Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPRACHRAUM 11 Sprache und Texte aus Mittelalter und Moderne 136 Vergleichen Sie Bilder und Texte! Beschreiben Sie die Darstellung und das Wappen Hartmanns von Aue und Walthers von der Vogelweide aus der berühmten „Heidelberger Liederhandschrift“, die am Beginn des 14. Jahrhunderts entstand und in 137 Porträts die bedeutendsten Dichter des Mittelalters präsentiert. Alle Porträts dieser Handschrift kann man downloaden unter http://diglit.ub.uni -heidelberg. de/diglit/cpg848/. Die Darstellung Walthers entspricht genau einigen Versen aus Walthers Sprüchen: Ich saz ûf eime steine / und dahte bein mit beine: / darûf satzt ich den ellenbogen / ich hete in mîne hant gesmogen / das kinne und ein mîn wange. / do dâhte ich mir vil ange / wie man zer welte sollte leben. Versuchen Sie mit Hilfe des Bildes diese Verse zu „übersetzen“! Ein Hinweis: „dahte“ = deckte, „ange“ = bange, „welte“ = Welt. Informieren Sie sich im Internet über Meinungen zur möglichen Waldviertler Herkunft Walthers von der Vogelweide. Nähere interessante Informationen finden Sie unter www.walthers.at und unter www.doellersheim.at/doellersheim/Das_Buch/Walther/walther.HTM. 11.2 a b Textkompetenz Literarische Bildung Der Mittelalter-Kontext: Das Tugendsystem Hartmann stattet seinen Heinrich mit allen Eigenschaften aus, welche die ritterliche Gesellschaft des Mittelalters von ihren Mitgliedern fordert. Bestandteile dieses „Tugendsystems“ und gleichzeitig Lebensziele, die angestrebt werden sollen, sind êre, muot, milte (Freigebigkeit gegenüber den Armen), triuwe (Ergebenheit dem Lehensherrn gegenüber, Treue gegenüber der Frau, Opferbereitschaft gegenüber Freunden und Anvertrauten), stæte (Beständigkeit), mâze (Maßhalten, Verzicht auf Verschwendung, Zorn, Gier). Daraus soll sich ein Leben voll hôhem muot – seelischer Freude – und sælde – Glück – ergeben. Alle diese Tugenden werden zusammengefasst in der höveschheit , dem standesgemäßen Benehmen, das im Gegensatz steht zur dörperheit – den rohen Sitten der Bauern. 3. ETAPPE: WAS WEISS MAN ÜBER DIE LEBENSDATEN HARTMANNS? Vor allem auf Indizien, Vermutungen und Kombinationen aufgebaut ist auch die Suche nach Anhaltspunkten für Hartmanns Lebenszeit. Gottfried von Straßburg, der die Werke Hartmanns und „sîne kristallînen wortelîn“ besonders schätzt, erwähnt ihn in seinem um 1210 entstandenen „Tristan“ noch unter den Lebenden. Der Epiker Heinrich von dem Türlin erwähnt in seinem Werk „Die Krone“, entstanden um 1220, Hartmann als verstorben. Berücksichtigt man nun, dass Hartmann fünf zum Teil äußerst umfangreiche epische Werke geschrieben hat, die ihre Zeit zur Abfassung brauchten, und er sich im ersten dieser Werke als „jungelinc“ bezeichnet, so kommt man zum Schluss, dass der Dichter zwischen 1160 und 1165 geboren wurde und zwischen 1210 und 1220 gestorben ist. Präsentieren Sie mittelalterliche Autoren! Informieren Sie sich gruppenweise in Lexika, Literaturhandbüchern und im Internet über die vermutlichen Lebensdaten von Walther von der Vogelweide, Gottfried von Straßburg und Wolfram von Eschenbach, und präsentieren Sie Ihre Ergebnisse in der Klasse. 11.3 Hartmanns Held: der „arme Heinrich“ 1. ETAPPE: DER „HERRE HEINRICH“– EIN VORBILDHAFTER RITTER Hartmann von Aue präsentiert seinen Helden als großes Vorbild: Heinrich ist gebildet, sein Lebenswandel ist ohne Makel, er ist Zuflucht für alle in Not Geratenen, er beschützt Verwandte, ist freigebig, ist ein gesuchter Ratgeber, verschont Bauern vor strengen Steuern und Abgaben, gewährt ihnen Schutz, kurz: er was ein bluome der jugent, der werlte fröude ein spiegelglas […], alsus kund er gewinnen der werlte lop unde prîs. er war hövesch und dar zuo wîs. Er war eine Blüte der Jugend, ein Spiegelbild für alle Freuden der Welt, und so erwarb er die Gunst und Anerkennung der Menschen, und er hatte eine vornehme Bildung und war klug. 2 4 6 8 Nur zu Prüfzwecken – Eig ntum des Verlags öbv

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