Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPRACHRAUM 1 Mündlich kommunizieren 14 Sprachreflexion Mündliche Kompetenz Der Beziehungsaspekt in Gesprächen Jede Äußerung in einer Kommunikation hat neben einem Inhaltsaspekt (= das, was in einer Äußerung ausgesagt wird, z. B. „Es ist 19 Uhr.“) auch Beziehungsaspekte , nämlich einen ƒƒ Selbstoffenbarungsaspekt (z. B. „Es ist 19 Uhr.“ = „Ich bin ungeduldig und habe es eilig.“) ƒƒ Beziehungsaspekt im engeren Sinne (z. B. „Es ist 19 Uhr.“ = „Du bist ein Langweiler!“) ƒƒ appellativen Aspekt (z. B. „Es ist 19 Uhr.“ = „Beeile dich bitte!“) Legen Sie in den Satz „Du hast ja ein neues Mountainbike!“ verschiedene Aspekte der Kommunikation (z. B. Bewunderung, Neid …), und variieren Sie entsprechend Tonfall, Mimik und Gestik. 1.4 Diskutieren Sie, welche Aspekte der Kommunikation folgende Frage eines Elternteils an Sie enthalten könnte: „Gehst du wieder in dieses Lokal?“ 1.5 Eine Lehrerin/ein Lehrer sagt zu Ihnen: „Warst du gestern wieder einmal beim Arzt?“ Sie selbst werden nun einzuschätzen versuchen, wie sie/er diese Aussage denn wirklich gemeint hat, und z. B. (je nach Einschätzung Ihrer Beziehung) freundlich, bereitwillig, böse oder schnippisch antworten. Was/wie könnten Sie darauf konkret antworten? 1.7 Ordnen Sie die folgenden Äußerungen, die mit dem Satz „Was ist das Grüne hier in der Soße?“ eines Mannes beim Mittagessen an seine Frau gemeint sein können, den verschiedenen Beziehungsaspekten zu. Diskutieren Sie mit Ihren Mitschülerinnen und Mitschülern. „Koch einmal ganz normal, ohne Experimente!“ – „Schaut interessant aus, was ist das wohl?“ – „Sag mir, was das ist, ich bin neugierig!“ – „Ich hasse deine komischen Mischgerichte …“ – „Mir graust …“ – „Ich bewundere deine Kochideen!“ Selbstoffenbarungsaspekt Beziehungsaspekt im engeren Sinne appellativer Aspekt 1.6 2. DER BEZIEHUNGSASPEKT AUS SICHT DER ANGESPROCHENEN 1. DER BEZIEHUNGSASPEKT AUS SICHT DER SPRECHENDEN Der Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun hat dazu ein verfeinertes Modell entwickelt und analysiert, wie zumeist auf Aussagen reagiert wird, wie man diese „hört“. – Aussage der Mutter: „Du sitzt schon seit drei Stunden vor dem Fernsehgerät!“ ƒƒ Ohr 1: der Sachverhalt, die Information, der Inhaltsaspekt („Wirklich schon drei Stunden?“) ƒƒ Ohr 2: Einschätzung, wie es mir gerade geht, meine Beziehung zur Sprecherin („Mir taugt’s, und sie nörgelt.“ – „Sie kritisiert mich schon wieder!“) ƒƒ Ohr 3: Einschätzung, wie es der Sprecherin gerade geht („Oje, sie ist schlecht gelaunt!“) ƒƒ Ohr 4: Einschätzung, was die Sprecherin will („Aha, ich soll lernen gehen!“) Meist ist man auf drei der vier Ohren „taub“ und hört nur mit einem der vier Ohren. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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