, verstärken ihn dadurch und machen ihn zur Gewohnheit. Aus welchen Gründen sich die Sprache verändert Wörter verschwinden, verändern ihre Form, neue Wörter kommen hinzu – was sind die Gründe dafür? Manche Wörter verschwinden mit den Dingen oder Tatsachen, die sie bezeichnen: Wenn es keine Kassettenrekorder mehr gibt, gibt es auch keinen „Bandsalat“. Manche Wörter klingen „moderner“; wenn sie einmal in Mode kommen, werden sie von vielen verwendet: Date ist moderner als „Stelldichein“. Aber auch Modewörter sind der Mode unterworfen: War „affengeil“ vor einiger Zeit noch „in“, ist es jetzt „out“. Schließlich ist die Sprachökonomie verantwortlich, dass Wörter eine einfachere Form annehmen: Wir wollen mit dem geringsten sprachlichen Aufwand verstanden werden: „Herr“ ist einfacher als das althochdeutsche „heriro“. Manche Wörter verschwinden mit den Dingen, manche Wörter überleben „nur“ in der Mundart Manche Objekte verschwinden aus unserem Alltag wie der Paternoster , eine alte Art von „ewigem“ Aufzug, oder die Wählscheibe des Telefons. Die entsprechenden Wörter müssen allerdings immer dann verwendet werden, wenn über das mit dem Wort bezeichnete Objekt gesprochen wird. Zwar ist der Schilling durch den Euro ersetzt worden, aber in bestimmten Zusammenhängen, wenn es zum Beispiel um die Geschichte der österreichischen Währung geht, muss der Begriff natürlich verwendet werden. Wörter können auch veralten, obwohl die Gegenstände als solche weiter vorhanden sind. Diese Veränderung kann ein Wort als Ganzes betreffen. Aus dem Bürgersteig wurde zunächst das Trottoir und später der Gehsteig . Aus dem Parapluie wurde der Regenschirm . Manchmal verändert sich nur ein bestimmter Aspekt, wie die Schreibweise: Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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