Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

135 Das c wird als „k“ gesprochen ( „tac“ ), das z wird am Wortbeginn und nach Konsonanten als „z“ gesprochen (zuo, herze), sonst als scharfes „s“ : daz , wazzer ; das v wird als „f“ gesprochen. Um den Rhythmus nicht zu beeinträchtigen, wird ein Vokal am Ende eines Wortes – meist ein e – nicht gesprochen, wenn das folgende Wort mit einem Vokal beginnt: ze Ouwe = „zOuwe“ . Literarische Bildung Textkompetenz Der Mittelalter-Kontext: Die Suche nach den Autoren Mit den Hinweisen, die Hartmann selbst gibt, wissen wir mehr, als zum Beispiel der bedeutendste Minnesänger des Mittelalters, Walther von der Vogelweide, oder die großen Vertreter der höfischen Epik, Gottfried von Straßburg (Tristan) oder Wolfram von Eschenbach (Parzival) über sich selbst aussagen. Gottfried und Wolfram erscheinen überhaupt in keiner Urkunde, Walther in einer einzigen: Der Bischof von Passau lässt aufzeichnen, dass er am 12. November 1203 dem „Sänger“ Walther von der Vogelweide in der Nähe von Zeiselmauer im niederösterreichischen Donautal fünf Schillinge für den Kauf eines Pelzmantels geschenkt hat – ein beachtliches Geschenk für einen Künstler. Vom Verfasser des Nibelungenliedes, des bedeutendsten Werkes der Heldenepik, entstanden um 1200, kennen wir nicht einmal den Namen. Das ist kein Zufall, die Urkunden des Mittelalters wurden mit politischen und kriegerischen Ereignissen gefüllt, nicht mit der Erwähnung von Künstlern. Während jedoch Gottfried zumindest seiner Herkunft nach leicht bestimmbar ist – Straßburg im Elsass – und auch das Eschenbach, aus dem Wolfram stammt, ziemlich sicher als das heutige Wolframs-Eschenbach in Franken angesehen werden kann, ist die Herkunft Walthers von der Vogelweide weniger klar. Die neueste These meint, Walther stamme aus dem niederösterreichischen Waldviertel. Dort gibt es auch ein Dorf, das den Namen „Walthers“ trägt. Wer ist Hartmann von Aue? Beschreiben Sie die Informationen, die sich aus diesen Versen zu Hartmanns Namen, Stand/sozialer Stellung und Bildungsgrad ergeben. Besprechen Sie mit Ihrem Deutschlehrer/Ihrer Deutschlehrerin, welche gesellschaftliche Stellung zur damaligen Zeit ein „dienstman“/„Lehensmann“ hatte! Welche Institutionen vermittelten im Mittelalter Kenntnisse in Lesen und Schreiben? In welchem – für die mittelalterliche Epik typischen – Reimschema ist die Einleitung abgefasst? Aus welchen Versfüßen (Jambus, Trochäus …) bestehen die Verse? 11.1 a b c 2. ETAPPE: WOHER STAMMT HARTMANN? Name, gesellschaftlicher Stand und Bildung Hartmanns sind also bekannt. Viel weniger wissen wir über seine Herkunft. Der Ortsname „zOuwe“ – in der Au (Land am Wasser) – gehört auch heute zu den besonders verbreiteten. Die Wissenschaft hat mit geradezu kriminalistischem Spürsinn versucht, Hartmanns „Ouwe“ zu finden: Der Held der Erzählung vom „Armen Heinrich“, Herr Heinrich, „was von Ouwe geborn“ . In Hartmanns Erzählung „Gregorius“ heißt es „Ich enwart nie mit gedanke ein Beier noch ein Vranke.“ – „Nicht einmal in Gedanken war ich ein Bayer oder ein Franke“. Diese Aussage kann auf Schwaben hinweisen, das die heutige deutschsprachige Schweiz, das Elsass, das südliche Baden-Württemberg und das „bayrische“ Schwaben bis zum Lech umfasste. Trotz langen Bemühens – die wissenschaftliche Beschäftigung mit der deutschen Dichtung des Mittelalters begann in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts, unter anderem mit den Gebrüdern Grimm – sind die Germanisten auch heute nicht viel weiter gekommen: Hartmann stammt vermutlich aus dem schwäbisch-alemannischen Raum, worauf auch seine Dichtersprache hinweist. Auch das Wappen, das Hartmann führt – weiße Adlerköpfe auf blauem Grund –, gehört zu einem Grafengeschlecht in dieser Region, dem der Dichter diente. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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